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Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall

Titel: Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall
Autoren: Peter Robinson
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Aber Luke konnte nicht nach Hause zurückgekehrt sein. Der letzte Bus war schon fort, und wir hatten alle Taxis überprüft. Wir haben auch Lukes Musiklehrer in Verdacht gehabt, Alastair Ford. Aber da kann Luke nicht gewesen sein, das Haus liegt zu weit draußen, und er hatte ja kein Verkehrsmittel zur Verfügung. Bleiben nur noch Sie, Lauren. Luke hatte keinen großen Freundes- oder Bekanntenkreis. Außerdem war er sehr verstört. Sie sind diejenige, mit der er über seine Gefühle gesprochen hat. Wie lange waren Sie schon ein Paar, Lauren?«
      Lauren seufzte. »Ungefähr seit Ende des Schuljahres. Es passierte einfach. Es war völlig ... völlig natürlich. Ich hab ihn nicht verführt oder so.« Tränen traten ihr in die Augen. »Wir haben uns Bilder angesehen. Von den Präraffaeliten. Luke meinte, ich hätte Ähnlichkeit mit einem der Modelle.«
      »Mit Elizabeth Siddal, der ersten Frau von Dante Gabriel Rosetti. Sie haben wirklich viel Ähnlichkeit mit ihr, Lauren. Zumindest mit den Bildern. Eine typische präraffaelitische Schönheit, wie jemand sagte.«
      »Sie wissen Bescheid?«
      »Mir hätte die Verbindung viel früher auffallen müssen«, sagte Annie. »Mein Vater ist Künstler, und ich male selbst ein bisschen. Das eine oder andere habe ich im Laufe der Zeit gelernt.«
      »Aber wie sind Sie darauf gekommen?«
      »Wir haben Lukes Umhängetasche in der anderen Wohnung gefunden. Ich habe seine letzten Texte gelesen. Da gab es viele Anspielungen auf die Klassik, die ich nicht verstanden habe. Allerdings ist mir aufgefallen, dass sie sexueller Natur waren, sehr intim. Sie handelten von einer besonderen präraffaelitischen Schönheit. Auch von Ophelia war die Rede, aber ich glaube nicht, dass Luke dabei an Shakespeare gedacht hat. Er muss John Everett Millais im Kopf gehabt haben. Er hat Ophelia gemalt, und Elizabeth Siddal stand ihm Modell. Sie hat eine Lungenentzündung bekommen, weil sie für das Bild der Ophelia, die einen Fluss hinuntertreibt, jeden Tag in einer lauwarmen Wanne liegen musste. Sehr romantisch. Aber was ich nicht verstehe, ist Ihr Motiv. Warum haben Sie es getan, Lauren? Warum haben Sie ihn umgebracht? Wollte er Sie verlassen?«
      »Sie verstehen überhaupt nichts. Ich habe ihn nicht umgebracht. Sie haben keine Beweise. Ich habe ein Alibi. Fragen Sie Vernon.«
      »Ich habe bereits mit Vernon gesprochen«, sagte Annie, »und ich traue ihm keine drei Meter über den Weg. Ihr Bruder hat für Sie gelogen, Lauren. Das ist verständlich. Aber ich würde sofort wetten, dass er es war, der Ihnen geholfen hat, die Leiche fortzuschaffen. Das konnten Sie nicht alleine. Und er ist derjenige, der die Sache mit der Entführung ausgeheckt hat. Sie war ein typischer nachträglicher Einfall. Sie war nicht der Grund für Lukes Verschwinden und seinen Tod. Ihr Bruder wollte Geld daraus schlagen, aber er war so bescheiden, dass er nur zehntausend Pfund verlangt hat. Außerdem hatten Sie ihm wohl schon erzählt, dass Lukes Eltern nicht so reich seien, wie man gemeinhin annahm. Er ist spielsüchtig, Lauren. Und er ist ein Loser. Er braucht Geld. Ich hab mit seinem Buchmacher gesprochen. Ihr Bruder steckt bis zum Hals in Schulden. Wissen Sie überhaupt, was er gemacht hat, nachdem er Ihnen geholfen hatte?«
      Lauren sah auf ihren Schoß hinunter. Ihre Finger waren ineinander verschränkt und so verkrampft, dass die Knöchel weiß wurden. Sie schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass Vernon so etwas tun würde.«
      »Aber Sie müssen sich doch was gedacht haben, als Sie von der Lösegeldforderung hörten.«
      »Ich war verwirrt. Ich wusste nicht, was passiert war. Ich hab vielleicht einen Verdacht gehabt, weiß nicht. Ich war zu fertig, um darüber nachzudenken.«
      »Die Sache ist«, fuhr Annie fort, »dass unsere Leute von der Spurensicherung minimale Blutspuren an der Stelle gefunden haben, wo Luke über die Mauer in den See geworfen wurde. Minimal, aber genug für ein DNA-Profil. Ich gehe davon aus, dass das Profil auf Ihren Bruder passt. Außerdem bin ich überzeugt, dass unsere Leute Blutspuren von Luke finden, wenn sie Ihr Haus durchkämmen. Nun, das mag an sich noch nicht Ausschlag gebend sein, da wir wissen, dass Luke vorher einen Schlag auf die Nase bekommen hat, aber langsam fügt sich alles zu einem Bild, Lauren.«
      Lauren sah Annie an. Ihre Augen waren rot gerändert und unerträglich traurig. »Ich habe ihn nicht umgebracht«, sagte sie mit leiser Stimme,
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