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Irgendwas geht immer (German Edition)

Irgendwas geht immer (German Edition)

Titel: Irgendwas geht immer (German Edition)
Autoren: Dawn French
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ihr nicht erlaubt habe, sich ein Nabelpiercing machen zu lassen. Allerdings sehe ich mich in diesem Punkt absolut im Recht. Kann man seinen Körper noch schlimmer verstümmeln? Allein bei der Vorstellung dreht sich mir der Magen um. Noch dazu wollte sie es in dieser versifften Bruchbude in der High Street machen lassen, die sich wohlklingend »Studio« nennt. Pangbourne Ink, wenn ich das schon höre. Natürlich war ich noch nie drin, aber ich kenne die Schwester dieses Knilchs, dem der Laden gehört. Sie litt letztes Jahr an chronischer Eiterflechte. Wenn Dora sich also einbildet, ich würde sie so etwas Abscheuliches tun lassen, noch dazu in einer schmutzigen Hinterhofbude, kann sie das vergessen.
    Natürlich wird sie bald achtzehn, und wenn sie dann beschließt, sich selbst zu verstümmeln, zahlt sie möglicherweise einen hohen Preis dafür. Ich bin kein Arzt, aber könnten im Falle einer Entzündung nicht auch die Nabelarterien betroffen sein? Wie sollte mein potentielles Enkelkind dann im Mutterleib heranwachsen? Sie riskiert ihre Gebärfähigkeit. Wie selbstsüchtig kann man denn nur sein?

DREI
    OSCAR (16 Jahre)
    Die Qualen, denen ich während der vergangenen Stunde ausgesetzt war, lassen sich nur als unbeschreiblich bezeichnen. Man kann nicht ausschließen, dass die beiden Xanthippen – Mutter, das keifende Ungeheuer, und dieses Schreckgespenst, das sich ihre Tochter nennt – mit ihrem Geschrei unentdeckte Weichtiere auf dem Grund des unendlichen Ozeans aufgeschreckt haben. Mittlerweile versuche ich, die Kunst des »Ohrenverstopfens« zu erlernen und mittels zweier Stücke zusammengezwirbelten Küchenrollenpapiers mein Innenohr vor ihren verbalen Attacken zu schützen. Man sollte annehmen, dass sie eine Wohltat für meine armen geplagten Sinnesorgane darstellen, doch das abscheuliche Geschrei lässt mich dennoch nicht zur Ruhe kommen.
    Ich bin erschüttert über das Verhalten dieser beiden Furien. Darüber, dass sie Klasse und Stil vermissen lassen und damit der Vulgarität ihrer niederen Herkunft gestatten, sich ungehindert Bahn zu brechen. Ich kann nicht zum Ausdruck bringen, wie enttäuscht ich von ihnen bin. All das ist so unsäglich ermüdend. So enttäuschend, dass mir keine andere Wahl bleibt, als mein Haupt für eine Weile auf meine Kissen zu betten und mir etwas Ruhe zu gönnen. Allein die Sicherheit meines Zimmers bietet mir die Einsamkeit und Abgeschiedenheit, derer ich so dringend bedarf. Immer häufiger stelle ich fest, dass die Nintendo- III -Tanzmatte das einzige Vergnügen ist, das sich meiner Aufmerksamkeit als würdig erweist. Zumindest dort findet meine glühende Leidenschaft ihre so unendlich herbeigesehnte Befriedigung. Gute Nacht, mein treues Tagebuch. Ich werde dich schon bald wieder zur Hand nehmen.

VIER
    MO
    Neujahr. Es wird sich alles ändern – diesen Schwur leiste ich jedes Jahr, aber diesmal meine ich es ernst. Alles wird anders werden. Und zwar radikal. Der gestrige Abend war der sichtbare Beweis dafür, dass mein familiäres Umfeld jegliche Freude und Lebensqualität verloren hat. Was ist aus mir geworden? Wer ist diese Frau hier? Wer ist Mo Battle?
    Wie es aussieht, bin ich eine Frau, die sich am Silvesterabend in einen schäbigen Pub wie das Miller’s Arms setzt, um sich mit den Leuten von nebenan zu treffen, zu denen mein reizender, nachbarschaftsliebender Ehemann eine innige Freundschaft aufgebaut hat. Ich hingegen habe absolut nichts mit diesen Leuten gemeinsam und kann sie offen gestanden noch nicht einmal leiden. Wir treffen uns, um eine gefühlte Ewigkeit zu Tode gelangweilt herumzuhocken, bis es endlich zwölf Uhr ist und die Glocken hochoffiziell den Beginn eines weiteren Jahres voller Trägheit und Ereignislosigkeit verkünden. Ich sitze doch tatsächlich zwei geschlagene Stunden in diesem Pub bei Frauen, die mir erzählen, wie vorteilhaft es sei, den Truthahn während der Garzeit regelmäßig zu wenden. Ja, die ersten drei Minuten war ich völlig gefesselt von den hochwissenschaftlichen Erkenntnissen dieses Prozesses – natürlich wandert der Fleischsaft während des Garens in die fetteren Teile des Tieres, ganz besonders aber in die Brust, und ja, ich stimme durchaus zu, dass das Fleisch garantiert saftiger und leckerer wird, wenn man den Vogel mehrfach im Bräter umdreht. Damit war die Grenze meiner Faszination aber auch schon erreicht. Doch nein, ich musste noch weitere 117 Minuten qualvoller Schilderung sämtlicher Einzelheiten über mich ergehen
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