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Inspector Alan Banks 15 Eine seltsame Affäre

Titel: Inspector Alan Banks 15 Eine seltsame Affäre
Autoren: Peter Robinson
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eine halbe Meile entfernte Tal mit den grauen Steindächern von Helmthorpe und auf einen blauen Himmel über dem ansteigenden nördlichen Hang. Ein Kirchturm mit einem seltsamen Türmchen an der Seite beherrschte das Dorf. Der Ausblick ähnelte dem vor Banks' altem Cottage, nur der Winkel war leicht verschoben. Aber was Banks sah, rührte ihn nicht. Er konnte sehen, wie schön die Aussicht war, aber er konnte es nicht fühlen. Irgendetwas schien zu fehlen, er konnte keinen Bezug zur Außenwelt herstellen. Oder es befand sich ein unsichtbares Schild oder ein dichter Nebel zwischen ihm und dem Rest der Welt, der allem, was ihm lieb gewesen war, die Fähigkeit nahm, ihn zu bewegen. Musik, Landschaft, Worte auf einem Blatt - alles fand er öde und uninteressant, es war weit weg und unwichtig.
      Seit der Brand vor vier Monaten sein Haus und seine Besitztümer vernichtet hatte, war Banks schweigsam geworden und hatte sich zurückgezogen. Er wusste es, aber er konnte nichts dagegen tun. Er litt an einer Depression. Das zu wissen war eine Sache, es zu ändern eine andere.
      Sie hatte an dem Tag begonnen, als er das Krankenhaus verließ und zu den Ruinen seines Cottages gefahren war. Er war nicht auf das Ausmaß des Schadens vorbereitet gewesen: Dach und Fenster waren verschwunden, der Innenbereich war ein Trümmerfeld verkohlten Schutts. Es war nichts zu retten, kaum etwas überhaupt noch zu erkennen gewesen. Und dass der Mann, der das getan hatte, auf freiem Fuß war, half auch nicht gerade.
      Nach einigen Tagen Genesung bei Gristhorpe im Bauernhaus in Lyndgarth hatte Banks seine jetzige Wohnung gefunden und war dort eingezogen. An manchen Tagen wollte er nicht aufstehen. Abends sah er meistens fern, Filmklassiker, und trank. Nicht zu viel, aber regelmäßig, meistens Wein. Außerdem rauchte er wieder.
      Seine Zurückgezogenheit hatte die Kluft zwischen ihm und Annie Cabbot noch vertieft. Sie schien auf etwas von ihm zu warten. Er glaubte zu wissen, was es war, konnte es ihr aber nicht geben. Noch nicht. Auch war seine Beziehung zu Michelle Hart abgekühlt, einem Detective Inspector aus Peterborough. Sie war kürzlich zu Sexualverbrechen und Kindesschutz nach Bristol versetzt worden, viel zu weit für eine aussichtsreiche Fernbeziehung. Außerdem hatte Michelle ihre eigenen Probleme. Was auch immer ihr nachging, es war unentwegt da, immer im Weg, selbst wenn sie zusammen lachten oder sich liebten. Eine Zeit lang waren sie gut füreinander gewesen, daran bestand kein Zweifel, aber jetzt waren sie bei der »Gute-Freunde-Phase« angelangt, die den Schluss einleitete.
      Es war, als hätten der Brand und der anschließende Krankenhausaufenthalt Banks' Leben auf Pause gestellt, und nun konnte er den Abspielknopf nicht mehr finden. Als er auf die Dienststelle zurückkehrte, war ihm selbst dort langweilig gewesen; die Arbeit bestand aus Papierkram und unendlichen Besprechungen, bei denen nie etwas herauskam. Nur ein gelegentliches Glas Bier mit Gristhorpe oder Jim Hatchley, ein Gespräch über Fußball oder über das Fernsehprogramm vom Vortag hatten die Monotonie aufgelockert. Seine Tochter Tracy war so oft wie möglich vorbeigekommen, aber sie musste für die Abschlussprüfung lernen. Brian war auch ein paarmal da gewesen, jetzt war er mit seiner Band in einem Studio in Dublin und nahm eine neue CD auf. Die erste der Blue Lamps hatte sich gut verkauft, für die zweite war noch Größeres geplant.
      Mehr als einmal hatte Banks an therapeutische Hilfe gedacht, die Idee dann aber schnell wieder verworfen. Er hatte sogar überlegt, ob Dr. Jenny Füller ihm helfen könnte, eine beratende Psychologin, mit der er in mehreren Fällen zusammengearbeitet hatte, aber sie war auf einer ihrer ausgedehnten Unterrichtsreisen - diesmal in Australien. Und je länger er sich ausmalte, wie Jenny in den trüben Tiefen seines Unbewussten fischte, desto unangenehmer wurde ihm die Vorstellung. Vielleicht war es besser, das Düstere einfach im Dunkeln zu belassen.
      Letzten Endes brauchte er keinen Seelenklempner, der sich in seine Angelegenheiten einmischte und ihm sagte, was nicht stimmte. Er wusste es ja selbst, er wusste, dass er zu viel herumsaß und grübelte. Ebenso war ihm klar, dass der Genesungsprozess - nicht nur der körperliche, sondern auch der psychische und emotionale - seine Zeit brauchte.
      Und er musste ihn allein bestreiten, musste mühselig Schritt für Schritt zurück ins Land der Lebenden gehen. Das Feuer
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