Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Intrusion

Intrusion

Titel: Intrusion
Autoren: Will Elliott
Vom Netzwerk:
schon gut. Das ist nun mal, wie es ist. Irgendwann gehen wir beide wieder angeln.«
    Aden räusperte sich und versuchte seine Gedanken zu ordnen. »Charaktere. Du hast dir Charaktere ausgedacht?«
    »Klar doch.« Seine Miene hellte sich auf, und er begann in einem Notizbuch zu blättern. »Hier. Der Typ da ist ein ziemlich zwielichtiger Priester. Habe noch nicht groß über seine Religion und das ganze Drumherum nachgedacht. Sie nennen ihn den ›Propheten des Blutvergießens‹. Das ist mein Bösewicht. Als Nächstes brauche ich einen guten Gegenspieler.« Herbert blätterte weiter. »Das hier wird mein Mörder. Für den habe ich noch keinen Namen. Irgendwelche Vorschläge?«
    Die Skizze stimmte nicht genau, aber die Ähnlichkeit war unverkennbar. »Slythe«, murmelte Aden.
    »Vielleicht. Ich schreibe das mal auf. So heißt er ab jetzt, falls mir nichts Besseres einfällt. Er ist ebenfalls ein Antagonist – einer von denen, die meinem Helden das Leben schwer machen.«
    »Opa … dieses Ding, das unsere Welt vernichtet. Die Barriere. Wie kann man sie aufhalten?«
    Herbert runzelte die Stirn. »Ein Ding, das die Welt vernichtet?«
    »Es ist ein Wall. Ein Wall aus Nichts, der von allen Seiten näher rückt wie eine Riesenwoge. Manchmal langsam, dann wieder rasend schnell. Du hast dir das ausgedacht. Du musst dir das ausgedacht haben. Es kommt in deiner Geschichte vor.«
    Herb schüttelte den Kopf. »Nein. Nein, so weit bin ich noch nicht.«
    Aden fuhr sich über die Augen. Er überlegte krampfhaft. »Okay. Falls so etwas Nightfall zustieße. Deiner Welt. Was würdest du dagegen unternehmen?«
    Herbert sah ihn verwirrt an. »Das weiß ich wirklich nicht, Aden. Ich habe längst nicht so weit vorausgeplant. Ich versuche gerade erst, das Fundament zu legen. Wie bei einem Hausbau. Ich schätze, anders wird das nichts.«
    Aden stand auf und ging rastlos im Arbeitszimmer hin und her. »Okay. Wie ist es damit? Angenommen, ein Geschöpf würde zum Leben erwachen und … und wie ein gigantischer Radiergummi alles auslöschen, was es berührte? Ein Wesen ohne Verstand, das ziellos umherstreift und alles zerstört. Wie würdest du ihm Einhalt gebieten?«
    »Da … da müsste vermutlich ein tapferer junger Ritter her, um die Lage zu retten. Ich würde ihn Aden nennen.« Herbert lächelte und klappte sein Notizbuch mit einem verlegenen Achselzucken zu. »Nur ein Hobby, mein Junge.«
    »Nein! Es ist mehr als das.«
    »Du bist so groß geworden. Ich erinnere mich noch, als du …«
    »Nein, hör zu! Es ist mehr als das. Ich fange an, alles zu begreifen. Es ist Wirklichkeit. In gewisser Weise ist es Wirklichkeit. Es existiert, in irgendeiner anderen Ecke deines Verstandes. Es existiert , so wie du und ich hier existieren und uns unterhalten.«
    Herbert betrachtete ihn abschätzend. Dann stand er auf, nahm Aden am Arm und führte ihn nach draußen, ans Ufer eines schmalen Flusses. Aden war ein Kind. Er saß in einem kleinen Boot, das sanft auf dem Wasser schaukelte.
    »Sieh dich an«, sagte Herbert, und in seiner Stimme schwang pure Freude mit »Wenn meine kleine Hobby-Welt tatsächlich existiert, dann gibt es schönere Anblicke.«
    Auf dem Wasser befestigte ein anderer Herbert einen Köder an der Leine des Kindes und half ihm, die Angel auszuwerfen. »Erinnerst du dich an diesen Tag?«, fragte Herbert. »Wir erbeuteten eine Forelle. Und diesen Känguruschädel, den du im Schlamm entdeckt hattest. Ich erlaubte dir, ihn auszuwaschen und mit heimzunehmen, aber deine Mutter war alles andere als begeistert.«
    Es entstand eine lange Pause. Aden beobachtete sich als Sechsjährigen am Flussufer, an der Seite des Mannes, der damals noch nicht wissen konnte, dass dem Jungen kein langes Leben vergönnt sein würde. Herb brach schließlich das Schweigen. Er wischte sich über die Augen und sagte: »So viel entgleitet mir jetzt. Verschwindet ganz einfach. Aber an einigen Bildern halte ich fest. Das hier gehört dazu. Ein Angelausflug mit meinem Enkel.«
    Der kleine Aden kicherte, als sein Haken haarscharf am Auge seines Großvaters vorbeiging. »Opa. Deine Geschichte. Kannst du mich in deine Geschichte zurückbringen? Sie haben dort nicht mehr viel Zeit. Und ich glaube, ich kann jederzeit hierherkommen und dich besuchen. Wir können wieder angeln gehen. Aber wie gelange ich zurück in die Welt, die du gemacht hast?«
    Herbert runzelte die Stirn. »Das weiß ich nicht. Das weiß ich wirklich nicht.«
    »Das hier ist eine Erinnerung. Das alles
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher