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Interview mit einem Buchpiraten

Interview mit einem Buchpiraten

Titel: Interview mit einem Buchpiraten
Autoren: SPIEGELBEST
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„Imperium“ gar keinen Hehl daraus, dass sein Text ein großes Verweisspiel auf die einschlägige Abenteuerliteratur in Gang setzt, und die Interpreten haben auch schon fleißig die Spuren der einschlägigen Vorläufer darin verfolgt. In der Tat ist das ganze Buch eine Collage aus Wirklichkeit und Fiktion, für die Kracht munter in den verschiedenen Gattungen plündert, was in seine Sprachlust am frühen zwanzigsten Jahrhundert passt. Der als Begründer der Popliteratur bekannt Gewordene gefällt sich in der Rolle eines Genreschriftstellers, der das Ganze aber mit stilistischem Ehrgeiz angeht. Für die komplexen Satzstrukturen in „Imperium“ hat indes noch niemand das Urheberrecht von Thomas Mann eingeklagt.

    Ein bislang von den Interpreten übersehenes tatsächliches Plagiat mag die Vorgehensweise von „Imperium“ klarmachen. Es handelt sich um das Offensichtlichste am Buch überhaupt: sein Titelbild. Laut Impressum stammt das Motiv von dem Hamburger Gestalter Dominik Monheim. Es ist jedoch eine nur notdürftig kaschierte Übernahme aus einem Comic: „Das Schicksal der Maria Verita“ aus Frank Le Galls Albenreihe „Theodor Pussel“. Diese Geschichte endet mit dem Bild eines abfahrenden Schiffs. Für „Imperium“ wurde ein Ausschnitt daraus entnommen, das Schiff gegen ein ankommendes ausgetauscht, ein paar Details retuschiert - und fertig ist ein perfekt passendes Cover, denn auch die „Theodor Pussel“-Abenteuer haben ihren Schauplatz in der Südsee.

    Einen Schlüssel zur Lektüre
    Krachts Verlag Kiepenheuer & Witsch kann sich nicht erklären, wie diese Übernahme zustande kam. Dabei ist es so einfach: In Krachts Buch gibt es eine explizite Anspielung auf „Theodor Pussel“: Es tritt ein „Herr November“ auf, und das ist neben dem Titelhelden die zweite Hauptfigur aus Frank Le Galls Comicserie. Kracht kennt sie also, und somit wird Monheim (der 1998 schon die Illustrationen zu Krachts „Ferien für immer“ anfertigte und dafür den Stil des Comiczeichners Hergé wählte) der Hinweis auf das seinem Stoff kongeniale Bild zu verdanken gewesen sein. Schäbig nur, dass dann die Urheberschaft von Le Gall verschwiegen wurde.

    Mit diesem Titelbild legt Kracht einen Schlüssel zur Lektüre seines Romans bereit: Alle großen Abenteuererzählungen - aus Literatur, Film oder Comic - sind darin verwoben. Nehmen wir nur Kapitel 11, in dem Herr November eingeführt wird. Er ist der Begleiter eines gewissen Christian Slütter, deutscher Leutnant zur See, an dessen Seite das rätselhafte Mädchen Pandora auftritt. Wer erst einmal auf die Spur gesetzt wurde, hat kein Problem, in diesem Paar zwei Protagonisten des berühmtesten aller Südseecomics, Hugo Pratts 1967 begonnener „Südseeballade“, zu identifizieren, deren Liebesgeschichte Kracht auf zauberhafte Weise variiert.

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    Quelle:
    http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/christian-krachts-imperium-finden-sie-die-unterschiede-11674244.html

FAZ: Telefonat mit einem griechischen Freund. Michael Krüger zum Urheberrecht
    08.05.2012 ·  Wenn Buchhandlungen schon Vasen verkaufen müssen, ist etwas gründlich faul: Wie ich einmal versuchte, meinem griechischen Freund unsere Debatte um Urheberrechte zu erklären, die ich selbst kaum verstehe.

    Anruf eines griechischen Freundes. Es tut gut, seine Stimme zu hören. Vor der Krise hat er mir immer Mails geschrieben, die häufig mit einer Entschuldigung endeten: Entschuldige, dass ich dir auf deinen handschriftlichen Brief mit schnöder elektronischer Post antworte! Was er zu berichten hat, konnte man ahnen, aber wie schlimm es um den Einzelnen und sein Eigenes steht, das übersteigt doch unser westeuropäisches Vorstellungsvermögen. Den Roman, an dem er seit einigen Jahren schreibt, hat er beiseitelegen müssen, jetzt verdient er als Aushilfslehrer sechshundert Euro im Monat, die für die kleine Familie nicht ausreichen.

    Alle Fördermittel sind gestrichen, Stipendien können nicht mehr vergeben werden. Also muss er froh sein, mit einem Job als Hilfskellner in einem Hotel noch etwas dazuverdienen zu können, außerdem gibt es ein warmes Essen gratis. Die Menschheit wird wohl auf meinen Roman verzichten müssen, sagt er ironisch, und weil Griechen Schwierigkeiten mit dem „sch“ haben, sagt er „Mensheit“.

    Europa ist zu müde
    Nun haben sich die vereinten Europäer nie sonderlich für die griechische Kultur der Moderne interessiert. Die bedeutenden Dichter - Kavafis,
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