Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Inspector Alan Banks 15 Eine seltsame Affäre

Titel: Inspector Alan Banks 15 Eine seltsame Affäre
Autoren: Peter Robinson
Vom Netzwerk:
sehen, dass sie sich nicht bewegte, sondern so vor sich hin starrte. Es sah aus, als wäre sie gegen die Mauer gefahren. Ich meinte zu Adrian, wir sollten besser hingehen und nachsehen, was los ist.«
      »Und als Sie durch das Fenster guckten, wussten Sie sofort, dass die Frau tot war?«
      »Hm«, machte Adrian. »Ich hab noch nie vorher einen Toten gesehen, aber man merkt es irgendwie, oder?«
      Ja, dachte Annie, die schon viel zu viele gesehen hatte. Man merkt es. Niemand zu Hause.
      Samantha erschauderte leicht und schien noch tiefer in Adrians Armen zu versinken. »Und die Fliegen«, sagte sie.
      »Was für Fliegen?«, fragte Annie.
      »Auf dem Gesicht und den Armen waren Fliegen. Aber die Frau bewegte sich nicht. Sie versuchte nicht, sie zu verscheuchen. Ich meine, wir haben schließlich auch Inspector Morse und Frost im Fernsehen gesehen.«
      »Das glaube ich. Ich muss das nur ganz genau wissen. Ich nehme an, Sie haben sonst niemanden bemerkt, andere Autos gehört oder Ähnliches?«
      »Nein.«
      »Was machten Sie dann?«
      »Ich habe die Polizei gerufen.« Adrian holte sein Handy aus der Tasche. Noch vor wenigen Monaten hätte er damit in dieser Gegend nicht viel Glück gehabt, dachte Annie, aber in letzter Zeit hatte sich der Empfang erheblich verbessert.
      »Und sonst können Sie mir nichts erzählen?«
      »Nein. Hören Sie, wir sind völlig ... erschüttert. Können wir jetzt nach Hause gehen? Ich glaube, Sam muss sich etwas hinlegen, und ich könnte einen starken Tee gebrauchen.«
      »Wie lange bleiben Sie noch in Greystone?«, erkundigte sich Annie.
      »Noch eine Woche.«
      »Bleiben Sie erreichbar«, bat Annie. »Vielleicht müssen wir noch einmal mit Ihnen sprechen.«
      Annie ging zurück zu Hatchley. Da traf Dr. Burns in seinem grauen Audi ein. Annie begrüßte den Arzt und begab sich mit ihm zum Peugeot. Es würde eine schwierige Untersuchung für Dr. Burns sein, das wusste Annie, weil die Leiche aufrecht in einem abgeschlossenen Raum saß und er sie kaum bewegen durfte, ehe Dr. Glendenning vor Ort war, der Pathologe des Innenministeriums. Außerdem hatte Dr. Burns den Erkennungsdienst im Nacken, der das Auto so schnell wie möglich gründlich untersuchen wollte. Deshalb musste sich Dr. Burns in Acht nehmen, durfte keine Oberflächen berühren, damit er keine eventuellen Fingerabdrücke beschädigte, auch wenn er Latexhandschuhe trug. Die Aufgabe des Polizeiarztes war einzig und allein, den Tod der Frau festzustellen. Den Rest übernahm der Pathologe. Aber Annie wusste, dass Dr. Burns ihr gerne einen Anhaltspunkt in Bezug auf Zeit und Ursache geben würde, falls irgend möglich.
      Nachdem Dr. Burns vergeblich den Puls gesucht, die Augen der Frau geprüft und mit dem Stethoskop den Herzschlag zu finden versucht hatte, bestätigte er, dass sie tatsächlich tot war.
      »Die Cornea ist noch nicht getrübt«, erklärte er, »das lässt darauf schließen, dass sie wahrscheinlich noch keine acht Stunden tot ist. Die Fliegen haben mit Sicherheit bereits Eier abgelegt, das geht ziemlich schnell im Sommer bei offenem Fenster, aber es gibt noch keine Anzeichen für fortgeschrittenen Insektenbefall, ein weiterer Hinweis, dass es sich um einen relativ frischen Todesfall handelt.«
      Dr. Burns zog einen Handschuh aus und schob die Hand in die Bluse der Frau, unter ihren Arm. »Anders kann ich jetzt nicht die Temperatur messen«, sagte er, als er Annies fragenden Blick bemerkte. »Ist nur eine ungefähre Angabe. Sie ist noch warm, der Tod muss also vor wenigen Stunden eingetreten sein.«
      »Die Nacht war warm«, meinte Annie. »Wie lange ist es her?«
      »Genau kann ich das nicht sagen, aber ich würde schätzen, höchstens fünf, sechs Stunden.« Er befühlte Hals und Kiefer der Frau. »Rigor an den zu erwartenden Stellen. Da die Wärme ihn wahrscheinlich beschleunigt hat, bestätigt das meine Schätzung.«
      Annie schaute auf die Uhr. »Also zwischen zwei und vier Uhr nachts?«
      »Darauf schwöre ich natürlich keinen Eid«, antwortete Dr. Burns lächelnd, »aber so ungefähr müsste es hinkommen. Erzählen Sie bloß nicht Dr. Glendenning, dass ich drauflosgeraten habe. Sie wissen ja, wie er auf so was reagiert.«
      »Was sagen Sie zur Todesursache?«
      »Das ist ein bisschen schwieriger«, erwiderte Dr. Burns und wandte sich erneut der Leiche zu. »Es sind keine Strangulationsmale zu sehen, weder von Stricken noch von Händen. Auch keine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher