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Irrflug

Irrflug

Titel: Irrflug
Autoren: M Bomm
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ich, da hab’ ich die Tasche in der Nacht in Sicherheit bringen wollen. Der Rest dürfte Ihnen hinlänglich bekannt sein.” Rottler atmete auf und ließ die Sprechtaste los. Die Cessna hatte inzwischen wieder Neu-Ulm überflogen und die Donau erreicht. Er beließ die Maschine im Geradeausflug – in Richtung Münster. Sie war jedoch deutlich höher, als die Turmspitze.
    „Danke”, meldete sich Häberle ruhig, „danke, Herr Rottler.” Er machte eine Pause. „Ich glaub’, jetzt besteht kein Grund mehr zur Panik. Ich glaub’, es wär’ besser, Sie würden in Erbach landen.”
    Über Rottlers Gesicht huschte ein Lächeln. Der Münsterturm zog unter ihm vorbei.
     
    Rottler antwortete nicht. Häberle ließ sich auf den Hintersitz des Streifenwagens fallen. Er war die ganze Zeit über vor dem Fahrzeug gestanden und hatte sich angestrengt auf das Gespräch mit Rottler konzentriert, dabei aber auch aus sicherer Distanz, vor der Polizeidirektion, die waghalsigen Flugmanöver der Cessna beobachtet und sich gesorgt, als sie einmal eine Zeit lang aus seinem Blickfeld verschwunden war. Jetzt hatte sie offenbar wesentlich höher, als die vielen Male zuvor, den Münsterturm und dann die Fußgängerzone Hirschstraße überflogen. Wieder ging ein Raunen durch die Menschenmenge, die sich hinter den Absperrbändern versammelt hatte.
    Ulms Polizei-Chef Gebhard Brandel, der die ganze Zeit über an der Seite des herbeigeeilten Oberbürgermeisters gestanden war, ging zu dem Streifenwagen, in dem Häberle erschöpft auf dem Rücksitz saß, die Beine ins Freie gestellt, das Mikrofon noch immer in der Hand. Brandel fragte zweifelnd: „Sie meinen, der landet?”
    „Wenn er’s nicht tut, soll ihn der Teufel holen”, erwiderte Häberle ernst, „schicken Sie ein paar Streifen und vorsorglich das Rote Kreuz nach Erbach raus.” Der PD-Leiter wandte sich ab und gab seinen Führungskräften Instruktionen. Sofort setzten sich Einsatzfahrzeuge mit Martinshorn und Blaulicht in Bewegung. Am Himmel über Ulm war wieder Ruhe eingekehrt.
    Häberle lehnte sich in dem Pkw-Sitz zurück und holte tief Luft. Er war völlig verschwitzt.
     
    Bei der Sonderkommission in Kirchheim waren die Ereignisse in Ulm atemlos verfolgt worden. Zwar hatte man dort den Flugfunk-Verkehr nicht hören können, dafür aber waren die Beamten von einem Ulmer Kollegen telefonisch auf dem Laufenden gehalten worden. Unterdessen hatten Göppinger Kriminalisten die schöne Wirtin Elvira Schneider festgenommen. Die Frau hatte sich in ihrer ›Down-Town‹ Kneipe widerstandslos und ohne Aufsehen mitnehmen lassen. Einer Bedienung, die so etwas wie ihre Stellvertreterin war, hatte sie lediglich im Vorbeigehen gesagt, sie werde wohl ›für einige Zeit‹ nicht mehr da sein können. Jetzt saß sie, die, wie immer an diesen heißen Sommertagen, ihre Shorts und eine enge Bluse trug, in einer kühlen Zelle des Göppinger Polizeireviers. Zuvor hatte ihr Linkohr im Beisein einer Beamtin und eines uniformierten Kollegen noch einmal detailliert dargelegt, was ihr vorgeworfen wurde. Sie aber verweigerte trotzig die Aussage, zeigte sich empört und verlangte nach einem Anwalt. Auf dem Weg in den Keller, wo sich die Zellen befanden, wurde sie allerdings kleinlaut. Während der Uniformierte die schwere Tür in den kleinen Raum öffnete, drehte sich Elvira Schneider zu der Beamtin um: „Den Mord werdet ihr mir nicht anhängen können”, sagte sie leise und erschrak, als sie die spärlich eingerichtete Zelle sah. Durch vergitterte Glasbausteine fiel nur wenig Tageslicht. Von der Sonne war hier nichts mehr zu sehen. Dann hörte Elvira Schneider, wie sich die Tür hinter ihr schloss und ein Riegel vorgeschoben wurde.
     
    Häberle drückte die Mikrofontaste. „Rottler, wo sind Sie?”, fragte er. Doch es kam keine Antwort.
    Der Soko-Chef versuchte es noch zwei-, dreimal, um dann, inzwischen wieder aus dem Fahrzeug gestiegen, an die Führungskräfte gewandt, festzustellen: „Wo ist der Hund hin?”
    Häberle beugte sich durch die Beifahrertür in den Streifenwagen, um das in der Konsole eingebaute Polizeifunkgerät betätigen zu können. Er rief seine Kollegen, die jetzt auf dem Flugplatz Erbach eingetroffen sein mussten. Antwort: „Nichts in Sicht, keine Maschine da”, krächzte eine Stimme aus dem Lautsprecher.
    Im Flugfunkgerät, das auf dem Rücksitz lag, meldete sich dafür eine andere Stimme. Es war der Pilot der Phantom. „Zielobjekt auf Südkurs.”
    Häberle stutzte. Er griff
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