Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Intruder 5

Intruder 5

Titel: Intruder 5
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
riss.
    »Danke«, beschwerte er sich. »Das ist wirklich zu freundlich von dir!«
    »Sie haben es gehört«, sagte Frank ruhig. »Wie es aussieht, haben wir da ein kleines Problem.«
    »Wieso Problem?« Strong versuchte zu lachen, aber es endete nach einer knappen Sekunde in einem lang anhaltenden Husten.
    »Ist doch ganz einfach«, sagte er, nachdem er wieder zu Atem gekommen war. »Ihr bindet mich los und gebt mir meine Waffe, und ich befördere Winnetou und seine saubere Familie in die ewigen Jagdgründe.«
    »Ich fürchte, das kann ich nicht machen«, sagte Frank.
    »Irgendwie wäre auch das Mord.«
    »Für mich klingt es eher nach Selbstverteidigung«, meinte Strong.
    »Nein«, sagte Frank.
    »Dann müsst ihr mich ausliefern«, antwortete Strong trotzig.
    »Allerdings könnt ihr mir genauso gut eine Kugel in den Kopf jagen. Ich würde dich sogar darum bitten, es zu tun. Das ist sehr viel angenehmer als das, was diese Roten mit mir anstellen werden, wenn sie mich in die Finger kriegen.« So, wie er es sagte, klang es bitterernst.
    »Was läuft da zwischen Ihnen und diesen Indianern?«, wollte Mike wissen.
    Strong schürzte die Lippen. »Das geht euch nichts an.«
    »Das tut es sehr wohl«, sagte Frank zornig. »Sie haben uns da reingezogen, verdammt noch mal! Und jetzt nennen Sie mir einen einzigen vernünftige n Grund, warum wir Sie nicht diesen drei Verrückten da draußen überlassen und unserer Wege gehen sollten!«
    »Weil ihr nun mal so seid, wie ihr seid«, antwortete Strong mit einem unverschämten Grinsen. »Schießt mich über den Haufen, oder bindet mich los. Das ist eure Entscheidung.«
    Frank schloss kopfschüttelnd die Augen und drehte sich weg.
    Strong begann leise und meckernd zu lachen.
    Fünf Minuten später war ihre Frist abgelaufen, und eine weitere Minute danach lagen sie wieder unter Beschuss.

    *

    Mike presste sich mit verzweifelter Kraft gegen den Boden, als die Kugel über ihm durch die Wand fuhr und sich auf der anderen Seite des Zimmers in den Verputz des Kamins bohrte.
    Er gab keinen Laut von sich, aber innerlich wimmerte er vor Angst, und wenn es in ihm überhaupt noch Platz für ein anderes Gefühl gab als für diese alles verschlingende Furcht, dann war es Erstaunen, dass er überhaupt noch am Leben war.
    Seit einer guten viertel Stunde ging das jetzt schon so. Die Indianer schossen nicht regelmäßig, sondern in vollkommen willkürlicher Folge: manchmal ein halbes oder auch ganzes Dutzend Mal hintereinander, manchmal nur sporadisch, vielleicht im Abstand von einer Minute oder gar mehr, was es eigentlich nur noch schlimmer machte. Sie hatten nicht besonders lange gebraucht, um herauszufinden, dass die dünnen Pressspan-Wände, aus denen das gesamte Motel erbaut worden war, den Kugeln aus großkalibrigen Gewehren keinen nennenswerten Widerstand entgegenzusetzen hatten.
    Seither vergnügten sie sich damit, das Gebäude in etwas zu verwandeln, das mittlerweile mehr Ähnlichkeit mit einem Schweizer Käse als mit einem Haus hatte. In den Wänden gähnten Dutzende, wenn nicht schon Hunderte von Löchern.
    Mike fühlte sich an die Schlussszene aus Bonnie und Clyde erinnert, in der ein Dutzend FBI-Beamte so lange auf das Haus schossen, in dem sich das Gangsterpärchen verborgen hielt, bis es schließlich fast über ihnen zusammenbrach. Er hatte diese Szene immer für hoffnungslos überzogen gehalten, aber mittlerweile war ihm klar, wie realistisch sie war. Wären dort draußen nicht drei, sondern zehn oder fünfzehn Indianer gewesen, die ununterbrochen ihre Gewehre auf sie abfeuerten, dann hätten sie sich längst unter einem Trümmerberg begraben wiedergefunden.
    Schon jetzt kam es ihm wie ein kleines Wunder vor, dass das Gebäude noch stand; und wie ein sehr viel größeres Wunder, dass noch keiner von ihnen getroffen worden war. Sie wagten es nur noch, sich auf allen vieren kriechend fortzubewegen.
    Die Indianer schossen nicht gezielt - sie konnten schließlich nicht durch die Wände sehen (wenigstens noch nicht. Wenn sie noch ein paar Löcher mehr bekamen, würde sich das möglicherweise ändern), aber es war nur eine Frage der Zeit, bis sie einen Zufallstreffer landeten. Frank hatte anscheinend Recht gehabt: Sie mussten über eine ganze LKW-Ladung Munition verfügen.
    Eine weitere Gewehrsalve krachte; drei, vier Schüsse, die so schnell hintereinander fielen, dass man sie kaum noch auseinander halten konnte. Ein gut dreißig mal fünfzig Zentimeter messendes Stück der Wand über
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher