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Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod

Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod

Titel: Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod
Autoren: Caroline Graham
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seines Herzens. Er verfluchte sich, daß er das Auto nicht weggefahren hatte. Wochen - nein, Jahre vergingen. Wer auch immer es war, er stand immer noch vor der Tür.
      Das Lächerliche seiner Haltung und die Unmöglichkeit, endlos am Türrahmen auszuharren, erfüllten ihn mit Verzweiflung, und er kam sich gedemütigt vor. Selbst wenn derjenige, der da vor der Tür stand, aufgeben würde, früher oder später würde doch jemand anders auftauchen, das war ihm klar. So war das in Dörfern. Ständig kamen Leute vorbei, die für irgendwas sammelten, irgendwelche Blätter durch den Briefschlitz warfen oder Unterschriften sammelten. Obwohl er sich demonstrativ aus dem öffentlichen Leben von Fawcett Green herausgehalten hatte, konnte er sich seiner Umwelt nicht völlig entziehen. Irgendwann würden die Nachbarn sich fragen, ob die Bewohner von Nightingales, von denen sie nichts mehr sahen und hörten, überhaupt noch da waren. Ob mit ihnen »alles in Ordnung« wäre. Es könnte sogar jemand auf die Idee kommen, die Polizei zu rufen. Alan brach der kalte Schweiß im Gesicht aus, und ein übler Geschmack brannte in seiner Kehle.
      Es klopfte schon wieder.
      Er sagte sich, daß das erste Mal am schlimmsten sein würde, und je eher er es hinter sich brächte desto besser. Also drehte er den Kopf und rief: »Ich komme!«
      Der Pfarrer setzte eine besorgte Miene auf, und er hatte keinerlei Mühe, sie beizubehalten, als die Tür schließlich aufging. Denn Hollingsworth sah in der Tat furchtbar aus. Sein Gesicht war bleich, und die Haut glänzte vor Schweiß, als hätte er gerade heftig Sport getrieben. Seine Augen flackerten nervös hin und her, und die Falten auf der Stirn verrieten, wie verzweifelt er bemüht war, sich zu erinnern, wo er den Mann, der vor ihm stand, schon mal gesehen hatte. Seine Haare standen ihm, als hätte er sie sich gerauft, wirr vom Kopf ab. Er sprach mit lauter Stimme und schien Probleme beim Atmen zu haben, was dazu führte, daß seine Sätze merkwürdig abgehackt waren.
      »Ah, Pfarrer. Sie.«
      Reverend Bream bestätigte höflich, daß er es tatsächlich sei, worauf Hollingsworth unwillkürlich einen Schritt zurückwich. Der Pfarrer nahm diese Geste als Aufforderung einzutreten, und flugs stand er in der Diele. Sofort fragte er, ob alles in Ordnung sei.
      »Wir haben uns ein wenig Sorgen gemacht, weil Simone nicht zur Probe erschienen ist«, erläuterte er. »Und eigentlich bin ich gekommen, um ihr zu sagen, daß sie morgen nicht zur Beerdigung kommen braucht.«
      »Beerdigung?«
      »Um zwei Uhr.« Der Pfarrer war allmählich ernsthaft besorgt. Der Mann erschien ihm fast wahnsinnig. »Geht es Ihnen wirklich gut, Mr. Hollingsworth? Sie sehen aus, als hätten Sie einen Schock erlitten.«
      »Nein, nein. Alles ist...« Der Rest des Satzes schien ihm nicht über die Lippen zu wollen. Der Pfarrer hatte den Eindruck, als würde er sehnsüchtig an ihm vorbei zur weit geöffneten Haustür blicken. Doch Reverend Bream war sich angesichts eines offenbar zutiefst verzweifelten Gemeindemitglieds seiner Pflicht nur zu gut bewußt.
      »Darf ich?« fragte er und rauschte, ohne eine Antwort abzuwarten, in das völlig überladene Wohnzimmer. Dort senkte er sein ausladendes Hinterteil auf einen Haufen herzförmiger Satinkissen. Während er vergeblich versuchte, zwischen den rutschigen Kissen Halt zu finden, sah er Hollingsworth, der ihm zögernd gefolgt war, mit einem betont gütigen Lächeln an.
      »Also, Alan«, sagte der Pfarrer, »wenn ich Sie so nennen darf.« Sein freundlicher Blick wurde vorübergehend von einem gediegenen Silbertablett abgelenkt, auf dem zwei Karaffen aus geschliffenem Glas und mehrere Flaschen standen, unter anderem eine fast volle Flasche Jack Daniels und eine halbleere Bushmills. So erlesene Getränke konnte sich der Pfarrer bei seinem kleinen Gehalt nicht leisten. Er hievte sich wieder hoch und sagte: »Sie sehen aus, als könnten Sie einen Drink vertragen. Soll ich vielleicht...«
      »Simone. In Ordnung, ich geb weiter - die Nachricht.«
      »Sie ist also nicht hier?«
      »Nein. Wissen Sie, ihre Mutter.« Hollingsworth schüttelte den Kopf und machte eine verzweifelte Geste mit den Händen.
      »Das tut mir sehr leid.« Der Pfarrer gab die Hoffnung auf einen Jack Daniels auf. Sein Verlangen danach erschien ihm jetzt sogar ein wenig unschicklich. »Ich hoffe, es ist nichts Ernstes.«
      »Ein Schlaganfall.« Alan hatte das ohne nachzudenken
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