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Irgendwo da draußen - Kriminalroman

Irgendwo da draußen - Kriminalroman

Titel: Irgendwo da draußen - Kriminalroman
Autoren: Grafit
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Ihre Tochter Katja hat uns beauftragt, und ich denke, sie wird ihre Gründe dafür haben.«
    »Katja, ja.« In seinem Gesicht spiegelte sich eine Mischung aus Stolz und Ablehnung. »Katja war immer die Starke. Sie war beliebt in der Schule, die Jungs liefen ihr nach. Corinna stand in ihrem Schatten, sie blieb still und leise im Hintergrund, verkroch sich lieber in ihrem Zimmer, um Bücher zu lesen, als auf lautstarke Feste zu gehen.«
    »Corinna war also Ihre Lieblingstochter?«, vermutete ich.
    »Natürlich war sie das«, antwortete er, ohne nachzudenken. Nach einem Verlegenheitsräuspern fügte er hinzu: »Damit will ich nicht sagen, dass mir Katja nicht ans Herz gewachsen ist. Ich habe selbstverständlich meine beiden Töchter geliebt. Aber mit Corinna verband mich mehr, vielleicht wegen ihrer Schwäche, ihrer Unbeholfenheit. Corinna wollte so souverän, so selbstsicher, so tatkräftig sein wie Katja. Daran ist sie letztlich gescheitert. Wenn Sie einen Grund für Corinnas Selbstmord suchen, dann finden Sie ihn hier.«
    »Und Sie konnten ihr diese Selbstsicherheit nicht geben?«
    »Nein, das konnte ich nicht«, fauchte er. »Ich bin kein Wunderheiler, Herr Wilsberg. Außerdem war ich damals ein viel beschäftigter Mann. Ich hatte eigentlich nur an den Wochenenden Zeit für meine Kinder.«
    »Frau Lahrmann-Tiemen sagte mir, dass Corinna in Behandlung war.«
    »Ja, sie ist zu irgendwelchen Psycho-Quacksalbern gegangen. Gebracht hat es nichts, soviel ich weiß. In den letzten Jahren ist der Kontakt zwischen Corinna und mir, uns, meine ich, nicht mehr so eng gewesen.«
    »Dann wissen Sie sicher auch nicht, wer sie hypnotisiert hat?«
    »Hypnotisiert?«
    »Der Hypnotiseur, möglicherweise handelt es sich auch um eine Frau, hat angeblich in Corinnas Unterbewusstsein die Entführungen durch Außerirdische entdeckt.«
    »Sehen Sie, was für ein Unfug dabei herauskommt? Es stimmt, Corinna hat ein-, zweimal davon angefangen, dass seltsame Wesen nachts in ihr Zimmer kämen, um sie zu einem Raumschiff mitzunehmen. Ich habe das sofort unterbunden und ihr gesagt, dass ich solche Spinnereien nicht hören will. Raumschiffe, ich bitte Sie! Wo sind denn diese Raumschiffe? Das sind doch Fantastereien aus Amerika, Hollywood-Schund.« Er schnappte nach Luft. »Ich weiß, wer dahintersteckt: ihr Freund, dieser Peter Hofknecht. Kennen Sie ihn?«
    »Flüchtig«, sagte ich.
    »Ein absoluter Idiot. Hängt dem Kinderglauben an UFOs an. Kein ernsthafter Wissenschaftler hat jemals ein UFO gesichtet. Es ist tragisch, dass Corinna auf einen solchen Kerl hereinfallen musste.«
    Plötzlich fiel mir eine Frage ein, die ich schon Katja hätte stellen sollen: »War Hofknecht Corinnas erster Freund?«
    Lahrmann lehnte sich auf dem Sofa zurück und schaute über meinen Kopf hinweg. »Kennt ein Vater jede Einzelheit aus dem Leben seiner Töchter? Corinna hatte immer Probleme mit Männern. Das fing in ihrer Mädchenzeit an, sie war zu – schüchtern. Ich nehme an, dass sie unter dem Manko gelitten hat, zumal Katja nur mit dem Finger zu schnipsen brauchte, und schon liefen ihr drei kleine Bastarde nach. Corinna wollte eine richtige Frau sein, und dann hat sie den Erstbesten genommen, den sie kriegen konnte.« Er schluckte. »Hofknecht war jedenfalls der erste Freund, den sie uns vorgestellt hat. Bei der Vorstellung ist es allerdings auch geblieben. Danach hat er sich nicht wieder hierher gewagt. Als ich hörte, dass sie mit ihm zusammengezogen ist, habe ich ihr monatliches Budget gekürzt. Da Hofknecht der geborene Versager ist, blieb ihnen nichts anderes übrig, als in ein abbruchreifes Haus an der Steinfurter Straße zu ziehen, ich habe es mir einmal von außen angeschaut, die reinste Rattenhöhle. Na ja, jeder muss die Konsequenzen seines Verhaltens tragen, nicht wahr?«
    »In gewisser Weise«, wich ich aus.
    »Dieser Mensch hat sogar die Frechheit besessen, bei Corinnas Beerdigung zu erscheinen. Ich habe ihn natürlich vom Friedhof gewiesen.«
    »Natürlich. Er war ja nur ihr Freund. Wie war Corinna eigentlich an der Uni?«, wechselte ich das Thema.
    »Tüchtig. Es fehlte ihr nicht an Intelligenz, und Fleiß gehörte schon immer zu ihren hervorragenden Eigenschaften. Ihre Noten waren gut bis ausgezeichnet, sie hat alle Scheine und Prüfungen im vorgeschriebenen Rahmen bewältigt. Erst in letzter Zeit, so seit einem halben Jahr etwa, schien sie mir nachlässiger geworden zu sein.«
    »Corinna hat Sie weiterhin besucht?«, wunderte ich mich.
    »Warum
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