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IRRE SEELEN - Thriller (German Edition)

IRRE SEELEN - Thriller (German Edition)

Titel: IRRE SEELEN - Thriller (German Edition)
Autoren: Graham Masterton
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würde eine hervorragende Cocktailbar abgeben. Ein antiker Spiegel, der die gesamte hintere Wand einnahm, dazu ein Tresen aus Marmor und vergoldete antike Stühle malte er sich aus. Er ging durch das riesige Zimmer hindurch zur nächsten Tür, die leicht offen stand. Das hier könnte richtig stilvoll werden.
    Jack schritt hindurch und fand sich in einer gewaltigen gewölbeartigen Diele wieder, die rundum von einer Galerie umgeben war. Von zwei Seiten aus führte eine Marmortreppe in den ersten Stock. Das würde einen großartigen Empfangsbereich abgeben! Von der hohen Decke hing ein riesiger, eiserner Leuchter herab, unter dem ein Baldachin aus Spinnweben zu sehen war. Der Bodenbelag bestand aus einem rot-weißen Schachbrettmuster, das jedoch unter der dicken Schicht aus Staub und Schmutz kaum noch zu erkennen war. Der Putz hatte sich teilweise von der Wand gelöst und Zweige aus Vogelnestern lagen über den Boden verstreut.
    Am Fuß jeder Treppe stand eine lebensgroße Steinstatue einer Heiligenfigur in biblischer Gewandung. Die zwei identischen Statuen hatten die Augen ebenfalls geschlossen. Jack näherte sich einer der beiden Repliken und betrachtete sie aufmerksam. Er wusste nicht, weshalb er all diese Gesichter mit den geschlossenen Augen so beunruhigend fand, doch er konnte es nicht ändern. Wer zum Teufel fertigt denn Statuen mit geschlossenen Augen? Soll das Tod oder Schlafen symbolisieren? Oder will uns der Künstler damit sagen, dass sie einfach unseren Blick nicht erwidern möchten, während wir sie anschauen?
    Egal wie es sich wirklich verhielt, es gefiel ihm nicht. Es vermittelte ihm das ungute Gefühl, dass sich die Augen öffneten und ihn anstarrten, sobald er ihnen den Rücken zuwandte.
    Jack ging drei Stufen nach oben und rief: »Hallo? Hallo! Ist da oben jemand?«
    Es gab kein Echo. Doch irgendwo im Haus war ein leises, schlurfendes Geräusch zu vernehmen. Vielleicht ein Eichhörnchen. Oder ein Vogel. Oder ein kleiner Junge, der wusste, dass er etwas falsch gemacht hatte, als er einfach über die Straße gerannt war und sich bei seiner Flucht dann in einem der oberen Räume versteckt hatte.
    »Hallo!«, schrie Jack. »Kannst du mich hören? Denn ich komme jetzt hoch und hol dich, ob es dir passt oder nicht!«
    Jack stieg die Stufen hinauf, nahm immer mehrere auf einmal und erreichte so in Windeseile den ersten Stock. Als er oben ankam, schaute er zurück auf die zwei Statuen im Gang. Das Licht wurde jetzt schwächer, doch sie strahlten in einem fast schon unnatürlichen Glanz. Keines der Standbilder öffnete allerdings die Augen oder bewegte sich. Jack, mein Freund, du solltest deine Fantasie lieber im Zaum halten.
    Am Ende der Treppe zweigten zwei lange Gänge ab, einer in Richtung des Westturms und einer zu seinem Konterpart im Osten. Beide lagen im Dunkel, doch auf dem Linoleumboden erkannte Jack ganz schwach eine Lichtreflexion. Er holte eine Münze aus der Tasche seiner Regenjacke und warf sie in die Luft. »Kopf nach Westen, Zahl nach Osten«, sagte er zu sich selbst. Die Münze fiel mit der Zahl nach oben auf den Boden.
    Jack schlug den Weg zum östlichen Trakt ein. Er war lang, dunkel und beengt, doch da konnte man später sicher immer noch ein paar zusätzliche Fenster oder Lichtschächte einbauen. Zu beiden Seiten gingen zahlreiche cremefarben lackierte Türen ab. Sie waren allesamt verschlossen, doch jede verfügte über ein kleines Guckloch mit beweglichem Messingdeckel als Abdeckung. Jack spähte in ein paar Räume hinein. Es waren nur Betten und Stühle zu sehen. In einem der Zimmer lag sogar nichts weiter als eine Matratze auf dem Boden.
    Nach jeder sechsten Tür führte ein kurzer Seitengang zur rückwärtigen Seite des Gebäudes und gab den Blick auf ein Fenster frei. Doch sie waren samt und sonders mit einem schwarzen, rautenförmigen, sehr feinen Stahlnetz gesichert, das kaum Licht durchließ. Außergewöhnlich erschien ihm, dass das Netz nicht nur hineingeschraubt, sondern sogar verschweißt worden war. Schon seltsam, dass der Eigentümer so sicherheitsbewusst war, dass er alle Fenster des oberen Stockwerks sorgsam verriegelte, aber nicht an ein einziges der unteren Fenster gedacht hatte.
    Jack lief den ersten Seitengang ab, bis er die Öffnung erreichte. Durch das verstaubte Gitter und das schmierige Glas waren ein Teil des Tennisplatzes, eine Ecke des Schwimmbads und der verwilderte, vernachlässigte Garten zu erkennen. Jack blieb ein paar Minuten am Fenster stehen und spähte
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