Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Inspector Alan Banks 15 Eine seltsame Affäre

Titel: Inspector Alan Banks 15 Eine seltsame Affäre
Autoren: Peter Robinson
Vom Netzwerk:
endgültig eine Abfuhr zu erteilen. Dann schien es ihr langsam zu dämmern. Sie wurde unsicher, schämte sich und wusste nicht, was sie sagen sollte. »Ach ... so. Detective Inspector Burke, nicht?«, brachte sie schließlich hervor. »Oder sind Sie befördert worden?«
      »Leider nicht«, entgegnete er. »Ich heiße Banks, aber Alan ist auch okay. Ist schon lange her.«
      »Ja.« Penny hielt ihm ihren Gin Tonic entgegen und stieß vorsichtig mit seinem Bierglas an. »Sleinte.«
      »Sleinte«, erwiderte er. »Ich wusste gar nicht, dass Sie wieder in Helmthorpe sind.«
      »Tja, für mich hat leider keiner die Werbetrommel gerührt.«
      Banks sah sich im schwach beleuchteten Raum um. »Wieso? Sie scheinen doch jede Menge treuer Fans zu haben.«
      »Mund-zu-Mund-Propaganda. Aber stimmt, ich wohne wieder in dem alten Cottage. Und was führt Sie her?«
      »Ich habe im Vorbeigehen die Musik gehört«, erklärte Banks. »Und Ihre Stimme erkannt. Was haben Sie so gemacht in letzter Zeit?«
      Eine Spur Misstrauen schlich sich in Pennys Blick. »Das wäre eine ziemlich lange Geschichte, und ich weiß nicht, ob Sie das überhaupt etwas angeht.«
      »Sie könnten es mir ja mal beim Essen erzählen ...«
      Penny runzelte die Stirn, zog die Augenbrauen zusammen und sah ihn mit ihren stechend blauen Augen durchdringend an. Dann schüttelte sie kurz den Kopf. »Das kann ich auf gar keinen Fall«, sagte sie leise.
      »Warum nicht? Ist doch nur eine Einladung zum Essen.«
      Sie wich vor ihm zurück. »Ich kann's einfach nicht, das ist alles. Wie können Sie überhaupt so was vorschlagen?«
      »Hören Sie, falls Sie Angst haben, mit einem verheirateten Mann gesehen zu werden, das ist schon seit ein paar Jahren vorbei. Ich bin geschieden.«
      Penny sah ihn an, als habe er nicht den blassesten Schimmer, schüttelte wieder den Kopf und verschwand in der Menge. Banks war wie vor den Kopf gestoßen. Das verstand er nicht. Was hatte ihr völlig entsetzter Gesichtsausdruck zu bedeuten? So abstoßend war er doch auch wieder nicht. Eine simple Einladung! Was hatte diese Frau bloß?
      Banks leerte sein Bierglas und steuerte auf die Tür zu. Penny kehrte auf die Bühne zurück, er fing ihren Blick quer durch den vollen Raum auf. Sie wirkte leicht aus der Bahn geworfen. Sein Vorschlag hatte sie offenbar völlig verwirrt. Na, wenigstens machte sie nicht mehr so ein entsetztes Gesicht, dachte er und verließ mit rotem Kopf das Lokal.
      Die Nacht war dunkel. Am Himmel standen viele Sterne, aber kein Mond. Die High Street von Helmthorpe war verlassen, das Licht der Straßenlaternen verschwamm im Dunst. Banks hörte, wie Penny im Dog and Gun das nächste Lied anstimmte. Noch ein Stück von Richard Thompson: »Never Again«. Die eingängige Melodie und der traurige Text verfolgten ihn die Straße hinunter und verklangen langsam, als er die kopfsteingepflasterte Gasse hinter der alten Buchhandlung hinaufstieg, den Friedhof überquerte und den Pfad einschlug, der ihn nach Hause brachte - oder was momentan dafür herhalten musste.
      Es roch nach Dung und warmem Heu. Rechts neben dem Friedhof war eine Trockenmauer, links führte ein terrassenförmiger Hang Stufe für Stufe zum Gratly Beck hinunter. Der Fluss rauschte in der Tiefe. Der schmale Pfad war nicht beleuchtet, aber Banks kannte jeden Stein. Hier konnte nichts Schlimmeres passieren, als dass er in einen Haufen Schafsmist trat. Er hörte das hohe Summen von Insekten.
      Erneut dachte er über Penny Cartwrights sonderbare Reaktion auf seine Einladung nach. Penny war schon immer anders gewesen, mit ihrer spitzen Zunge und der sarkastischen Art. Aber das eben war kein Sarkasmus, keine spitze Bemerkung gewesen, sondern blankes Entsetzen, Abscheu. Lag es am Altersunterschied? Banks war immerhin schon Anfang fünfzig, Penny mindestens zehn Jahre jünger. Aber selbst das erklärte nicht ihre heftige Reaktion. Sie hätte einfach lächeln und sagen können, sie hätte etwas Besseres vor. Banks bildete sich ein, die Botschaft durchaus verstanden zu haben.
      Der Fußweg endete vor einem doppelten Zauntritt auf halber Höhe von Gratly Hill. Banks drückte sich seitwärts hindurch und ging an den neuen Häusern vorbei zu den alten Cottages jenseits der Brücke. Da sein eigenes Heim noch immer auf den guten Willen der Handwerker angewiesen war, hatte er eine Ferienwohnung in der links abzweigenden Straße gemietet.
      Die Leute im Ort hatten es gut mit ihm
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher