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IRRE SEELEN - Thriller (German Edition)

IRRE SEELEN - Thriller (German Edition)

Titel: IRRE SEELEN - Thriller (German Edition)
Autoren: Graham Masterton
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und musste dabei die Fenster vor sich selbst schützen?
    Er erreichte das oberste Podest. Hier bogen sich die Traufen nach innen und formten so ein Mansardendach. Obwohl sich Jack jetzt an einer der höchsten Stellen des Hauses aufhielt, fühlte er sich dort sogar noch eingeengter als in den unteren Stockwerken. Falls er fliehen musste, lagen drei Treppen vor ihm, ein langer, enger Korridor, gefolgt von einem weiteren Treppenlauf, dann einem weiteren Gang, den er passieren musste, um durch die Lounge wieder in das Gewächshaus zu gelangen.
    Er wartete einen Moment ab und zwang sich, ruhig zu bleiben. Noch nie zuvor in seinem Leben hatte er zu klaustrophobischen Anfällen geneigt, doch irgendetwas an diesem Anwesen vermittelte ihm das untrügliche Gefühl, gefangen zu sein. Wahrscheinlich waren es die Fenster, die Tatsache, dass sie alle mit einem Netz gesichert waren. Und die verschlossenen Türen. Er hatte bisher noch kein einziges Zimmer im oberen Bereich unverschlossen vorgefunden.
    Jack machte sich auf den Weg durch den Gang, der sich unter dem Dach über die komplette Distanz des Hauses erstreckte. Es war inzwischen ziemlich dunkel geworden und er konnte kaum mehr als ein paar Schritte vor sich etwas erkennen. Jack tastete sich mit den Händen oben an der Wandbekleidung aus gebeiztem Eichenholz vorwärts, um nicht die Orientierung zu verlieren. An jeder Tür hielt er an und versuchte, den Griff herunterzudrücken. Wenn das Kind an einem der Dachfenster gestanden hatte, musste es ja irgendwie in einen der Räume hineingelangt sein. Und solange es keinen Schlüssel besaß, um sich selbst einzuschließen, würde Jack herausfinden, wo es sich versteckte.
    »Hallo!«, rief er. »Ist da jemand?«
    Jack zerrte an einem weiteren Türgriff. Verschlossen. Er versuchte es beim nächsten. Ebenfalls abgeriegelt.
    Jack war schon den halben Gang entlanggelaufen, als er sich einbildete, das kratzende Geräusch wieder zu hören. Er hielt inne und lauschte. Es schien von hinten zu kommen. Ein tiefes, dunkles Geräusch, als wenn jemand einen Sack Zement vor sich herschob. Es schien sich zu nähern.
    Alarmiert drehte er sich um. Seine Nackenhaare stellten sich auf. Doch da war niemand. Er konnte ja selbst sehen, dass der Gang absolut leer war.
    Und dennoch dauerte das Geräusch an. Sssschhhhhhhhh-sssschhhhhh-ssssschhhhhh ; es klang nachdrücklich, unbarmherzig und durchdrang jede Faser seines Körpers.
    Jack stand einen Moment lang wie versteinert da und lauschte. Dann begann er schneller durch den Gang zu laufen, sich von dem Geräusch weg zum Westende des Hauses zu bewegen. Er versuchte sich an den ersten zwei Türgriffen, doch das Rauschen war immer noch hinter ihm zu hören, also ignorierte er die restlichen Türen und rannte los. Ssssschhhhhhh-ssssschhhhhh-sssschhhhhh hallte es die Wand entlang und an jeder Tür erklang ein merkwürdig dumpfes Klopfen.
    Er gewann den Eindruck, dass etwas Riesiges, Unsichtbares ihm den Gang hinterherjagte, mit dem Körper an den Wänden entlangschleifte und an den Türen rüttelte. Es begann immer lauter und schneller zu werden, Sssschhhh-rumms! Ssschhhhh-rumms! Ssschhhh-rumms!
    Jack rannte jetzt, so schnell er konnte. Der düstere Gang verschwamm vor seinen Augen. Er betete zu Gott, dass am anderen Ende eine Treppe zu finden war. Als er loslief, wäre ihm gar nicht in den Sinn gekommen, dass es möglicherweise nur eine pro Etage geben konnte.
    Das Geräusch drängte ihm hinterher, Sssschhhh-rrrumms! Sssschhhh-rrrumms! Er wusste nicht, was es war oder was zum Teufel es mit ihm anstellen würde. Jack wollte nur noch raus aus diesem Haus, und zwar so schnell ihn seine Beine trugen.
    Fast hatte Jack das Ende des Gangs erreicht. Da war noch eine Treppe, Gott sei Dank! Er hechtete sie hinab, nahm vier oder fünf Stufen auf einmal und schnappte bei jedem Sprung nach Luft. Doch das Geräusch wich nicht aus seinem Rücken, schakka-takka-schakka-takka, glitt hinter ihm her.
    Er hielt sich am Geländer fest und schwang sich die letzten sechs Stufen nach unten, rutschte aus und verstauchte sich den Knöchel. Trotzdem spurtete er den Korridor in der ersten Etage bis zur nächsten Treppe, den letzten Treppenlauf hinunter, den großen Gang entlang durch die Lounge und schließlich über die Stufen hinab zum Gewächshaus und raus in den nassen, abendlichen Nieselregen.
    Keuchend wandte er sich zum Haus um. Was immer es war, hier draußen konnte er sich ihm stellen. Doch um auf der sicheren Seite zu sein,
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