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Invaders: Roman (German Edition)

Invaders: Roman (German Edition)

Titel: Invaders: Roman (German Edition)
Autoren: Peter Ward
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es zu verdanken, dass Geoff so lange hatte arbeitslos bleiben können, denn er hatte ihm eine Unterkunft angeboten, nachdem er gefeuert worden war. Tim war ein bisschen älter und ein bisschen größer als Geoff und hatte außerdem einen Job. Letzteres nahm Geoff zumindest an, da sie nie darüber sprachen, womit sich Tim seinen Lebensunterhalt verdiente. Geoff wusste lediglich, dass Tim meistens zu Hause arbeitete und am Computer Daten analysierte. Die Wände seines kleinen Arbeitszimmers im ersten Stock waren mit Liniencharts bepflastert, sein Schreibtisch mit Diagrammen und komplizierten, handgeschriebenen Gleichungen übersät. Von alldem verstand Geoff überhaupt nichts. Tim ging sehr oft auf Reisen, was offenbar mit seinem Job zusammenhing. Nie sagte er, wohin er fuhr – er verschwand einfach und kam ein paar Tage später wieder zurück. Für Geoff war diese Situation ganz wunderbar – es interessierte ihn nicht, was Tim für einen Beruf hatte, und Tim machte keinerlei Anstalten, es ihm zu erzählen.
    Bereits im ersten Jahr von Geoffs Tätigkeit als Zeitungsausträger hatten sich die beiden angefreundet. Tim hatte Geoff nämlich dabei erwischt, wie er von draußen zum Wohnzimmerfenster hereinstarrte. Tim saß gerade an einem Computerspiel, und Geoff war stehen geblieben, um ihm zuzusehen. Zunächst war das Ganze ein bisschen peinlich gewesen, weil Geoff erklären musste, warum er vor Tims Haus herumlungerte, doch dann hatten sie schnell festgestellt, dass sie zahlreiche gemeinsame Interessen hatten – die vor allem darin bestanden, dass sie beide gern Computerspiele machten und anderen gern dabei zusahen.
    Über Tim als Hauswirt konnte Geoff sich wahrlich nicht beklagen. Er tolerierte Geoffs Abneigung gegen jegliche Form von Arbeit im Haushalt, fragte ihn nie, ob er nach einem Job suche, und brachte das Thema »Miete« – mit der Geoff schon zwei Jahre im Rückstand war – nur selten zur Sprache. Wenn Tim nicht gewesen wäre, hätte Geoff gar keine andere Wahl gehabt, als sich beruflich mit dem abzufinden, wovor er den größten Horror hatte, nämlich in einem grauen Anzug in einem grauen Büro zu sitzen, um graue Gedanken zu denken. Es war wirklich ein toller Zufall, dass er in diesem Haus gelandet war und hier wohnen durfte, ohne irgendetwas dafür tun zu müssen. Manchmal konnte er sein Glück einfach nicht fassen.
    Doch im Moment verdross es ihn, dass er geweckt worden war.
    »Was gibt’s denn?«, fragte Geoffrey den Fisch. Er nahm an, dass Tim in der Realität mit ihm sprach und seine Stimme in seinem Traum zur Stimme des Fischs wurde.
    »Steh auf, Geoff. Nun mach schon …«
    Geoff rieb sich die Augen. Jetzt hatte der Fisch Haare.
    »Du bist ein Fisch.«
    »Klar bin ich ein Fisch. Aufwachen!«
    Plötzlich wurde Geoffrey von einem geradezu unerträglichen Licht geblendet. Offenbar hatte Tim die Vorhänge zurückgezogen. Geoff spürte, wie jemand an seinem Fuß zerrte.
    »Du musst aufwachen, Geoff«, sagte der Fisch.
    Geoffrey stieß ein Murren aus, öffnete widerstrebend die Augen und schirmte sie sofort mit der Hand gegen das grelle Sonnenlicht ab. Der pittoreske See verwandelte sich allmählich in das ästhetisch nicht ganz so ansprechende Wohnzimmer, und der sprechende Fisch nahm die Gestalt von Tim an, den Geoff aber noch nicht deutlich sehen konnte. Er nahm lediglich seine verschwommenen Umrisse wahr sowie den braunen Haarschopf und die schwarz geränderte Brille. Geoff schloss die Augen und öffnete sie wieder, als müsste er sein Gehirn rebooten. Das war schon besser. Jetzt vermochte er auch Details zu erkennen: Tims unerbittlichen Gesichtsausdruck, den Spruch auf seinem T -Shirt, der für diese frühe Morgenstunde viel zu witzig war, und – vor allem! – die Tasse Tee in seiner Hand.
    »Ist der Tee für mich?«, fragte Geoffrey in hoffnungsvollem Ton, schob die Cornflakespackung von seiner Brust und setzte sich auf.
    »Was ist denn mit deinem?«, erwiderte Tim, indem er auf die Tasse vor dem Sofa zeigte.
    »Der ist inzwischen gefroren.«
    »Verstehe«, sagte Tim und reichte ihm die eigene Tasse.
    Tim drehte sich in Richtung Fernseher und nahm die Kleidungsstücke herunter, die Geoff darüber ausgebreitet hatte.
    »Du musst wirklich aufhören, den Fernseher als Wäschetrockner zu benutzen«, sagte er. »Sonst erhitzt er sich wieder.«
    Unter fünf T -Shirts und einer Jeans kam ein staubiger Bildschirm zum Vorschein, auf dem die Worte standen:
    GAME OVER
    Continue? Y/N
    »Oh, ich hatte ganz
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