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Intrusion

Intrusion

Titel: Intrusion
Autoren: Will Elliott
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sind Erinnerungen. Ich bin eine Erinnerung. Aber die Welt, die du gemacht hast … du hast mit angesehen, wie ich dorthin ging! Das stimmt doch, oder? Bring mich zu dieser Erinnerung zurück. Du, in einem Pflegeheim. Mit deinen Träumen von der Welt, die du erschaffen hattest. Mit deinen Träumen von Nightfall. Mit deinen Träumen, dass ich den Weg dorthin gefunden hatte. Bring mich zurück, Opa! Sie brauchen mich dort. Ich weiß etwas, das sie unbedingt erfahren müssen. Und … die Krankheit! Das ist der Wall! Das ist … das ist das unheimliche Wesen, das Muse erschuf! Ich kann es bekämpfen! Ich kann es dort besiegen, Opa! Bring mich zurück! Wenn ich es dort besiege, vergeht vielleicht auch deine Krankheit!«
    Er rannte vom Flussufer weg, durch eine Tür, durch noch eine Tür, durch Tür um Tür, Erinnerung um Erinnerung, bis …
    Er stolperte durch den Glaswall.
    Keuchend schaute er sich um. Der Truck von Tom, dem alten Drachenmann, parkte ganz in der Nähe, aber Tom selbst war nirgends zu sehen. Die Landschaft jenseits der spröden grauen Staubschicht, die Somerset bedeckte, war von Rissen und Löchern durchzogen, Spuren klaffender Wunden. So sah das Nichts aus – das freigelegte, blutende Fleisch der Welt, umgeben von einer dünnen, empfindlichen Haut aus Sinneseindrücken.
    Auf der Motorhaube des Trucks saß Slythe, der Meuchelmörder, ein Bein lässig über das andere geschlagen.

KAPITEL 21
    Das Ende
    Der Wind blies fauchend durch den toten grauen Staub und wirbelte Fontänen auf, die Aden bis in die Lungen drangen. Slythe betrachtete ihn grüblerisch, ohne sich vom Fleck zu rühren. Aden ging furchtlos auf den Truck zu. Sein Hass auf den Meuchelmörder war erloschen.
    Ein ferner Donner. Slythe warf einen Blick über die Schulter. »Du bist durch den Wall gegangen«, sagte er.
    »Ja.«
    »Noch erstaunlicher – du bist zurückgekommen. Was hast du drüben gesehen?«
    »Warum willst du das wissen?«
    »Vielleicht kann ich dir helfen.«
    »Ausgerechnet du?«
    Slythe lächelte entschuldigend. Sein Gesichtsausdruck wirkte aufgesetzt und irgendwie unehrlich. »Als wir uns das letzte Mal trafen, sagtest du, ich sei nicht real. Ebenso wenig wie die Leute, die ich umbrachte. Bin ich denn jetzt real?«
    »Du bist weniger real als je zuvor. Die Welt hier ist eine Story, mehr nicht.«
    »Erzähl sie mir!«
    Aden setzte sich neben ihn auf die Motorhaube. Der Meuchelmörder rückte ein Stück von ihm ab. »Angst?«, fragte Aden mit einem Lächeln.
    »Bei unserer letzten Begegnung stieß ich dir ein Messer ins Herz. Du warst tot. Wie fühlte sich das an?«
    Aden hatte ihm nicht zugehört. »Der Mechaniker«, sagte er. »Der Mann mit dem Buch. Ich weiß jetzt, was er mit ›Struktur‹ meinte. Er meinte den Aufbau der Story, die Handlungsfolge.« Er boxte Slythe kameradschaftlich in den Oberarm. Der Meuchelmörder wich blitzschnell aus und sprang von der Motorhaube. »Deine Angst ist berechtigt«, meinte Aden lachend. »Ich habe vorhin mit eurem Gott gesprochen.«
    Slythe überlegte eine Weile. »Dann – bist du der Held dieser Geschichte?«
    »Genau!« Wieder lachte Aden. »Aber nur, weil er nichts Besseres parat hatte. Und weißt du, was besonders komisch ist? Dass du zu den Figuren gehörst, die ich retten soll. Aber vergiss es. Es stimmt, was ich letztes Mal sagte. Diese Welt existiert überhaupt nicht. Ich kam nur nicht dahinter, warum sie zu existieren schien . Ich dachte, das alles sei ein Traum. Dabei ist es eine Story, die nie erzählt wurde. Sie kann die wahre Realität nicht berühren. Ich dachte, ich könnte den Alten retten, diese Krankheit vertreiben, die sein Gehirn zerfrisst. Aber das schaffe ich nicht. Selbst wenn ich es schaffen würde, diesen Wall zu zerstören …« Er deutete auf die Barriere. »… läge er immer noch krank in einem Pflegeheim und würde auf den Tod warten.«
    Slythe ging mit geschmeidigen Bewegungen auf und ab. »Teile einer Story können außerhalb der Story nichts bewirken, stimmt’s?«
    »Du hast es haarscharf erfasst.«
    »Aber wenn man sie erzählt?«
    Aden schaute ihn an.
    »Aber wenn man die Geschichte erzählt?«, wiederholte Slythe. Er ließ ein Messer aus dem Ärmel gleiten und spielte damit herum, warf es hoch und fing es wieder auf. Eine nervöse Angewohnheit.
    »Was willst du damit … hey, warte mal. Lass mich nachdenken. Tu das verdammte Messer weg, ja?«
    Slythe schleuderte die Klinge in das Ortsschild des toten Dorfes. »Ich muss los«, sagte er. »Um das
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