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Irrflug

Irrflug

Titel: Irrflug
Autoren: M Bomm
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Reutte nach Ehrwald heraufgeflogen, nur um Sightseeing zu machen.
    Dieses Flugzeug aus Westen schien auch eher durch die Täler kurven zu wollen. Es war viel zu tief, um noch vor dem mächtigen Berg die Höhe der Aussichtsplattform erreichen zu können. Das Motorengeräusch kam näher, irgendwie bedrohlich nahe. Urplötzlich ein gewaltiger Schlag. Das gleichförmige Brummen ging in ein Inferno aus krachendem und splitterndem Material über. Metall zerbrach, Gestein bröckelte. Irgendetwas stürzte über Felsenhänge, rutschte und fiel. Augenblicklich herrschte wieder Stille.
    Einige Besucher, denen das seltsame Geräusch aufgefallen war, versuchten an die Ostseite der Plattform zu gelangen. Doch so sehr sie sich auch über das Geländer beugten, nirgendwo war etwas Auffälliges zu erkennen.
     
    Nachdem der Phantom-Pilot berichtet hatte, was vor seinen Augen geschehen war, trat im schmucklosen Lehrsaal der Ulmer Polizeidirektion betretenes Schweigen ein. Häberle war der Erste, der es, tief Luft holend, resignierend brach: „Ein irrer Hund.” Noch immer starrten er und seine Kollegen auf die Landkarte, wo das Lineal auf die Zugspitze gerichtet war. Dann gab er seinen Kollegen Instruktionen für die weitere Behandlung des Falles. Insbesondere musste sich jetzt jemand um Frederik Steinke kümmern, der nach seinem Funkgespräch mit Rottler die ganze Zeit über in einem Zimmer der Polizeidirektion betreut wurde. Die Staatsanwaltschaft, daran bestand keinerlei Zweifel, würde seine Festnahme beantragen – wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe. Aber dies war Sache der Steuerfahnder.
    Häberle bat darum, nach Göppingen gebracht zu werden. Die Kollegen der Hubschrauberstaffel, die noch immer bei der Donauhalle in der Friedrichsau standen, boten sich an. Häberle wurde deshalb mit dem Streifenwagen zu dem Landeplatz gebracht und war schon nach einer Viertelstunde auf dem ›Rigi‹ der Göppinger Bereitschaftspolizei, wo ihn ein Streifenwagen abholte.
    Linkohr wartete bereits sehnsüchtig auf das Eintreffen seines Chefs. Insgeheim war er ein bisschen enttäuscht, in der Endphase des Geschehens nicht dabei gewesen zu sein. Er freute sich aber mächtig, als ihm Häberle auf die Schulter klopfte: „Mensch, Linkohr, wir waren wieder ein tolles Team.” Doch eigentlich fühlte sich der Kommissar nicht gut.
     

39
    Für Sonntagmorgen hatte sich Häberle mit Horst Hauff auf der Hahnweide verabredet. Es war ein strahlender Sommertag. Er fühlte sich erleichtert, aber keinesfalls zufrieden. Hauff hingegen wirkte entspannt. Während auf dem Flugplatz bereits die Segelflieger aktiv waren und auch die ersten Charterkunden schon ihre Motormaschinen checkten, bat Hauff seinen Gast in das kühle, weil abgedunkelte Büro.
    Häberle, in khakifarbenem Freizeitlook gekleidet, lehnte sich auf dem Besucherstuhl zurück. „Sie waren uns eine große Hilfe, Herr Hauff. Es ist mir deshalb ein Bedürfnis, Ihnen für die kooperative Zusammenarbeit zu danken.”
    Hauff lächelte und beugte sich zum Fenster, um den Rollladen hochzuziehen. „War doch selbstverständlich”, entgegnete er mit seinem bayrischen Akzent, „wissen Sie, die Fliegerei ist so schön und so phantastisch, dass es schade ist, wenn sie von solchen Typen in ein falsches Licht gerückt wird.”
    Auch Häberle lächelte und verschränkte die Arme vor der Brust. „Dank Ihrer Mithilfe hab’ ich sogar dieses phantastische Gefühl mal genießen können.”
    „In jeder Sportart gibt’s Idioten”, erklärte Hauff, „nur in der Fliegerei wird gleich alles überzogen. Schauen Sie sich die Sonntagszeitung heut’ an! Unglaublich, was da verzapft wird. Und schon wird wieder nach strengeren Reglementierungen geschrieen. Dabei haben wir die strengsten weit und breit.”
    Häberle zuckte gelassen mit den Schultern. „Da muss man drüber stehen.”
    „Wenn ein Idiot so etwas macht, wie dieser Rottler”, fuhr Hauff fort und schien sich etwas von der Seele reden zu wollen, „dann kann man doch nicht gleich alle Flieger in einen Topf werfen. Niemand spricht drüber, wie viel Verrückte auf der Autobahn rumrasen oder als Geisterfahrer die schlimmsten Unfälle verursachen – und eine permanente Gefahr für die Allgemeinheit darstellen.”
    Häberle nickte zustimmend. „Das brauchen Sie mir nicht zu sagen. Ich jedenfalls bin davon überzeugt, dass Fliegen eine wunderschöne Sache ist.”
    „Und eine sichere obendrein. Wenn die Ausbildung für den Führerschein genauso streng
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