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Irgendwas geht immer (German Edition)

Irgendwas geht immer (German Edition)

Titel: Irgendwas geht immer (German Edition)
Autoren: Dawn French
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lassen. Während Karen also ohne Punkt und Komma über Bratenspritzen, Thermometer, Dampfkocher, Mariniervorschläge und Füllungen schwadronierte, ließ ich meinen Gedanken freien Lauf. Um des nachbarschaftlichen Friedens willen gab ich jedoch vor, wie gebannt an ihren plappernden Lippen zu hängen, und achtete darauf, regelmäßig Laute von mir zu geben, die meine Zustimmung oder Ablehnung signalisieren sollten.
    Während ich also mit den Angetrauten unserer Nachbarn in der Truthahn-Hölle schmorte, saß mein reizender Ehemann mit seinen Kumpels an der Bar und vertrieb sich mit Feiertagszoten die Zeit. Als hätte Weihnachten auch nur ansatzweise etwas Zotiges an sich. Trotzdem schafften sie es, den gesamten Abend diese widerwärtigen Grunzlaute von sich zu geben, als wären sie in einer Tabledance-Bar. Normalerweise lässt mein reizender Ehemann nicht so den Macho raushängen, aber wenn die Jungs zusammen sind, hält sich jeder eisern an die Regeln und benimmt sich so, wie man es von einem richtigen Kerl erwarten würde. Er schwört Stein und Bein, dass ihre Unterhaltungen nichts Schmutziges an sich haben und auch kein einziges abfälliges Wort über ihre Ehefrauen über ihre Lippen kommt.
    Kann es sein, dass ich damit ein Problem habe? Keine Ahnung warum, aber ich empfinde seinen Wunsch, mit den Jungs zusammen und damit getrennt von mir zu sein, jedes Mal als eine Art Verrat. Eigentlich will ich nicht mal wirklich dort sein, geschweige denn bei »den Mädels« zurückgelassen werden. Im Grunde habe ich nichts gegen diese Frauen, ich würde mir sie eben nur nicht als Freundinnen aussuchen. Stattdessen wurden sie mir aufgezwungen, weil mein reizender Ehemann sich regelmäßig mit seinem » G -Team« trifft, wie er es bezeichnet. Es ist ihm gleichgültig, ob sie angemessene Freunde sind. Sie sind da, also sind sie seine Freunde. Es ist eine merkwürdige Vorstellung, dass Männer, die sich rein zufällig im Pub kennenlernen, zu einer verschworenen Gruppe von Kumpels werden können, vereint im Bestreben, sich ihr Feierabend-Guinness (daher auch der Name » G -Team«) hinter die Binde zu gießen – der König der alkoholischen Getränke, nur vollkommen mit seiner schaumigen Krone.
    Als wir um zwölf »Auld Lang Syne« sangen, jubelnd das neue Jahr begrüßten und ich gezwungen war, einem schlaffen, käsigen Typ mit geradezu absurd langen Fingern die Hand zu schütteln, der gerade aus der Herrentoilette kam (und von dem ich genau wusste, dass er nicht den Weg zum Waschbecken gefunden hatte), wurde mir schlagartig bewusst, dass ich keinesfalls zulassen würde, dass das nächstes Jahr wieder geschieht. Nein. Nächstes Jahr wird anders, egal wie, Hauptsache, irgendwie anders. Dafür werde ich sorgen.
    Es gibt wichtige Probleme, die ich in Angriff nehmen werde.
    Ich muss abnehmen.
    Ich muss meine Beziehung zu Dora verbessern, und sie muss mir mehr Respekt entgegenbringen.
    Ich muss dafür sorgen, dass Peter aufhört zu behaupten, er sei mittels psychischem Channeling mit Oscar Wilde verbunden. Das mag vor zwei Jahren noch ganz amüsant gewesen sein, aber mittlerweile finde ich es nur noch besorgniserregend.
    Ich muss an meinem Buch weiterarbeiten, und ich muss mir einen Titel dafür einfallen lassen. Was könnte ein griffiger Titel für einen Ratgeber für Eltern sein, die Probleme mit ihren Teenagern haben? Im Augenblick sind zwei in der engeren Auswahl: Mir doch egal! oder Teenager: Ein Handbuch . Mmmh. Wenn ich es mir recht überlege, könnte das Ausrufungszeichen beim ersten Titel den Eindruck erwecken, das Buch wäre nicht seriös.
    Und ich muss mir ernsthaft Gedanken über meinen fünfzigsten Geburtstag im Oktober machen. Ich kann mich nicht entscheiden, ob ich groß feiern oder mich lieber in einem Erdloch verkriechen will. Ich muss ihn ja nicht unbedingt verleugnen, aber ihn einfach nicht zur Kenntnis nehmen …?
    Mein Entschluss steht fest: Nächstes Jahr um diese Zeit will ich genau wissen, wo ich stehe und wie ich empfinde. Und zwar im Hinblick auf … einfach alles!
    Im Moment fehlt mir irgendwie ein bisschen der Halt. Ich fühle mich alt, fett und hässlich, außerdem bin ich ständig sauer. Vielleicht sind das ja die Wechseljahre. Aber wahrscheinlich ist nur der Restalkohol von all dem Southern Comfort daran schuld, den ich gestern Abend getrunken habe. Und das große Glas, das ich mir vor zehn Minuten genehmigt habe. Als Katerdrink. Apropos Haustier. Es gibt noch ein Familienmitglied, um das ich mich
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