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Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder

Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder

Titel: Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder
Autoren: Caroline Graham
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umgehen können. Gerade in dem Moment, als die Ampel grün zeigte und er über die Straße ging, hupte das Auto, das angehalten hatte, und als Barnaby genauer hinsah, erkannte er die Everards. Ihre Gesichter schimmerten im Licht der Straßenlaternen schmutziggelblich. Clive kurbelte das Fenster hinunter und rief: »Hallo.« Und Donald, der hinter dem Steuer saß, hupte noch einmal. Barnaby lief einfach weiter.
      Es muß doch eine Möglichkeit geben, dachte Barnaby grimmig, als er mit energischen Schritten vorantrabte und sich immer noch in elenden Erinnerungen wälzte, diese Flut von traurigen Gedanken von mir abzuwenden. Dann blieb er stehen, zum Glück ausgerechnet vor dem Jolly Cavalier. Die Szene vom Frühstückstisch trat ihm plötzlich wieder vor Augen. Joyce hatte gefragt, ob es ihm etwas ausmachen würde, sich zum Abendessen etwas vom Inder oder vom Chinesen zu holen, da sie einen arbeitsreichen Tag hätte und schon um sieben im Theater sein müsse. Also drückte Barnaby die Tür zum Cavalier auf und trat ein.
      Die Kneipe ging mit der Zeit und stellte einen Familien-/Nichtraucherraum im hinteren Teil zur Verfügung. Außerdem kochten sie alles selbst. Barnaby entschied sich für eine Fleischpastete - Steak und Nieren in Blätterteig in Butter geschwenkten Brokkoli, Bratkartoffeln und hinterher einen Melasseknödel. Er fügte noch einen halben Liter Real Ale zu seiner Bestellung hinzu und trug sein Tablett nach hinten.
      Im Raum, der seinem Namen gerecht wurde, saß eine kleine Familie. Eine dünne junge Frau, die ein Baby stillte, und ein stark tätowierter junger Mann, der vor einem Karton saß, in dem bereits häufig benutztes Spielzeug lag, das er seiner dreijährigen Tochter zeigte. Er sprach leise und hielt ihr zuerst ein schäbiges Tier hin, dann eine Puppe. Der Tisch war mit Chipspackungen und Bierflaschen übersät. Barnaby nickte kurz (er hätte den Raum viel lieber für sich allein gehabt) und nahm Platz.
      Das heiße, schmackhafte Essen besänftigte ihn, und er begann, sich zu entspannen. Die Kleine entschied sich endlich für ein wolliges Lamm, nahm es mit an den Tisch und hielt es ihrem Bruder hin. Der nahm es und warf es auf den Boden. Sie schimpfte, hob es auf und gab es ihm wieder. Daraufhin warf er es erneut hin. Die beiden schienen zu glauben, das sei ein guter Witz.
      Barnaby widmete sich seinem Nachtisch. Er wünschte sich jetzt nicht mehr, den Raum für sich allein zu haben. Diese Familie, über die er, vermutlich zum Glück, nichts wußte, schien ihm auf eine verworrene Weise, mit der er sich gar nicht erst genauer befassen wollte, ein Trost zu sein. Er leerte sein Glas und ging, um sich noch ein Bier zu holen, da er beschlossen hatte, aus dem Abend etwas zu machen.
     
    Die Latimerkarawane zog weiter. Gerade jetzt fand eine Probe zu Onkel Wanja statt. Rosa, die ernsthaft mit dem Gedanken gespielt hatte, endgültig auszuscheiden, als man ihr die popelige Rolle der alten Krankenschwester angeboten hatte, war jetzt doch froh, daß sie es nicht getan hatte. Mehr als einmal war sie kurz davor gewesen, alles hinzuschmeißen, vor allem, als man ihr gesagt hatte, es gäbe keine kleinen Rollen, nur kleine Schauspieler. Sie war beleidigt hinausstolziert, aber dann, nachdem Joyce ihr einen Kaffee gemacht und sich darüber ausgelassen hatte, wie aufregend neu das alles sein würde, hatte sie sich wieder zurückgeschlichen. Und Rosa mußte zugeben, daß es wirklich spannend war. Sogar außerordentlich spannend. Aber eben auch beängstigend.
      All die kleinen technischen Tricks, die sie sich über die Jahre hinweg angewöhnt hatte, mußte sie aufgeben. Auch die romantisch rauhe Stimme, die ihr Publikum so liebte. Alles, was ihr immer wieder gesagt wurde, war, daß sie ihre Vorstellungskraft einsetzen, echt wirken und dem Satzbau folgen solle. Rosa hatte sich auf einmal wie ohne Rüstung gefühlt, so als hätte sie noch nie in ihrem Leben auf der Bühne gestanden. Es kam ihr so vor, als wandele sie auf einem dünnen Draht über einen Abgrund. Und sie war müde. Noch nie war sie so müde gewesen. Als sie auf all die Hauptrollen zurückblickte, die sie in ihrem Leben gespielt hatte, auf die ganze Technik, ohne auch nur einmal außer Atem zu geraten, wunderte sie sich über ihre derzeitige Erschöpfung. Gott sei Dank, daß sie den lieben Ernest hatte. Er war ihr eine so große Hilfe, wärmte ihre Schuhe am Kamin, der Kakao wurde frisch gemacht, sobald sie ins Haus gewankt kam. Rosa
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