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Inspector Alan Banks 15 Eine seltsame Affäre

Titel: Inspector Alan Banks 15 Eine seltsame Affäre
Autoren: Peter Robinson
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und Schuppen auf den Schultern seines dunklen Anzugs. Er tat, als lese er Zeitung und esse ein Würstchen in Blätterteig, beobachtete sie aber über den Rand seiner Brille hinweg.
      War das nur ein ganz gewöhnlicher Spanner, oder hatte er schlimmere Absichten? Sie wusste es nicht. Schließlich kam sie zu dem Schluss, dass er nur ein armer Spinner war. Manchmal hatte sie das Gefühl, die Welt sei voll davon, als könne man kaum die Straße entlanglaufen oder allein etwas trinken gehen, ohne von so einem armseligen Heini, der sich für Gottes Geschenk an die Frauen hielt, angegafft oder sogar angequatscht zu werden. So wie die Jugendlichen, die am Eingang herumhingen. Aber was sollte man zu so einer Tageszeit an einer Autobahnraststätte auch erwarten, fragte sie sich. Zwei weitere Männer kamen herein, holten sich an der Theke einen Kaffee zum Mitnehmen, würdigten sie aber keines Blickes.
      Sie aß das Sandwich zur Hälfte, warf den Rest fort und ließ sich den Becher mit Kaffee auffüllen. Auf dem Weg zum Auto vergewisserte sie sich, dass ihr niemand folgte und Menschen in der Nähe waren - eine Familie mit zwei kleinen Kindern, aufgedreht und quengelig, die eigentlich längst hätten im Bett sein müssen.
      Der Tank war nur noch viertelvoll; sie fuhr zu den Zapfsäulen, tankte voll und bezahlte direkt draußen mit der Kreditkarte. Der Spanner aus dem Restaurant hielt an der Säule gegenüber und glotzte sie an, als sie den Zapfhahn in den Tank schob. Sie ignorierte ihn. Im Häuschen saß der Kassierer und schaute nach draußen; sie fühlte sich sicher.
      Nach dem Tanken fuhr sie wieder auf die Autobahn und quetschte sich zwischen zwei Lastzüge. Es war warm im Wagen, sie öffnete beide Fenster und ließ sich den Wind um die Nase wehen. Die frische Luft und der heiße schwarze Kaffee hielten sie wach. Die Uhr auf dem Armaturenbrett zeigte 00:35. Nur noch zwei, drei Stunden Fahrt, dann konnte ihr nichts mehr passieren.
     
    Penny Cartwright sang gerade »Strange Affair« von Richard Thompson, als Banks das Dog and Gun betrat. Ihre tiefe, raue Stimme brachte die Melancholie des Liedes voll zur Geltung. Wie angewurzelt blieb Banks an der Tür stehen. Penny Cartwright. Seit über zehn Jahren hatte er sie nicht mehr gesehen, auch wenn er oft an sie gedacht hatte, ihren Namen sogar hin und wieder in Mojo und Uncut gelesen hatte. Die Zeit war milde mit ihr umgegangen: In der Jeans und dem engen weißen T-Shirt machte sie noch eine gute Figur. Ihr langes rabenschwarzes Haar glänzte im Bühnenlicht so herrlich wie damals, die wenigen grauen Strähnen machten sie nur noch attraktiver. Penny wirkte schmaler, vielleicht ein wenig trauriger um die Augen, aber das stand ihr gut. Banks gefiel der Kontrast zwischen ihrer blassen Haut und dem dunklen Haar.
      Als das Lied vorbei war, nutzte Banks den Applaus, um zur Theke zu gehen, ein Glas Bier zu bestellen und sich eine Zigarette anzuzünden. Er war unzufrieden mit sich, nach über sechs Monaten wieder mit dem Rauchen angefangen zu haben, aber es war nicht zu ändern. Er versuchte, zu Hause darauf zu verzichten, und wollte wieder aufhören, sobald es ihm ein bisschen besser ging. Im Moment war das Rauchen wie eine Krücke, ein alter Freund, der ihm in schweren Zeiten zur Seite stand.
      Im gesamten Raum war kein einziger Platz mehr frei. Banks begann an den Schläfen und im Nacken zu schwitzen. Er lehnte sich an die Theke und ließ sich von Pennys Stimme forttragen, die zu »Blackwater Side« ansetzte. Sie wurde von zwei Männern begleitet, einer mit Gitarre und einer mit Stand-up-Bass. Zusammen woben sie einen dichten Klangteppich, über dem Pennys Stimme schwebte.
      Nach der Nummer war erst mal Pause. Peggy ging durchs Publikum. Es teilte sich vor ihr wie das Rote Meer. Lächelnd grüßte sie nach rechts und links, dann stellte sie sich neben Banks an die Theke. Sie zündete sich eine Zigarette an, sog den Rauch ein, formte die Lippen zu einem Kreis und blies Banks Kringel ins Gesicht.
      »Das waren ein paar tolle Stücke«, sagte er.
      »Danke.« Sie sah ihn nicht an. »Einen Gin Tonic, bitte, Kath«, bestellte sie bei dem Mädchen hinter der Theke. »Aber einen großen.«
      Banks hörte ihrem knappen Tonfall an, dass sie ihn für einen Fan hielt, vielleicht sogar für einen Spinner oder Stalker. Sobald sie ihr Getränk bekam, würde sie verschwinden. »Kennen Sie mich nicht mehr?«, fragte er.
      Seufzend wandte sie sich ihm zu, um ihm
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