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Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders

Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders

Titel: Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders
Autoren: Ian Rankin
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deswegen hatte. Erst wenn man ein Geheimnis unbedingt für sich behalten wollte, lieferte man sich Erpressern und schlechtem Gewissen, inneren wie äußeren zerstörerischen Kräften aus. Wer wusste das besser als Rebus?
    Wie auch immer, MacAskill sah gut aus, hatte einen dichten schwarzen Schopf ohne eine Spur von Grau oder Anzeichen von Kolorierung und ein kantiges, wie gemeißeltes Gesicht, das ständig so aussah, als würde es lächeln, selbst wenn es das nicht tat.
    »Nun«, begann der Chef, »wonach sieht es für Sie aus?«
    »Ich weiß noch nicht genau. Eine aus dem Ruder gelaufene Party, eine Diskussion, bei der sich einer zu weit aus dem Fenster gelehnt hat - in diesem Fall buchstäblich? Zu bechern hatten sie noch nicht angefangen.«
    »Erste Frage, die mir einfällt: Waren sie zusammen gekommen? Könnte auch sein, dass das Opfer allein unterwegs war, irgendwelche Leute bei irgendwas überrascht hat, das sie nicht hätten tun sollen -«
    Rebus schüttelte den Kopf. »Der Taxifahrer sagt, dass er drei Leute abgesetzt hat. Hat uns auch Personenbeschreibungen gegeben, wovon eine ziemlich gut auf den Toten passt. Der Fahrer hat auf ihn am meisten geachtet, weil er sich am übelsten aufführte. Die anderen beiden waren friedlieh, sogar gesittet. Mit deren Beschreibungen werden wir nicht viel anfangen können. Er hat die Fuhre vor Mal's Bar aufgenommen. Wir haben uns mit dem Barkeeper unterhalten. Den Partyproviant hat er ihnen verkauft.« Der Chef strich sich mit einer Hand über den Schlips. »Wissen wir sonst noch etwas über den Toten?«
    »Nur dass er irgendwas mit Aberdeen zu tun hatte und möglicherweise in der Ölbranche arbeitete. Seine Wohnung in Edinburgh hat er nicht viel benutzt. Ich könnte mir also vorstellen, dass er in langen Schichten arbeitete, jeweils zwei Wochen Dienst, zwei Wochen frei. Vielleicht kam er auch gar nicht jedes Mal heim. Er verdiente genug, um eine Wohnung im Financial District abbezahlen zu können, und zwischen seinen letzten zwei Kreditkartenabbuchungen ist eine Lücke von zwei Wochen.«
    »Sie glauben, er könnte während dieser Zeit auf einer Bohrinsel gewesen sein?«
    Rebus zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht, ob es noch immer so läuft, aber in der Anfangszeit hatte ich Freunde, die ihr Glück auf den Bohrinseln versucht haben. Sie arbeiteten jeweils zwei Wochen am Stück, sieben Tage die Woche.«
    »Na, es lohnt sich, der Sache nachzugehen. Wir müssen auch nach Angehörigen suchen. Wichtig für den Papierkram und die offizielle Identifizierung. Erste Frage, die mir einfällt: Motiv. Bleiben wir bei der Streittheorie?«
    Rebus schüttelte den Kopf. »Das sah alles zu geplant aus, viel zu geplant. Haben die das Klebeband und die Plastiktüte rein zufällig in der Bruchbude gefunden? Ich glaube, die haben die Sachen mitgebracht. Wissen Sie noch, wie die Krays Jack >the Hat< McVitie erwischt haben? Nein, dazu sind Sie zu jung. Sie haben ihn auf eine Party eingeladen. Er war dafür bezahlt worden, jemanden umzulegen, vermasselte aber die Sache und konnte das Geld nicht zurückzahlen. Die Fete sollte in einem Souterrain steigen, also kommt er da runtergestapft und blökt nach Schnaps und Schnepfen. Kein Schnaps, keine Schnepfen, bloß Ronnie, der ihn sich schnappt, und Reggie, der ihn absticht.«
    »Dann haben diese zwei Männer Mitchison also in die verlassene Wohnung gelockt?«
    »Kann sein.«
    »Mit welcher Absicht?«
    »Na ja, als Erstes haben sie ihn verschnürt und ihm eine Tüte über den Kopf gezogen. Fragen wollten sie ihm also wohl keine stellen. Sie wollten bloß, dass er sich in die Hosen scheißt und dann verreckt. Ich würde sagen, es war ein klarer Fall von Mord, mit böswilliger Grausamkeit als Draufgabe.«
    »Wurde er also hinausgeworfen, oder ist er gesprungen?«
    »Spielt das eine Rolle?«
    »Eine beträchtliche, John.« MacAskill stand auf und lehnte sich mit verschränkten Armen an den Aktenschrank.
    »Wenn er gesprungen ist, läuft es auf Selbstmord hinaus, selbst wenn sie tatsächlich vorgehabt hätten, ihn zu töten. Mit der Tüte über dem Kopf und so, wie er verschnürt war, könnten wir vielleicht noch einen Totschlag rausschlagen. Sie würden sich damit verteidigen, dass sie ihm lediglich einen Schrecken einjagen wollten: Er hat einen zu großen Schrecken bekommen und hat etwas getan, womit keiner gerechnet hatte - ist aus dem Fenster gesprungen.«
    »Wozu man schon eine ganz schöne Angst haben muss.«
    MacAskill zuckte die Schultern.
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