Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Invaders: Roman (German Edition)

Invaders: Roman (German Edition)

Titel: Invaders: Roman (German Edition)
Autoren: Peter Ward
Vom Netzwerk:
zuschnappen.
    Zoë lachte. »Also echt«, sagte sie, »willst du denn gar nicht nachsehen, von wem der Brief ist?«
    »Nicht unbedingt«, entgegnete Geoff und stopfte den Brief in seine Jackentasche. Seit er vor ein paar Monaten sein Dispolimit erreicht hatte, war er nicht mehr an einem Geldautomaten gewesen. Da Banken beim Gewähren von Krediten immer sehr vorsichtig sind, war es ganz natürlich, dass seine Bank unruhig geworden war und herausfinden wollte, ob er okay sei.
    Während Zoë Geoff durch den Vorgarten und auf die Straße folgte, sortierte sie ein paar Briefe. Da sie nicht in Richtung Briefkasten ging, trennten sie sich und verabredeten lose, irgendwann mal wieder zusammenzukommen. Geoff hoffte, dass dieses »irgendwann« nicht allzu lange auf sich warten ließ.
    Kaum war er ein paar Schritte gegangen, da schwappte ihm eine Ladung Seifenwasser über die Füße. Das konnte nur eins bedeuten: Darren Bell, der Nachbar im Nebenhaus, wusch sein Auto, vermutlich zum dritten Mal in dieser Woche. Als Geoff in die Richtung sah, aus der das Wasser gekommen war, erblickte er in der Tat Darren, der mit nacktem Oberkörper, eine Sonnenbrille in die Stirn geschoben, in seinem Vorgarten stand und einen Eimer voller Wasser in der Hand hatte.
    Als Darren letztes Jahr eingezogen war, hatten Geoff und Tim instinktiv gewusst, dass es besser war, ihm aus dem Weg zu gehen – so wie ein Kind instinktiv weiß, dass es besser ist, nicht von einer Klippe zu springen. Er spielte Musik, die sich wie ein Zementmixer anhörte, fuhr einen Wagen mit abgedunkelten Scheiben und nuschelte beim Sprechen derart, dass man den Eindruck hatte, er hätte einen Golfball im Mund. Außerdem war er jemand, der nur auf Äußerlichkeiten achtete, und war rasch mit seinem Urteil bei der Hand, wenn andere nicht so aussahen, wie es seinen Vorstellungen entsprach. Er ging zweimal am Tag ins Fitnessstudio, hatte künstliche Sonnenbräune, ließ sich mehr als einmal im Monat die Haare schneiden und wirkte im Großen und Ganzen so, als halte er sich ständig bereit, bei einer Reality-Show im Fernsehen aufzutreten.
    »’schuldigung, Geoff!«, rief Darren und stellte den Eimer ab. »Hab dich nicht gesehen!« Das Grinsen in seinem Gesicht verriet, dass das eine Lüge war. Außerdem stand sein Auto gar nicht da, wo er das Wasser hingegossen hatte.
    »Red kein Blech!«, erwiderte Geoff und schüttelte das Wasser von seinen Schuhen. »Das hast du absichtlich gemacht!«
    Darren zuckte die Achseln, als wäre die Sache damit erledigt.
    »Hab gesehn, wie du gerade mit Zoë gesprochen hast«, sagte er grinsend. »Die gefällt dir, was?«
    »Das hast du also gesehen, ja? Aber nicht, dass ich an deinem Haus vorbeikomme!«
    »Verstehe nicht, warum du diesem Mädchen nachläufst«, sagte Darren und hob einen hellgelben Schwamm auf, der vor seinen Füßen lag. »Die ist doch einige Nummern zu groß für dich. Glaubst du allen Ernstes, ein heißer Feger wie die würde sich für einen arbeitslosen Gammler wie dich interessieren?« Er warf den Schwamm so lässig in den Eimer, dass man annehmen konnte, er habe das vorher lange geübt.
    »Ich bin kein arbeitsloser Gammler «, empörte sich Geoff.
    »Ah ja? Dann hast du also einen Job?«, erwiderte Darren und schob sich die Sonnenbrille auf die Nase.
    Geoff tat so, als hätte er ihn nicht verstanden.
    »Wie?«, gab er zurück.
    »Natürlich hast du keinen«, fuhr Darren fort. »Du hast ja gar keine Zeit, nach Arbeit zu suchen, weil du ständig deine beknackten Computerspiele machst.«
    »Wenn du’s genau wissen willst: Ich bin gerade dabei, mich um einen Job zu bewerben«, sagte Geoff und hielt den Brief hoch, den er zum Briefkasten bringen wollte.
    »Und was ist das für ein Job?«, fragte Darren. »Bettentester? Haussitter? Pyjamamodel?«
    »Hör mal, was ist eigentlich dein Problem?«, erkundigte sich Geoff. »Warum bist du immer so fies?«
    »Es geht mir einfach gegen den Strich, dass ich mit meinen Steuern dein Leben finanziere«, erklärte Darren. »Den ganzen Tag sitzt du zu Hause und hast nur deine stupiden Computerspiele im Kopf. Willst du denn gar nichts mit deinem Leben anfangen? Dir einen ordentlichen Job suchen?«
    »Sich einen ordentlichen Job zu suchen und was mit seinem Leben anzufangen sind zwei völlig verschiedene Dinge«, sagte Geoff. Dann trat er über die Wasserpfütze und ging triumphierend davon, obwohl er sich nicht ganz sicher war, ob das eine schlagfertige Antwort gewesen war.
    Innerhalb von zehn
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher