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Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall

Titel: Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall
Autoren: Peter Robinson
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wie aus weiter Ferne. »Ich hätte Luke niemals etwas zuleide getan. Ich habe ihn geliebt.«
      »Was ist passiert, Lauren?«
      Lauren griff zu ihren Zigaretten und zündete sich eine an. Dann begann sie mit ihrer Geschichte.
     
    »Kann ich vielleicht ein Wort mit Ihrem Mann allein sprechen?«, fragte Banks Mrs. Marshall am Abend in ihrem Haus.
      »Mit Bill? Ich wüsste nicht, was er dir sagen könnte«, erwiderte sie. »Du weißt doch, dass er nicht reden kann.«
      »Es gibt da vielleicht ein, zwei Kleinigkeiten.« Banks musterte den Kranken, der, nach seinem harten Blick zu urteilen, genau wusste, dass über ihn geredet wurde. »Kann er schreiben?«
      »Ja«, sagte Mrs. Marshall. »Aber er kann den Stift nicht richtig halten. Er nimmt ihn in die Faust und kritzelt ein paar Buchstaben.«
      »Das reicht«, sagte Banks. »Könnten Sie mir bitte einen Block und einen Stift geben?«
      Mrs. Marshall holte einen linierten Block und einen Stift aus der Sideboardschublade und reichte sie Banks.
      »Kommen Sie«, sagte Michelle, fasste Mrs. Marshall am Arm und führte sie in die Küche. »Machen wir uns einen Tee. Ich muss Ihnen ein paar Dinge erzählen.« Banks und Michelle waren übereingekommen, Mrs. Marshall nur eine bereinigte Version der Ereignisse zuzumuten. Wenn die Presse tiefer stocherte und die Geschichte in die Schlagzeilen kam, würde sie noch mehr über Leben und Tod ihres Sohnes erfahren, als ihr lieb war. Für den Augenblick mochte es reichen, wenn Michelle ihr erzählte, dass Donald Bradford Graham umgebracht hatte, weil er etwas über Bradfords illegale Machenschaften herausgefunden hatte.
      Als die beiden Frauen die Küchentür hinter sich geschlossen hatten, legte Banks Block und Stift auf die Knie von Bill Marshall, hockte sich vor ihn und sah ihm in die ausdruckslosen Augen. »Ich glaube, Sie wissen, warum ich mit Ihnen reden will«, sagte er.
      Bill Marshall gab nicht zu erkennnen, dass er Banks verstanden hatte.
      »Sie waren früher Sparringspartner von Reggie und Ron-nie Kray«, sagte er. »Als Sie dann in den Norden gezogen sind, haben Sie Carlo Fiorino kennen gelernt und haben hin und wieder für ihn die Muskeln spielen lassen, stimmt's? Könnten Sie nicken oder ja oder nein schreiben?«
      Bill Marshall blieb regungslos.
      »Auch gut, wenn Sie gar nichts machen wollen«, sagte Banks. »Meinetwegen. Ich behaupte nicht, dass Sie was mit Grahams Tod zu tun haben. Haben Sie nicht. So etwas hätten Sie nicht getan. Aber Sie haben gewusst, wer es getan hat, nicht wahr?«
      Bill Marshall starrte Banks an.
      »Wissen Sie, Bill, das Problem mit Leuten wie Ihnen ist, dass sie unbedingt außerhalb der Gesetze operieren wollen. Mit Bullen können Sie nichts anfangen, stimmt's? Konnten Sie noch nie, denke ich. Genau wie mein Alter. Möchten Sie wissen, was damals meiner Meinung nach passiert ist? Egal, ich erzähl's Ihnen trotzdem. Ich denke, dass Donald Bradford einfach nicht dazu gemacht war, kleine Jungen umzubringen. Obwohl er wahrscheinlich keine große Wahl hatte. Fiorino hat ihn gezwungen. Schließlich wohnte Graham in seinem Revier und drohte großen Schaden anzurichten. Es stand einfach zu viel auf dem Spiel. Nicht nur Fiorinos Reich in der damaligen Größe, sondern auch die Zukunft. Die Stadt wuchs durch das New-Town-Programm mit rasanter Geschwindigkeit. Eine Riesengelegenheit für einen Mann wie Fiorino. Er schaffte heran, was die Leute brauchten, und zwar zu einem guten Preis. Können Sie mir folgen?«
      Marshall funkelte Banks düster an. Speichel rann sein stoppeliges Kinn hinunter.
      »Fiorino konnte genauso wenig mit dem Gesetz anfangen wie Sie, es sei denn, die Gesetzesverteter hörten auf ihn. Die schmutzige Arbeit ließ er andere erledigen. Kurz nach dem Mord verkaufte Bradford und zog in den Norden. Das gefiel Fiorino nicht. Es gefiel ihm nicht, wenn sich Menschen seiner Kontrolle entzogen, sich aus seinem Blickfeld entfernten. Besonders wenn sie so viel wussten wie Bradford und labil und unzuverlässig waren. Bradford wurde von Schuldgefühlen geplagt. Außerdem hat er, glaube ich, Ware von Fiorino mitgehen lassen, aber das ist nebensächlich. Wirklich wichtig war, dass Bradford außer Sichtweite und nicht mehr vertrauenswürdig war. Und er wusste zu viel.«
      Noch immer zeigte Bill Marshall keinerlei Reaktion. Banks hörte gedämpfte Stimmen aus der Küche. »Was macht Fiorino also, wenn er ein Problem mit Bradford hat? Klar, er
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