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Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders

Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders

Titel: Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders
Autoren: Ian Rankin
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Parkmöglichkeiten allmählich restlos erschöpft...
    1968.
    Rebus besaß Originalausgaben der entsprechenden Zeitungen - bei einem Händler für erheblich mehr als die ursprünglichen Sixpence pro Stück erstanden. Die Berichte gingen weiter bis August 69. Am Wochenende, als Bible John sich sein zweites Opfer holte, erreichte in Ulster die Kacke den Siedepunkt und ließen sich in Woodstock dreihunderttausend zugedröhnte Popfans volldröhnen. Ein netter Kontrast. Das zweite Opfer wurde von der Schwester in einer verlassenen Wohnung aufgefunden... Rebus versuchte, nicht an Allan Mitchison zu denken, und konzentrierte sich ausschließlich auf die alten Meldungen, lächelte über eine Schlagzeile vom 20.
    August: »Downing Street Declaration«. Fischerstreiks in Aberdeen... eine amerikanische Filmgesellschaft suchte sechzehn Dudelsäcke... Robert »Medienmogul« Maxwells Pergamon Press stellte vorübergehend die Zahlungen ein. Eine weitere Schlagzeile: »Gewaltverbrechen gehen in Glasgow drastisch zurück.« Erzählt das mal den Opfern. Und schon im November wurde berichtet, dass in Schottland doppelt so viel Morde verübt wurden wie in England und Wales zusammengenommen - rekordverdächtige zweiundfünfzig Anklagen im laufenden Jahr. Die Todesstrafe wurde heftig diskutiert. In Edinburgh fanden Antikriegsdemos statt, während Bob Hope die in Vietnam stationierten Truppen zum Lachen brachte. Die Stones gaben in Los Angeles zwei Konzerte - mit einundsiebzigtausend Pfund der bis dahin lukrativste Gig in der Geschichte der Popmusik.
    Es war bereits der 22. November, als die Zeitungen eine Phantomzeichnung von Bible John veröffentlichten.
    Mittlerweile war er Bible John; den Namen hatten sich die Medien ausgedacht. Seit dem dritten Mord waren schon drei Wochen vergangen: Die Spur war so kalt wie ein toter Fisch. Auch schon nach dem zweiten Opfer hatte es eine Phantomzeichnung gegeben, aber mit fast einmonatiger Verspätung. Große, große Verspätungen. Rebus fragte sich nach dem Grund...
    Er konnte sich selbst nicht recht erklären, warum Bible John ihm so zu schaffen machte. Vielleicht benutzte er einen alten Fall, um einen anderen zu verdrängen - den Spaven-Fall. Aber er hatte das Gefühl, dass doch mehr dahinter steckte. Bible John hatte für Schottland das Ende der Sechzigerjahre bedeutet; er hatte das Ende eines Jahrzehnts und den Anfang eines anderen vergiftet. Für viele Menschen hatte er das dürftige bisschen Frieden und Liebe, das so weit nach Norden gelangt sein mochte, so gut wie getötet. Rebus wollte nicht, dass das zwanzigste Jahrhundert auf die gleiche Weise endete. Er wollte, dass Johnny Bible geschnappt wurde. Aber irgendwo auf halber Strecke hatte sein Interesse an dem aktuellen Fall eine unerwartete Wendung genommen. Er hatte angefangen, sich auf Bible John zu konzentrieren, und das ging so weit, dass er alte Theorien wieder hervorkramte und wiederkäute und ein kleines Vermögen für bald dreißig Jahre alte Zeitungen ausgab. In den Jahren 68 und 69 war Rebus beim Militär gewesen. Man hatte ihm beigebracht, wie man Menschen kampfunfähig macht und tötet, und ihn dann auf Tournee geschickt - zuletzt nach Nordirland. Er hatte das Gefühl, einen wichtigen Teil jener Zeit verpasst zu haben. Aber zumindest war er noch am Leben.
    Er zog mit Glas und Flasche ins Wohnzimmer um und ließ sich in einen Sessel fallen. Er wusste nicht, wie viele Leichen er schon gesehen hatte; er wusste nur, dass es mit der Zeit nicht leichter wurde. Irgendjemand hatte ihm was von Bains erster Leichenschau erzählt, oben in Dundee: Der Pathologe war Naismith gewesen, an seinen besten Tagen ein grausamer Dreckskerl. Er hatte wahrscheinlich gewusst, dass es Bains Premiere war, und sich an der Leiche so richtig ausgetobt, wie ein Schrotthändler, der ein Auto ausschlachtet; hatte Organe herausgeholt, den Schädel aufgesägt, ein schleimig glitzerndes Gehirn in beiden Händen gehalten - heutzutage ging man mit dem Zeug nicht mehr ganz so sorglos um: Angst vor Hepatitis C. Als Naismith angefangen hatte, die Genitalien zu pellen, war Bain umgekippt. Aber Ehre, wem Ehre gebührt: Er war dageblieben, hatte weder gekniffen noch gekotzt. Vielleicht konnten Rebus und Bains ja doch zusammenarbeiten, wenn sie sich erst einmal die Kanten aneinander abgestoßen hatten. Vielleicht.
    Er sah durch das Erkerfenster hinunter auf die Straße. Sein Auto stand noch immer im absoluten Halteverbot. In einer der Wohnungen gegenüber brannte Licht.
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