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Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall

Titel: Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall
Autoren: Peter Robinson
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dann gemacht?«
      »Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich hab Panik bekommen. Ich wusste, wenn das rauskommt, bin ich erledigt. Ich wusste nicht, mit wem ich reden sollte, deshalb hab ich Vernon angerufen. Er sagte, er würde sofort kommen, ich sollte warten, bis er da wäre. Den Rest wissen Sie ja.«
      »Was haben Sie mit Lukes Handy gemacht?«
      »Das ist im Auto aus seiner Tasche gefallen. Vernon hat es genommen.«
      Daher der Anruf auf Armitages Handy. Vernon hatte in Lukes Handy die Nummer des Stiefvaters herausgesucht. Er konnte nicht wissen, dass Luke seinen Stiefvater niemals angerufen hätte. Vernon hätte ohne weiteres von Eastvale aus telefonieren können. Das wäre nicht so auffällig gewesen. Es war nicht weit.
      »Wussten Sie denn von der Lösegeldforderung?«
      Lauren schüttelte den Kopf. »Nein. Damit wäre ich niemals einverstanden gewesen. Wie gesagt, ich war zu durcheinander, um darüber nachzudenken. Vielleicht hab ich gedacht, da spielt einer einen gemeinen Streich. Es tut mir alles so Leid.« Lauren umklammerte Annies Arm. »Sie müssen mir glauben. Ich hätte Luke niemals etwas angetan. Ich habe ihn geliebt. Wenn ich nicht so unsensibel und selbstsüchtig gewesen wäre und nicht versucht hätte, mit ihm gerade in dem Moment Schluss zu machen, dann wäre vielleicht nichts passiert. Ich bin alles schon hundertmal in Gedanken durchgegangen. Ich kann nicht schlafen. Ich weiß nicht, wie ich wieder zur Arbeit gehen soll. Alles ist so unerheblich geworden.«
      Annie erhob sich.
      »Was haben Sie jetzt vor?«
      »Ich hole jetzt meine Kollegin herein, die draußen im Auto wartet. Dann werden wir Sie über Ihre Rechte aufklären und mit zur Dienststelle nehmen, wo Sie eine Aussage machen werden. Außerdem werden wir bei den Kollegen in Harrogate Bescheid sagen, damit Ihr Bruder abgeholt wird.«
      »Was wird mit mir geschehen?«
      »Das weiß ich nicht, Lauren«, sagte Annie. Sie kam sich mies vor. Du musst härter werden, sagte sie sich. Möglicherweise hatte Lauren Anderson Luke nicht absichtlich umgebracht, aber sie trug doch zumindest eine Teilschuld an seinem Tod, genau wie Liz Palmer und Ryan Milne. Erwachsene, die es hätten besser wissen müssen, als mit den Gefühlen eines verwirrten, verstörten Fünfzehnjährigen zu spielen. Sie hatten selbstsüchtig gehandelt und Luke zu ihren Zwecken benutzt. Selbst wenn der Zweck, wie bei Lauren, Liebe war. Romantische Fantasie und jugendliche Begierde konnten eine gefährliche Kombination sein.
      Aber wenn Annie nicht mehr fähig wäre, Mitleid für eine Frau in Laurens Lage zu empfinden, verlöre sie ihre Menschlichkeit. Durch die Zusammenarbeit mit Banks hatte Annie gelernt, wie man diesen Job machte, ohne gefühlskalt oder zynisch zu werden. Bevor sie Banks kennen gelernt hatte, war sie auf dem besten Weg dahin gewesen. Wahrscheinlich würde Lauren mit einer leichten Strafe davonkommen. Wenn Luke bei einer tätlichen Auseinandersetzung gestorben war, bei der es Lauren darum gegangen war, ihn vor einer Überdosis Valium zu bewahren, und wenn Lauren nichts von der Lösegeldforderung ihres Bruders gewusst hatte, würde mild über sie geurteilt werden.
      Aber Lauren würde ihre Arbeit verlieren, und manche würden sie wie eine Aussätzige behandeln. Sie hatte ein unschuldiges Kind verführt und verdorben. Lukes Eltern würden leiden, denn alle Details würden bekannt werden. Zweifelsohne würde es einen Aufsehen erregenden Prozess geben. Der Sohn von Neil Byrd, ein berühmtes Model und ein Fußballstar. Sie hatten keine Chance, dem Medienzirkus zu entfliehen. Es war eine Schande, dass Liz und Ryan nicht zur Verantwortung gezogen werden konnten, dachte Annie, als sie die mutlose Lauren zum Auto führte. Sie trugen mindestens genauso viel Schuld an dem, was geschehen war, wie Lauren, wenn nicht noch mehr. Aber darüber hatte Annie nicht zu urteilen.
     
    »Jet Harris war korrupt? Das glaube ich nicht«, sagte Arthur Banks am frühen Abend im Coach and Horses. Banks hatte ihn dorthin geschleppt, um ihm die vollständige Geschichte zu erzählen. Im tristen, halb leeren Pub saßen sie bei ihren Bieren. Jede Zelle in Banks' Körper lechzte verzweifelt nach Nikotin, aber er verdrängte das Bedürfnis. Immer nur den nächsten Tag überstehen. Das Verlangen verging. Angeblich wurde es mit der Zeit immer schwächer. Aber manche sagten, man würde die schlechte Angewohnheit nie ganz los. Banks kannte Leute, die nach zehn
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