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Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder

Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder

Titel: Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder
Autoren: Caroline Graham
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einmal sagen, daß es mir leid tut, daß alles herausgekommen ist. Zweifellos wäre es ja früher oder später ohnehin ans Licht gekommen, aber es ist schön, eine neue Saison mit einer weißen Weste zu beginnen. Und ich kann Ihnen versichern, daß ich niemandem etwas nachtrage.« Seine Hand kehrte ungeschüttelt an seine Seite zurück. »Aber ich muß jetzt unbedingt weitermachen. Wir haben heute abend noch viel vor uns. Komm, Dierdre. Hopp, Hopp.«
      Niemand rührte sich. Tom Barnaby stand unentschlossen da, machte den Mund auf, um etwas zu sagen, und schloß ihn dann wieder. Er hatte im Lauf der Jahre schon viele Verbrecher verhaftet, einige davon auch wegen Mordes, aber er war noch keinem begegnet, der gestanden hatte, ihm die Hand hatte drücken wollen und sich dann umdrehte, um weiterhin unbeirrt seinen Geschäften nachzugehen. Oder vielmehr einem, der so offensichtlich verrückt war.
      »Harold...«
      Harold wandte sich stirnrunzelnd um. »Sie sehen doch, daß ich viel zu tun habe, Barnaby. Ich war bisher recht entgegenkommend, aber ich bin sicher, Sie werden mir zustimmen ...«
      »Ich will, daß Sie mit uns kommen.«
      »Was - jetzt?«
      »Richtig, Harold.«
      »Ich fürchte, das kommt nicht in Frage. Ich muß heute abend >Wanja< besetzen.«
      Barnaby spürte, daß Troy sich bewegte, und er legte eine Hand auf seinen Arm, um ihn zurückzuhalten. Abgesehen von Barnabys eigenem Taktgefühl, das ihm die Aufgabe, einen geistig umnachteten, vermutlich schreienden Mann aus dem Theater in den Wagen zu schleifen, nicht gerade reizvoll erscheinen ließ, war da noch zu bedenken, daß auch seine Frau und seine Tochter anwesend waren. Ganz zu schweigen von Dierdre, die sicherlich schon genug von diesen Dingen hatte. Harold stand jetzt mitten auf der Bühne und fuchtelte wild mit den Armen herum. Keiner lachte. Barnaby betete um eine Eingebung.
      »Harold«, wiederholte er und ging auf den Regisseur zu. Er legte ihm behutsam eine Hand auf den Arm. »Die Presse wartet.«
      »... Die Presse ...« Harold wiederholte dieses honigsüße Wort, doch dann verfinsterte sich sein Blick. »Etwa dieser schmerbäuchige Idiot vom Echo...«
      »Nein, nein, die richtige Presse. The Times, The Independent, The Guardian, Michael Billington.«
      »Michael Billington.« Der Hoffnungsschimmer in Harolds Augen war überwältigend. »Oh... Tom!« Harold legte seine Hand auf den Arm des Inspektors, und Barnaby spürte das ganze Gewicht seiner Freude. »Ist das wahr?«
      »Ja«, log Barnaby, und seine Stimme klang rauh.
      »Endlich! Ich wußte ja, daß es passieren würde... Ich wußte, daß sie sich an mich erinnern würden...« Harold blickte wild um sich. Sein Gesicht war weiß vor Triumph, und Speichel hing wie eine Dolde kleiner kristallener Trauben von seinen Lippen herab. Er gestattete es Barnaby, ihn am Arm zu nehmen und die Stufen von der Bühne hinunterzuführen. Mitten im Gang blieb er stehen. »Werden sie auch Fotos machen, Tom?«
      »Ich... ich denke schon.«
      »Sehe ich denn gut aus ?«
      Barnaby wandte den Blick von diesem strahlenden Gesicht, das vom Wahnsinn entstellt wurde. »Sie sehen gut aus.«
      »Ich sollte aber meinen Hut mitnehmen.«
      Avery stand auf, schnappte sich Harolds Dämon und reichte ihn schweigend seinem Besitzer. Harold setzte den Hut in einem grotesken Winkel auf, so daß der Schwanz über einem Ohr hing, dann strebte er zufrieden dem Ausgang entgegen.
      Troy, der ein paar Schritte vorauslief, öffnete die Doppeltür, hakte sie ein und hielt den schweren purpurroten Vorhang zur Seite. Harold blieb in der Tür stehen, drehte sich um und stand einen Moment lang da, um einen letzten Blick über sein Königreich schweifen zu lassen. Er hielt den Kopf ein wenig zur Seite geneigt und lauschte gebannt. Auf seinem Gesicht bewegten sich die Erinnerungen, und ein Ausdruck größter Sehnsucht trat in seine wahnsinnigen Augen. Er schien aus weiter Ferne einen Trompetenschall zu hören. Dann, immer noch durch den Zauber von Tod und Traum bewegt, ging er davon. Der schwere rote Vorhang fiel, und der Rest war Schweigen.
     

* Eine weitere Eröffnung, eine weitere Vorstellung
     
    Weihnachten war gekommen und wieder gegangen, und das Wetter war alles andere als mild. Die Frau, die aus dem schimmernden blauen Metro stieg, trug einen langen Wollmantel mit einer Pelzkappe (Biberlamm), die mit Seide gefüttert war. Sie lief über den nassen Bürgersteig zum Reisebüro
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