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Intruder 5

Intruder 5

Titel: Intruder 5
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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lässig einen halbmeterlangen Schlagstock aus Hartgummi. Mit ihm kam sein Deputy herein, ohne Sonnenbrille, dafür aber wieder mit seinem Schrotgewehr, das er in der Armbeuge trug wie eine treu sorgende Mutter ihr Baby. Er lehnte sich damit lässig neben der Tür an die Wand.
    »Das wurde aber auch Zeit!« Stefan sprang von seiner Liege hoch. »Was soll der Unsinn hier? Wollen Sie uns umbringen?
    In diesem Rattenloch hält man es doch keine Stunde lang aus!«
    »Das tut mir Leid«, sagte Bannermann kühl. »Ich musste ein paar Telefonate führen. Ferngespräche. Deshalb hat es auch etwas länger gedauert.«
    »Bitte, Sheriff, wir sind wirklich nicht mehr in der Stimmung für Scherze«, sagte Frank. »Haben Sie schon einmal einen ganzen Tag in diesem Backofen gesessen?«
    »Nur in meinem Streifenwagen«, antwortete Bannermann.
    »Aber das ist fast genauso schlimm. Die Klimaanlage ist kaputt, und bis hier mal was repariert wird, dauert es manchmal Monate. Die ständigen Etatkürzungen, ihr versteht? Aber wer weiß - vielleicht kann ich mir ja bald einen Neuen leisten.«
    »Ich will jetzt endlich wissen, was hier los ist!«, verlangte Stefan. »Verdammt, Bannermann, überspannen Sie den Bogen nicht. In diesem Kaff hier mögen Sie ja vielleicht eine große Nummer sein, aber sobald wir erst einmal hier raus sind, sieht die Sache anders aus.«
    »Ach?«, fragte Bannermann. Er nahm die Sonnenbrille ab.
    »Ja, ach!«, fuhr ihn Stefan an. »Stellen Sie sich vor, Bannermann, sogar wir wissen, wie es hier in den Staaten läuft.
    Die Anwälte sind doch ganz versessen darauf, den Staat zu verklagen! Wollen Sie Ihrer vorgesetzten Dienststelle vielleicht erklären, warum Sie jedem von uns zehn Millionen Dollar Schmerzensgeld zahlen muss?«
    Bannermann sagte nichts. Er sah Stefan nachdenklich an, dann klappte er die Sonnenbrille zusammen und setzte dazu an, sie in die Brusttasche hinter seinen Sheriffstern zu stecken, machte dann jedoch auf dem Absatz kehrt und reichte sie seinem Deputy.
    »Ihr seid also ganz sicher, dass euch oben am Pass nichts aufgefallen ist?«, fragte er, während er mit der linken Hand in die Tasche griff und einen Schlüsselbund herauszog. »Das ist komisch, wisst ihr? Ich sagte ja, ich habe ein bisschen telefoniert. Unter anderem auch mit meinen Kollegen aus dem Nachbarbezirk. Es hat da eine ziemliche Schweinerei gegeben, oben in den Bergen. Genaues weiß ich noch nicht, aber sie haben wohl ein paar Tote gefunden. Und eine Waffe mit ein paar hübschen Fingerabdrücken drauf.«
    Er hatte den passenden Schlüssel gefunden und trat auf die Zellentür zu - auf die Tür zu Franks Zelle, nicht zu der Stefans.
    Das Klimpern des Schlüsselbundes mischte sich mit dem Geräusch, mit dem der Deputy seine Pumpgun durchlud. Frank stand langsam auf. Er wirkte nicht wirklich beunruhigt, aber deutlich angespannt.
    »Worauf genau wollen Sie hinaus, Sheriff?«
    Bannermann öffnete die Tür und trat in die Zelle. Sie war kaum groß genug, um ihnen beiden Platz zu bieten. Der Anblick wirkte fast schon lächerlich. Frank überragte ihn um fast zwanzig Zentimeter und war deutlich breitschultriger. Die beiden sahen aus wie ein Lehrer und ein Sextaner, der vor die Klasse zitiert worden war, um seine Sünden einzugestehen.
    »Worauf ich hinauswill, ist die Frage, was wohl passiert wäre, wenn mein Faxgerät nicht zufällig heute Morgen den Geist aufgegeben hätte«, sagte Bannermann. »Wisst ihr, ich bin noch gar nicht dazu gekommen, meinen Kollegen die Fingerprints durchzufaxen, die ich heute Mittag von euch genommen habe.« Er seufzte. »Faxgeräte kann man reparieren, aber es gibt da noch ein Problem.«
    Er rammte Frank den Schlagstock in den Leib. Frank ächzte, brach in die Knie und rang würgend nach Luft. Bannermann war mit einem blitzschnellen Schritt hinter ihm, trat ihm in die Kniekehle und schlug seine Stirn gegen die Gitterstäbe. Frank keuchte vor Schmerz, verdrehte die Augen und brach vollends zusammen.
    »Hören Sie auf!«, schrie Stefan. »Sind Sie wahnsinnig?«
    Bannermann versetzte Frank noch einen wuchtigen Tritt in die Rippen, ehe er endlich von ihm abließ und sich schwer atmend zu ihnen umdrehte. Eine Haarsträhne war ihm in die Stirn gerutscht. Er schüttelte sie mit einer affektiert wirkenden Bewegung zurück.
    »Ich habe noch nicht einmal richtig angefangen«, sagte er.
    »Wollt ihr wissen, was das Problem ist? Mein Problem ist, dass Marc Strong tatsächlich ein guter Freund von mir war. Und nicht nur das.
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