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Irrflug

Irrflug

Titel: Irrflug
Autoren: M Bomm
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gut beleibte Beamte.
    Der Angesprochene schluckte und holte tief Luft. „Nicht namentlich, nein, aber gesehen hab’ ich sie schon mal, glaub’ ich jedenfalls”, sagte er mit leicht bayrischem Akzent.
    „Hier auf dem Platz?” Der Beamte machte sich auf einem Blatt Papier, das auf ein Brettchen gespannt war, kurze Notizen.
    „Ich denke, ja. Wahrscheinlich war sie Passagier. Wissen Sie, unsere Piloten laden oft jemanden zu einem Rundflug ein.”
    Der Polizist nickte verständnisvoll und wischte sich Schweiß von der Stirn. In diesem Moment fuhr ein weißer VW-Kombi mit Esslinger Behördenkennzeichen vor. „Die Kollegen von der Kripo”, sagte der Uniformierte und deutete auf die vier Männer, die aus dem Wagen stiegen. Einer davon, der durch seine Größe alle anderen überragte, kam sogleich auf den Streifenpolizisten zu: „Hallo Schorsch”, sagte er und schüttelte ihm die Hand, „mal ein ganz neuer Tatort.” Der Kriminalist, der ein Praktiker zu sein schien, trug ein kariertes Hemd und eine helle Hose, wirkte jugendlich und sportlich, war braungebrannt. Er kniff in der Helle des Morgens die Augen zusammen und blickte zu der Menschenansammlung hinüber, die sich um das Absperrband drängte. Die drei anderen Kriminalisten, alles junge, schlanke Männer, waren bereits damit beschäftigt, ihre Geräte zur Spurensicherung aus dem Kombi zu laden.
    Der Uniformierte wies auf Horst Hauff: „Das ist der Chef hier auf dem Platz.”
    „Guten Morgen, ich bin Markus Deutschländer, Kripo Kirchheim”, stellte sich der Kriminalist vor. Er stand wie ein Kleiderschrank in der Landschaft und schaute auf den wesentlich kleineren, jedoch wieselflinken Chef der Motorflugschule hinab. Die beiden Männer schüttelten sich die Hände. „Bitte halten Sie sich zu unserer Verfügung”, ordnete er an, ging die paar Schritte zum Absperrband und stieg drüber. Dort kniete der Notarzt abseits der toten Frau und sortierte seine Utensilien wieder in den Alu-Einsatzkoffer. Deutschländer kannte den Mediziner und nickte ihm zu. „Und?”, fragte er knapp.
    „Starke Wunde am Hals”, antwortete der Arzt und klappte seinen Metallkoffer zu.
    „Todeszeitpunkt?”
    „Noch nicht lange her”, erwiderte der Arzt und stand auf, „drei bis vier Stunden.”
    „Welche Art von Tatwaffe vermuten Sie?”
    „Schwer zu sagen. Muss die Obduktion ergeben, ein kräftiger Schlag mit einem Werkzeug, mit einer Eisenstange vielleicht.”
    Deutschländer verzog die Mundwinkel. „Danke”, sagte er und ging zu dem Uniformierten zurück, der noch immer mit dem Chef der Motorflugschule zusammen stand. „Haben wir eine Tatwaffe gefunden?”, fragte der Kriminalist.
    Der Uniformierte zuckte mit den Schultern. „Bisher nicht, aber ich denke, wir müssen weiträumig suchen.”
    Horst Hauff schien erst jetzt zu begreifen, welche Dimension der Fall annehmen würde. „Sie sagen Tatwaffe?”, fragte er mit trockener Stimme, „Sie meinen, diese Frau wurde umgebracht?”
    „Nach nichts anderem sieht das aus”, erwiderte Deutschländer überzeugt, „das scheint mir ein glasklarer Mord zu sein.”
     
    Frederik Steinke versuchte, gelassen zu bleiben. Eigentlich hätte er an diesem Morgen Wichtigeres zu tun gehabt, als sich mit einem Betriebsprüfer auseinanderzusetzen, der mit einer Geduld und Genauigkeit, wie sie nur ein Finanzbeamter aufbringen konnte, seit Monaten in Akten und Dateien schnüffelte.
    Sein Gegenüber, Erich Altmann, hatte sich handschriftliche Notizen gemacht, die mehrere DIN-A-4-Seiten füllten. „Ich sollte noch einige Unterlagen zu den ausländischen Gesellschaften haben”, erklärte der Finanzbeamte und verzog die Mundwinkel zu einem leichten Lächeln.
    „Kein Problem”, entgegnete ihm Steinke, um nach kurzer Pause hinzuzufügen: „Allerdings ist mein Finanz-Experte heute auf Geschäftsreise. Sie werden verstehen, dass ich mich nicht in allen Details auskenne.” Er lächelte verbindlich und fragte nach: „Kaffee?”
    Altmann lehnte dankend ab.
    „Ich kann Ihnen die Fragen auch schriftlich zukommen lassen”, schlug der Betriebsprüfer vor.
    „Da wäre ich Ihnen dankbar”, stimmte der Vorstandsvorsitzende des Computer-Unternehmens zu, um sogleich bewundernd hinzuzufügen: „Wie Sie das schaffen, sich in diesem Wust von Buchungen, Belegen und Reisekostenabrechnungen zurecht zu finden, ist mir schleierhaft.”
    Wieder huschte ein Lächeln über das Gesicht des Beamten, der sich nun mit verschränkten Armen auf dem
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