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Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder

Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder

Titel: Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder
Autoren: Caroline Graham
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Kuchen kam. Doris entschied sich für einen Windbeutel mit Mokkaglasur, aus dem frische Sahne quoll, und dann schlug sie die erste Broschüre auf. Da stand etwas von einer Kreuzfahrt zu den Kanaren, und Doris wußte sofort, daß das etwas für sie war. Sie spürte förmlich schon die warme Brise, die ihr die Haare zerzauste, und sie sah bereits die fliegenden Fische aus den Wellen springen, während die Seevögel über ihrem Kopf schrien. Sie würde einfach den Winter dort verbringen und erst wieder im Frühling zurückkommen, wenn die Sträucher und Rosen, die sie vergangene Woche bestellt hatte, geliefert wurden. Und sie würde sich ein Gewächshaus anschaffen. Ihr ganzes Leben lang hatte sie sich nach einem Gewächshaus gesehnt. In ihrer Phantasie entwarf Doris ein Bild, wie sie zwischen Kompost, eingetopften Pflanzen und Tomaten herumwerkelte. Sie nahm die kleine silberne Gabel in die Hand und war vor lauter Glück fast überwältigt.
     
    Avery kochte das Essen. Sie würden in der Küche essen müssen, denn die Platte des Eßtischs im Wohnzimmer war fast vollständig unter einem großen und wunderschönen Arbeitsmodell für die Bühne von Onkel Wanja verschwunden. Tim hatte die letzte Stunde mit einer Taschenlampe und Gelatinescheibchen verbracht, um mit dem Licht zu experimentieren und sich Notizen zu machen. Er persönlich fand zwar, daß der Hauptraum im Bühnenaufbau so aussah, als gehöre er zu einer Villa in New Orleans und nicht zu einem russischen Landhaus der Jahrhundertwende, aber es war unbe-zweifelbar, daß der Raum, vor allem dann, wenn die Jalousien geschlossen waren und das Licht durch die Spalten fiel und Streifen auf die Möbel warf, ein Gefühl von Enge und Ausweglosigkeit ausstrahlte.
      »Ich hoffe, du verstehst, daß es heute nur eine Kleinigkeit gibt.«
      »Das hast du mir schon gesagt.« Tim wandte seine Aufmerksamkeit Averys Garten zu, der wunderbar hell und luftig war, und er stellte sich diesen Garten unter einem strahlend blauen Himmel vor. Dann ging er zur Vorratskammer, wählte eine Flasche 86er Mercurey, Clos du Roy, und setzte den Korkenzieher an. »Um was für eine Kleinigkeit handelt es sich denn?«
      »Rochen.«
      Tim füllte zwei Gläser mit Wein und stellte eines neben den Herd. Dann nahm er Floyd über Fisch in die Hand. »Ich dachte, du hättest gesagt, das Buch sei nicht gut.«
      »Man darf in solchen Dingen nicht zu puristisch sein. Joyce wollte es nicht behalten - verständlich unter diesen Umständen -, also habe ich ihr den Gefallen getan und es genommen. Um ehrlich zu sein...«, er kostete den Saft in der Pfanne - »...glaube ich inzwischen, daß es sogar ganz ordentlich ist.«
      Im stillen verfluchte sich Avery dafür, daß er das Buch hervorgeholt hatte (es war von ihm hinten im Schrank mit den Geschirrtüchern verstaut worden). Das letzte, was er wollte, war, Tim die Begleitumstände von Esslyns Tod ins Gedächtnis zurückzurufen. Tim hatte Avery (und Barnaby) nämlich gestanden, daß er von dem Plan, Harold abzusetzen, gewußt, allerdings keine Kenntnisse von der Erpressung gehabt hatte. Esslyn hatte ihm nur zugesichert, daß keine Einmischung seinerseits in den Bereichen Licht und Gestaltung zu erwarten war, wenn er erst einmal die Leitung übernommen hätte, und Tim hatte daher keinen Grund gesehen, wieso er sein Licht nicht schon bei der Premiere einsetzen sollte.
      Jetzt, nachdem der Ausgang der Geschichte allseits bekannt war, machte er sich natürlich Vorwürfe. Hätte er es nicht für sich behalten, es wenigstens Avery gesagt - und damit auch der gesamten Truppe dann wäre Esslyn vermutlich noch am Leben. Noch Wochen nach Harolds Festnahme saß Tim melancholisch und mit Schuldgefühlen zu Hause herum. Er konnte kaum etwas essen und hatte auch kein Interesse an dem Laden mehr, der Avery gerade in der vorweihnachtlichen Einkaufszeit fast in den Wahnsinn getrieben hätte, obwohl Nicholas seinen Job im Supermarkt gekündigt hatte, um ihm zu helfen.
      Außerdem machten Avery arg seine eigenen Gefühle zu schaffen. Da war zum Beispiel eine gewisse Enttäuschung darüber, daß Tims mutiger und großzügiger Umgang mit dem Licht im Grunde ja gar kein Risiko beinhaltet hatte, da er nun mal wußte, daß Harold abgesetzt werden sollte. Aber Avery bemühte sich großmütig, mit der Tatsache zu leben, daß eine kleine Illusion geplatzt war, und er fuhr fort, umwerfende Mahlzeiten zu kochen, wenn er nicht gerade an den Laden gebunden war oder bis
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