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Intruder 5

Intruder 5

Titel: Intruder 5
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Vorstellung, wie. Er hätte sich durchaus zugetraut, dasselbe zu tun, wie Strong beim Van der Indianer, also die Verteilerkappe herauszunehmen. Aber um an sie heranzukommen, musste er die Motorhaube öffnen, was sicher nicht lautlos vonstatten gehen würde. Er hatte plötzlich das absurde Gefühl, dass die fast vollkommene Dunkelheit ringsum das Geräusch noch verstärken würde. Ganz davon abgesehen, war das hier eine Werkstatt. Es war gut möglich, dass Bannermann nur in ein Regal greifen musste, um eine neue Verteilerkappe herauszunehmen und den Wagen schneller wieder instand zu setzen, als Mike brauchte, um ihn zu sabotieren.
    Wahrscheinlich war die primitivste Methode in diesem Fall zugleich auch die beste: Er würde schlicht und einfach die Luft aus den Reifen lassen und die Ventile mitnehmen. Beherzt ließ er sich in die Hocke sinken, tastete im Dunkeln nach dem Ventil und löste es - allerdings nur so weit, dass die Luft mit einem kaum hörbaren Zischen und nicht mit einem verräterischen Pfeifen entwich.
    Mike wiederholte die Prozedur bei den anderen drei Reifen, zählte in Gedanken bis fünfzig und setzte zu einer zweiten Umkreisung des Wagens an, diesmal, um die Ventile ganz herauszuschrauben und einzustecken. Der Druck in den Reifen musste mittlerweile weit genug gesunken sein, um kein verräterisches Geräusch mehr zu verursachen.
    Als er an der Autotür vorbeikam, stellte er fest, dass sie offen war. Seine Augen hatten sich mittlerweile weit genug an die Dunkelheit gewöhnt, ihn das großkalibrige Schrotgewehr erkennen zu lassen, das auf dem Beifahrersitz lag.
    Die Pumpgun des Deputy.
    Ohne selbst genau zu wissen, warum, beugte er sich in den Wagen hinein und nahm die Waffe an sich. Ihm war völlig klar, dass er damit nichts anfangen konnte. Er würde nicht auf einen Menschen schießen. Er konnte nicht auf einen Menschen schießen, vielleicht nicht einmal, wenn es darum ging, sein eigenes Leben zu verteidigen.
    Dennoch fühlte er sich auf sonderbare Weise beruhigt, als er sich mit der Waffe in der Hand wieder aufrichtete.
    Und sei es nur, weil er überhaupt etwas in Händen hielt.
    Seine Zeit wurde allmählich knapp. Bannermann und sein Deputy würden nicht ewig nebenan sitzen und sich unterhalten.
    Er sollte die Ventile nehmen und verschwinden.
    Mike wollte sich nach dem Reifen bücken, doch in diesem Moment hörte er wieder ein helles, abgehacktes Lachen, und der Laut ließ ihn mitten in der Bewegung erstarren.
    Er kannte dieses Lachen.
    Doch das war vollkommen unmöglich. Er konnte dieses Lachen nicht gehört haben. Nicht hier, und nicht jetzt.
    Nein, er musste sich geirrt haben. Mike lächelte nervös - aus dem einzigen Grund, um sich selbst zu beruhigen. Natürlich funktionierte es nicht! Trotzdem streckte er erneut und viel entschlossener die Hand nach dem Ventil aus - als das Lachen sich wiederholte. Diesmal war er vollkommen sicher, sich nicht getäuscht zu haben.
    Mike stand auf, ohne den Reifen auch nur berührt zu haben.
    Statt seine Sabotage-Aktion fortzusetzen, drehte er sich um und ging langsam auf die Tür am anderen Ende des Raumes zu.
    Plötzlich war er ganz ruhig. Seine Hände zitterten nicht mehr, und sein Herz schlug so ruhig und gleichmäßig, als wäre er gerade aus einem langen, erquickenden Schlaf erwacht. Selbst seine Angst war verschwunden. Vielleicht war das eine besondere Art von Schock. Je näher er der Tür kam, desto langsamer wurde er. Schließlich bewegte er sich buchstäblich im Schneckentempo.
    Er brauchte gut fünf Minuten, um den kaum fünfzehn Meter messenden Raum zu durchqueren, und die ganze Zeit lauschte er auf die Stimmen, die immer wieder durch dieses spöttische, unmögliche Lachen übertönt wurden. Kurz bevor er die Tür erreichte, meldete sich sein Selbsterhaltungstrieb doch noch einmal zu Wort. Er blieb stehen, hielt die Pumpgun in den blassgelben Lichtschein, der aus dem Nebenraum fiel, und überzeugte sich davon, dass eine Patrone in der Kammer lag.
    Der Deputy hatte die Waffe ja durchgeladen, bevor Bannermann damit begonnen hatte, Frank zusammenzuschlagen.
    Er hatte sich nicht einmal mehr die Mühe gemacht, sie anschließend wieder zu sichern.
    Mike ging weiter, erreichte die Tür und spähte vorsichtig in den dahinter liegenden Raum. Verglichen mit der Werkstatt war er winzig; ein düsteres, schmuddeliges Lager, das hoffnungslos mit Regalen, Kisten und Kartons voll gestopft war. Der wenige verbliebene Platz wurde von einem roh gezimmerten Tisch
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