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Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall

Titel: Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall
Autoren: Peter Robinson
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akkurat gezupften Augenbrauen. »Meinen Sie das ernst? Sagen Sie das nicht nur, um uns zu beruhigen?«
      »Es ist wahr. Sie würden sich wundern, wenn Sie wüssten, wie oft Leute vermisst gemeldet werden, die dann meistens völlig unversehrt wieder auftauchen.«
      »Meistens?«, wiederholte Martin Armitage.
     
      »Ich wollte nur sagen, dass Luke statistisch gesehen ...«
      »Statistisch gesehen? Was ist das ...«
      »Martin! Beruhige dich. Sie will uns doch nur helfen.« Robin wandte sich an Annie. »Es tut mir Leid«, sagte sie.
      »Aber wir haben beide nicht viel geschlafen. So was hat Luke noch nie gemacht, wir sind wirklich halb verrückt vor Sorge. Erst wenn Luke gesund und munter zurück ist, geht es uns wieder besser. Was glauben Sie, wo er ist?«
      »Darauf würde ich Ihnen wirklich gerne eine Antwort geben«, entgegnete Annie. Sie holte ihr Notizbuch hervor.
      Würden Sie mir ein paar Fragen beantworten?«
      Martin Armitage fuhr sich mit der Hand über den Schädel, seufzte und ließ sich wieder auf die Couch fallen. »Ja, klar«, sagte er. »Ich muss mich entschuldigen. Ich bin mit den Nerven zu Fuß, das ist alles.« Annie sah die Besorgnis in seinen Augen, aber registrierte auch den stählernen Blick eines Mannes, der alles bekam, was er wollte. Josie brachte den Tee auf einem silbernen Tablett. Annie war etwas verlegen, wie immer in Gegenwart von Dienstboten.
      Martin Armitages Lippen verzogen sich zu einem Schmunzeln, als hätte er Annies Unbehagen bemerkt. »Ein bisschen protzig, was?«, fragte er. »Sie fragen sich bestimmt, warum ein waschechter Sozialist wie ich ein Hausmädchen beschäftigt. Nicht weil ich nicht wüsste, wie man eine Tasse Tee macht. Ich bin mit sechs Brüdern in einem Bergbaunest in West Yorkshire aufgewachsen, das war so klein, dass es keiner mitgekriegt hat, als Maggie Thatcher es platt machte. Zum Frühstück gab's Brot mit flüssigem Fett, höchstens. So war das damals. Robin kommt von einem kleinen Bauernhof in Devori.«
      Und wie viele Millionen habt ihr inzwischen gescheffelt?, fragte sich Annie. Aber sie hatte nicht vor, sich mit den beiden über ihren Lebensstil zu unterhalten. »Ich interessiere mich nicht für Ihre Angestellten«, sagte sie. »Ich kann mir vorstellen, dass Sie sehr beschäftigt sind und jede Hilfe brauchen können.« Annie hielt inne. »Solange Sie nicht von mir erwarten, dass ich beim Trinken den kleinen Finger abspreize ...«
      Martin rang sich ein dünnes Lachen ab. »Ich tunke immer gerne Vollkornplätzchen in den Tee.« Wieder ernst, beugte er sich vor. »Schluss jetzt damit, kommen wir zur Sache. Was können wir machen? Wo sollen wir suchen? Wo sollen wir anfangen?«
      »Das Suchen übernehmen wir. Dafür sind wir ja da. Wann hatten Sie zum ersten Mal den Verdacht, es könne etwas nicht stimmen?«
      Martin sah seine Frau an. »Wann war das, Schatz? Nach dem Abendessen, am frühen Abend?«
      Robin nickte. »Luke kommt zum Abendessen immer nach Hause. Als er nach sieben Uhr noch nicht zurück war und wir nichts von ihm gehört hatten, haben wir uns langsam Sorgen gemacht.«
      »Was haben Sie unternommen?«
      »Wir haben versucht, ihn auf dem Handy zu erreichen«, erklärte Martin.
      »Und?«
      »Es war abgeschaltet.«
      »Und dann?«
      »So gegen acht«, sagte Robin, »hat sich Martin auf die Suche gemacht.«
      »Wo haben Sie gesucht, Mr. Armitage?«
      »Ich bin nur durch Eastvale gefahren. Eigentlich ziemlich ziellos. Aber ich musste irgendwas tun. Robin ist hier geblieben für den Fall, dass Luke anruft oder wieder auftaucht.«
      »Wie lange waren Sie fort?«
      »Nicht lange. So gegen zehn war ich zurück.«
      Robin nickte zustimmend.
      »Haben Sie ein aktuelles Foto von Luke?«, fragte Annie. »Das wir herumzeigen können?«
      Robin nahm einen Stapel Fotos von einem der niedrigen Tische. Sie blätterte sie durch und reichte Annie eine Aufnahme. »Das war Ostern. Da waren wir mit Luke in Paris. Geht das?« Annie betrachtete das Bild. Es zeigte einen großen, dünnen jungen Mann mit dunklen Locken, der älter als fünfzehn aussah, sogar schon die flaumigen Vorboten eines Ziegenbärtchens trug. Er stand mit melancholischem, nachdenklichem Blick an einem Grab, aber das Gesicht war gut zu sehen und groß genug, um zur Identifizierung verwendet werden zu können.
      »Er wollte unbedingt zum Pere Lachaise«, erklärte Robin. »Da liegen die ganzen berühmten Leute.
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