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Instrumentalität der Menschheit

Instrumentalität der Menschheit

Titel: Instrumentalität der Menschheit
Autoren: Cordwainer Smith
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sie dann nicht hier? Ist Milly draußen im Korridor? Milly, das war ihr Name, der kleine Lockenkopf. Wo ist Jock? Warum ist Ralph nicht hier?«
    »Ich werde Ihnen alles sagen, junger Mann. Es mag hart sein, aber ich rechne damit, daß Sie es wie ein Mann ertragen werden. Aber es würde mir helfen, wenn Sie zuerst berichten würden.«
    »Was berichten? Wissen Sie nicht, wer ich bin? Haben Sie nicht über meine Mannschaft und mich gelesen? Haben Sie nicht von Larry gehört? Was für ein Navigator! Ohne Larry würden wir nicht hier sein.«
    Die Vormittagssonne fiel durch das offene Fenster; eine leichte Frühlingsbrise strich über das junge, verwüstete Gesicht des Patienten. Es lag mehr als Barmherzigkeit in der Stimme des Arztes.
    »Ich bin nur ein Arzt. Ich bin nicht auf dem laufenden. Ich kenne Ihren Namen, Ihr Alter und Ihre Krankengeschichte. Aber ich kenne nicht die Details Ihrer Reise. Erzählen Sie mir davon.«
    »Doktor, Sie verkohlen mich. Es würde ein ganzes Buch füllen. Wir sind berühmt. Ich wette, daß Went jetzt draußen ist und mit den Bildern, die er gemacht hat, seine Zukunft finanziert.«
    »Erzählen Sie mir nicht die ganze Sache, junger Mann. Ich schlage vor, daß Sie mir nur von den letzten paar Tagen vor Ihrer Landung berichten und wie Sie in den Hafen gelangten.«
    Der junge Mann lächelte schuldbewußt; sein Gesicht verriet Vergnügen und zärtliche Erinnerung.
    »Ich vermute, daß ich es Ihnen erzählen kann, denn Sie sind ein Arzt und behandeln die Dinge vertraulich.«
    Der Arzt nickte sehr ernst und dennoch freundlich. »Wollen Sie«, fragte er sanft, »daß die Krankenschwester hinausgeht?«
    »O nein«, rief der Patient, »Sie ist ein guter Kerl. Sie wird es schon nicht überall herumtratschen.«
    Der Arzt nickte. Die Krankenschwester nickte und lächelte ebenfalls. Sie befürchtete, daß ihr einige Tränen aus den Augenwinkeln traten, aber sie wagte nicht, sie wegzuwischen. Dies war ein außergewöhnlich aufmerksamer Patient. Er könnte es bemerken. Es würde seine Geschichte ruinieren.
    Der Patient stammelte fast in seiner Begierde, die Geschichte zu erzählen. »Sie kennen das Schiff, Doktor. Es ist ein großes Schiff. Zwölf Kabinen, ein Gemeinschaftsraum, künstliche Schwerkraft, Laderäume, viel Platz.«
    Die Augen des Arztes flackerten, aber er sagte nichts, sondern beobachtete den Patienten auf eine aufmerksame, sympathische Art.
    »Als wir wußten, daß uns nur noch zwei Tage von der Erde trennten, Doktor, und daß alles in Ordnung war, feierten wir ein Fest. Jock entdeckte Bier in einem der Laderäume. Ralph half ihm, es herauszuholen. Betty war meine alte Freundin, aber ich begann meine Zeit mit Milly zu verbringen. Junge, wie ich das machte! Holla!« Er schaute die Krankenschwester an und errötete bis hinunter zum Hals. »Ich will die Details übergehen. Wir feierten eine Party, Doktor. Wir waren blau. Betrunken. Glücklich. Junge, hatten wir Spaß! Ich glaube nicht, daß irgend jemand jemals mehr Spaß hatte als wir, ich und meine alte Mannschaft. Wir sind problemlos gelandet. Dieser Larry, das ist ein Navigator. Er war betrunken wie eine Eule, und er hatte Betty auf seinem Schoß, aber er manövrierte das Schiff, wie eine alte Dame eine Münze in den Schlitz einer Sammelbüchse wirft. Alles funktionierte bestens. Ich nehme an, ich hätte mich schämen müssen, so ein Schiff zu landen, mit der ganzen betrunkenen Mannschaft, aber es war die beste Reise und die beste Mannschaft und der beste Spaß, den jemand jemals gehabt hat. Und unsere Mission war erfolgreich, Doktor. Wir wären nicht zurückgekommen, wenn wir nicht gewußt hätten, daß alles in Butter ist. So sind wir eingetrudelt und gelandet, Doktor. Und dann wurde alles finster, und ich bin hier. Nun erzählen Sie mir Ihre Version, aber informieren Sie mich, wenn Larry und Jock und Went eintreffen, um mich zu besuchen. Das sind Burschen, Doktor. Ihre kleine Krankenschwester wird sie im Auge behalten müssen. Die sind imstande und bringen mir eine Flasche mit, obwohl das doch verboten ist. Okay, Doktor, schießen Sie los.«
    »Vertrauen Sie mir?« fragte der Arzt.
    »Sicher, ich denke schon. Warum nicht?«
    »Glauben Sie, daß ich Ihnen die Wahrheit sage?«
    »Es muß etwas Wichtiges sein, Doktor. Etwas wirklich Wichtiges. Okay. Schießen Sie schon los.«
    »Ich möchte, daß Sie zuerst die Injektion bekommen«, sagte der Arzt, der sich bemühte, Freundlichkeit und Autorität in seine Stimme zu legen. Der Patient sah
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