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Interregnum (Mundir) (German Edition)

Interregnum (Mundir) (German Edition)

Titel: Interregnum (Mundir) (German Edition)
Autoren: Daniel Budick
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rennen. Auch die anderen waren am Ende. Wir liefen in einem normalen Tempo weiter.
    Nach dem wir wieder zu Atem gekommen waren, fragte ich die Legionäre aus. Einer war Mitglied der 4. Legion. Er war auf Patrouille gefangen genommen worden. Die anderen beiden waren von der Marine. Der mittleren Alters, welcher vorhin das Wort ergriffen hatte, ich schätzte ihn auf Mitte Vierzig, war Offizier. Sein Kamerad war Teil seiner Einheit. Sie waren von Piraten gefangen genommen worden und an die Orks als Sklaven verkauft worden. Sklaverei also auch noch, diese Orks gefielen mir immer weniger.
    Alya hatte bis jetzt noch kein Wort gesagt. Ich wusste nicht, was ich mit ihr machen sollte. Noch eine letzte Chance? Würde das Sinn machen? Ich beschloss abzuwarten.
    „ Wie ist eigentlich dein Name?“, wandte ich mich an unseren unfreiwilligen Führer.
    „ Nenn mich Färber.“
    „ Das ist ein eigenartiger Name.“
    „ Es ist der letzte ehrliche Beruf, den ich ausgeübt habe.“
    „ Dann kam die Krise?“
    „ Nein, nein, ehrliche Arbeit lohnt sich einfach nicht. Du kannst dich kaum davon ernähren, geschweige denn eine Familie.“
    „ Aber es ist ehrliche Arbeit“, mischte sich der Offizier ein.
    „ Zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel. Egal, wie hart du arbeitest, du wirst niemals anständig leben können. Selbst Sklaven haben es besser, sie werden wenigstens mit Essen versorgt.“
    „ Gibt es im Reich Sklaverei?“
    „ Ja“, sagte Färber, „Nein“, antwortete der Offizier gleichzeitig.
    „ Man, wie lange bist du schon hier unten?“, fragte Färber stirnrunzelnd.
    „ Eine ganze Weile. Das Reich würde niemals Sklaverei dulden.“
    „ Ich bringe dich mal auf den neuesten Stand: Was wurde früher mit Schuldnern gemacht, bei denen nichts mehr zu holen war?“
    „ Schuldturm oder Legion, wobei ich letzteres noch nie befürwortet habe.“
    „ Viele im Senat auch nicht. Doch die Schuldtürme waren irgendwann voll. Und ehrlich gesagt, für die meisten auch die bessere Alternative zur Legion. Besseres Essen.“
    „ Du warst bei der Legion?“, fragte ich neugierig.
    „ Zuletzt, ja.“
    „ Ich dachte dein letzter Beruf war Färber.“
    „ Mein letzter ehrlicher Beruf.“ Ich musste grinsen, ich mochte den Kerl.
    Der Offizier schwieg dazu.
    „Der Senat beschloss also, dass Freiheit nichts anderes als ein veräußerliches Gut sei. Ebenso deine Würde, dein Körper. Nur die Seele haben sie nicht angetastet, aber auch nur weil man sich nicht sicher war, ob sie existiert.“
    „ Du lügst!“, rief einer der Legionäre aufgebracht, er war stehen geblieben und hob sein Schwert.
    „ Wie kannst du es wagen, die Ehre des Reiches in unserer Gegenwart zu beschmutzen. Ein Verräter wie du, der seine Kameraden im Stich...“
    „ Nimm das Schwert runter, Marcelius“, befahl der Offizier, „wir brauchen ihn.“
    Färber war ebenfalls stehen geblieben. Er drehte sich nicht einmal um. „Versuch doch, mich abzustechen, es wird an der Wahrheit nichts ändern.“ Dann ging er weiter.
    Marcelius zögerte kurz, dann senkte er seine Waffe. Er funkelte Färber böse an, lief aber dann weiter.
    „ Was ist aus deinen Männern geworden?“, fragte ich.
    „ Die eine Hälfte meiner Einheit kam mit mir. Das sind die, die deine kleine Freundin so aufgemischt hat.“
    „ Machst du dir keine Sorgen um sie?“
    „ Ach was, denen geht’s gut.“
    „ Diese Sklaverei, von der du redest, wieso habe ich von ihr nichts mitbekommen?“, fragte ich.
    „ Weil ich es nicht zugelassen haben.“ Alya hatte sich eingemischt. Sie sprach eintönig und schleppend, sie war innerlich gebrochen. Es versetzte mir einen Stich.
    „ Du hast die Wahrheit verdient. Ich weiß nicht, wie lange ich noch durchhalte. Der Tag, an dem du mich in der Gasse fandest. Ich wusste sofort, dass du nicht gewöhnlich warst. Du gehörtest einfach nicht dorthin. Ich übernahm deinen Geist und steuerte dich. Du hast es bemerkt und mich bekämpft. Ich spürte, dass du ein ebenbürtiger Gegner warst. Mein Vater befahl mir, an dir dranzubleiben. Als er dich dann damals im Zelt sah, wollte er dich. Ich dachte für unser Volk. Es war für mich die ganze Zeit klar, dass du nicht aus Gol sein konntest. Deine Art, deine Sichtweisen, wie du redetest. Ganz und gar atypisch.
    Ich konnte dich nicht mit Magie kontrollieren, also musste ich dein Vertrauen gewinnen und du gabst mir mehr, du gabst mir deine Freundschaft. Bitte, glaube nicht, es hätte mir nichts bedeutet. Als ich dich
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