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Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders

Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders

Titel: Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders
Autoren: Ian Rankin
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keine besonderen Merkmalen«
    »Irgendwas über seinen Akzent?«
    »Hier steht nichts.« Sie schwieg einen Moment. »Doch, er hatte was gesagt. Er sagte, irgendwie nasal.«
    »Amerikanisch nasal?«
    »Aber gleichzeitig schottisch.«
    »Das ist er.«
    »Wer?«
    »Bible John, genau wie Sie gesagt haben.«
    »Was?«
    »Auf der Jagd nach seinem Nachahmer...« Rebus rieb sich die Stirn, kniff sich in die Nasenwurzel. Seine Augen waren fest geschlossen. War er's, oder war er's nicht? War er besessen? Wie weit unterschied sich Johnny Bibles Hausaltar von dem mit Zeitungsausschnitten übersäten Tisch in seiner Küche?
    »Ich weiß es nicht«, sagte er. Aber er wusste es doch. »Ich meld mich später noch mal.«
    »Warten Sie!«
    Aber genau das konnte Rebus jetzt nicht. Er musste es genau wissen. Er musste es jetzt sofort wissen. Er blickte sich im Zimmer um, sah Auflösung und verträumte, betrunkene Gesichter, niemanden, der noch hätte fahren können, keinen möglichen Begleiter.
    Ausgenommen Jack.
    Der hatte mittlerweile einen Arm um die Sekretärin gelegt und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Sie lächelte und hielt ihre Tasse ganz ruhig fest. Vielleicht trank sie ja das Gleiche wie Jack: Cola. Würde Jack ihm die Schlüssel geben? Nicht ohne eine Erklärung, und diese Sache wollte - musste - Rebus allein durchziehen. Was er sich davon versprach: eine Konfrontation und vielleicht etwas wie einen Exorzismus. Außerdem hatte Bible John ihn um Johnny Bible betrogen.
    Rebus rief unten an. »Ist ein Auto frei?«
    »Nicht wenn Sie getrunken haben.«
    »Ich kann gern ins Röhrchen pusten.«
    »Draußen steht ein Escort.«
    Rebus kramte in Schreibtischschubladen, fand ein Telefonbuch. Peterhead... Slocum, R. Kein Eintrag. Er konnte es bei der Telecom probieren, aber die Suche nach einem nicht eingetragenen Teilnehmer würde lange dauern.
    Andere Möglichkeit: einfach losfahren. War ohnehin das, was er eigentlich wollte.
    Auf den Straßen war der Teufel los: mal wieder Freitagnacht, die Jugend tobte sich aus. Rebus sang »All Right Now«. Überleitung zu »Been Down So Long« von den Doors. Fünfzig Kilometer rauf nach Peterhead, Tiefwasserhafen. Tanker und Plattformen liefen ihn zur Wartung an. Rebus gab Gas, stadtauswärts herrschte nicht viel Verkehr. Der Himmel war ein dunkel glühendes Rosa. Simmer dim , wie die Shetlander sagten. Rebus versuchte, nicht daran zu denken, was er gerade tat: gegen Regeln verstoßen, die einzuhalten er anderen empfohlen hatte. Keinerlei Rückendeckung. Außerhalb seines Reviers. Weit weg von zu Hause.
    Die Adresse von Eugene Construction hatte er von Ryan Slocums Visitenkarte. Ich hob in einer Bar neben Bible John gestanden. Er hat mir einen Drink ausgegeben . Rebus schüttelte den Kopf. Das hätten eine Menge anderer Leute auch sagen können - wenn sie's denn gewusst hätten. Was das anging, war er nichts Besonderes. Auf der Karte stand die Telefonnummer der Firma, aber es meldete sich nur ein Anrufbeantworter. Bedeutete nicht, dass keiner da war; der Sicherheitsdienst ging wohl nicht unbedingt ans Telefon. Auf der Karte stand auch Slocums Pagernummer, aber die würde Rebus ganz gewiss nicht wählen.
    Die Firma verschanzte sich hinter einem hohen Maschendrahtzaun. Es erforderte zwanzig Minuten Rumfahrerei und wiederholte Erkundigungen, um sie ausfindig zu machen. Anders als er eigentlich erwartet hätte, lag sie nicht am Hafen. Am Stadtrand gab es ein Industriegelände, und Eugene Construction grenzte daran an. Rebus fuhr ans Tor. Es war abgeschlossen. Er hupte. Es gab ein Pförtnerhäuschen; das Licht brannte, doch drinnen war niemand. Jenseits des Tors befand sich eine rot-weiß gestrichene Schranke. Sie leuchtete im Licht seiner Scheinwerfer, und dann erschien dahinter eine Gestalt in Wachmannuniform, die gemächlich nach vorn geschlendert kam. Rebus ließ den Motor laufen und ging ans Tor.
    »Was gibt's?«, fragte der Wachmann.
    Rebus hielt seinen Dienstausweis an den Maschendraht. »Polizei. Ich brauche die Privatadresse eines Ihrer Mitarbeiter.«
    »Kann das nicht bis morgen warten?« Zähneknirschen. »Tut mir Leid, nein.«
    Der Wachmann - Mittsechziger, Rentenalter, Hängewampe - rieb sich das Stoppelkinn. »Ich weiß nicht«, sagte er.
    »Hören Sie, wen rufen Sie in Notfällen an?«
    »Meine Zentrale.«
    »Und die benachrichtigt wiederum jemanden von der Firma?«
    »Nehm ich an. Ist bisher noch nicht vorgekommen. Jugendliche haben vor ein paar Monaten versucht, über den Zaun zu
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