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Irgendwas geht immer (German Edition)

Irgendwas geht immer (German Edition)

Titel: Irgendwas geht immer (German Edition)
Autoren: Dawn French
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hässlichen Narben und Striemen von all den Jahren in der fordernden Knechtschaft dieser hirnlosen Auswüchse moderner Unterhaltungsindustrie trägt.
    Ich habe mich erboten, ihr am Silvesterabend die Gunst meiner Gesellschaft zu gewähren, musste sie jedoch darüber in Kenntnis setzen, dass ich darauf bestehen würde, ab Mitternacht ausnahmslos mit Master Oscar angesprochen zu werden. Denn genau der bin ich, und ich kann nicht oft genug erwähnen, wie wichtig es ist, Oscar zu sein.
    Zum Glück gewährte Großmama mir diese einfache Bitte. Sie zeichnet sich durch einen geradezu himmelschreienden Mangel an Eleganz aus, doch zugleich ist sie eine wahre Heilige. Ihr Name ist Pamela. Nun, wie hätte sie mit diesem katastrophalen Namen etwas Anständiges aus sich machen sollen?, frage ich Sie. Ich habe eine eherne Regel, die lautet: Traue niemals einer Frau, die Nylonsachen trägt, doch meiner Großmama sei alles verziehen, gehört sie doch zu jenen Geschöpfen, die ihr Dasein in seliger Unwissenheit, was die Freuden des Stils und der Mode betrifft, und ohne ein Fünkchen Stilbewusstsein fristen. Aus diesem Grund habe ich beschlossen, sie nicht zu verhöhnen oder gar zu verärgern, denn so etwas wäre geradezu grausam, und ach, dieses arme Geschöpf, sie ahnt doch nichts vom wahren Ausmaß ihrer Narrheit.
    Allerdings hat sie in Pangbourne, das sie ihre Heimat nennt, den Ruf, so etwas wie eine Expertin für die Zubereitung des köstlichsten Banoffee-Kuchens zu sein, und wahrlich kann ich mich glücklich schätzen, denn der Banoffee-Kuchen mit seiner herrlich bananigen Toffee-Sahnigkeit zählt zu meinen Lieblingsverführungen, denen ich mich mit großer Leidenschaft hingebe. In jenem kulinarischen Erlebnis zu schwelgen, ist ein unfassliches Vergnügen und offen gestanden gewissermaßen ein Grund, weiter am Leben zu bleiben. Welchen anderen könnte ich auch sonst haben?
    Deshalb machte ich mich, voller Vorfreude auf die bevorstehenden leiblichen Genüsse, auf den Weg zum Haus meiner Großmutter, was unglücklicherweise mit zwei Fahrten mit dem Omnibus verbunden war, die jede für sich betrachtet an Langeweile kaum zu übertreffen waren. Ich trug ein Hemd mit hohem Stehkragen und hatte mich mit einem von Mutters Pelzhüten gegen die unwirtliche Kälte gewappnet – ein Ensemble, das mir außerordentlich gut zu Gesichte stand und mir mehr als nur einen bewundernden Blick während meiner Reise einbrachte.
    Schließlich traf ich in Großmutters Domizil ein und musste zu meinem Entsetzen feststellen, dass sie den Abend nicht ausschließlich für mich reserviert hatte, sondern ihre Nachbarin, eine unsägliche Närrin namens Janice, eingeladen hatte, die zum Glück jedoch nur für kurze Zeit blieb – eine Frau mit einem Gesicht, das man sofort wieder vergisst. Noch nie in meinem Leben ist mir ein Geschöpf begegnet, das ein passenderes Aushängeschild für aktive Sterbehilfe gewesen wäre.
    Warum nur fristet Pamela ihr Dasein in der Gesellschaft derart scheußlicher Zeitgenossen? Gewiss war Janice einst die hübscheste Idiotin in ganz England, doch mittlerweile ist sie nicht mehr als eine triste, vertrocknete (nunmehr zweiundsechzigjährige) alte Schachtel, deren größtes Verbrechen darin besteht, zu glauben, sie sei es nach wie vor wert, im Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit zu stehen. Diese Frau befindet sich in seliger Unkenntnis darüber, dass sie zu diesem Zweck die Fähigkeit besitzen müsste, zumindest ein winziges bisschen amüsant oder interessant zu sein, falls das nicht zu viel verlangt ist. Nun, ich bin ständig von tumben Gestalten umgeben, oh ja, das bin ich weiß Gott jeden Tag innerhalb meiner Familie mehr als genug, doch die grauenhafte Janice schießt den Vogel ab, beim Jupiter, das tut sie.
    Die Stunde in ihrer Gegenwart war die reinste Höllenqual, wobei ihre langweilige Familie in Wales, ihre jüngst erworbenen Schätze beim Ausverkauf und ihre schlimm entzündeten, monströsen Fußballen zu den aufregendsten Themen zählten. Ich hätte mich lieber von einem Rudel Wölfe zerfleischen und verschlingen lassen, als in der lähmenden Gesellschaft dieser Frau herumsitzen zu müssen, doch zum Glück zog sie schon bald mit einem Hinweis auf ihren Hund, der dringend Gassi geführt werden musste, von dannen.
    Damit war der Weg frei für Großmamas und mein alljährliches Silvesterprogramm, das aus einer Partie Cribbage, gefolgt von einem großzügigen Stück Banoffee-Kuchen zu Jools Hollands alljährlicher
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