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Inspector Alan Banks 08 Der unschuldige Engel

Titel: Inspector Alan Banks 08 Der unschuldige Engel
Autoren: Peter Robinson
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geschweige denn dich in angemessener und förmlicher Weise loben ... gut gemacht... gut gemacht... wunderbar ... gut gemacht, meine Liebe, meine Deborah.
      Als ich dich das erste Mal nackt als Frau sah, hast du in der alten Badewanne in Montclair gestanden und wie Botticellis Geburt der Venus ausgesehen. Du weißt doch, meine Liebe, die Türen in Montclair haben keine Schlösser. Man wusste einfach, wenn die Badezimmer besetzt waren und nicht betreten werden konnten. Natürlich hat man sich manchmal getäuscht, aber nie mit bösen Absichten. Man war ja auch unter sich. Die Franzosen, Sylvies Familie, sind nicht prüde in solchen Dingen. Ich hatte nur gehofft, einen kurzen Blick auf deine Nacktheit zu erhaschen. Ich wusste, dass ich nicht länger bleiben durfte, dass ich mich, noch ehe du überhaupt bemerktest, dass ich dich gesehen hatte, entschuldigen und hinausstürzen musste, als wäre ich aus Versehen hereingekommen. Ein so kurzer, ein so flüchtiger Blick. Und noch heute frage ich mich, was passiert wäre, hätte ich dich damals nicht in deiner ganzen Schönheit erlebt.
      Du hast dagestanden und nach einem Handtuch gegriffen, als wäre deine Schönheit nur für mich bestimmt gewesen. Dampf hing in der Luft, und das Sonnenlicht, das durch die hohen Fenster fiel, umhüllte dich mit Regenbogen. Deine gerötete Haut war mit Wassertropfen benetzt, dein nasses Haar hing an deinem Hals herab und lag auf deiner Schulter, lange Strähnen hafteten auf der Wölbung deiner jungen Brüste, und die Brustwarzen, rosarot wie aufgehende Rosenknospen, waren aufgerichtet. Deine Taille, wundervoll schlank, ging über in die schmalen Hüften. Zwischen deinen Beinen lag ein winziges Dreieck aus goldenem Haar auf dem Venushügel, dem Paradies, das ich erträume. In dem zarten, gelockten Haar hatten sich Wassertropfen verfangen und kleine Prismen im Sonnenlicht gebildet, manche schienen in dem klaren Licht zu glitzern wie Diamanten ...
      Auch andere Bilder lassen mich nicht mehr los: der schmale schwarze Träger des Büstenhalters auf deiner nackten Schulter, die Innenseiten deiner Oberschenkel, wenn du deine Beine übereinander schlägst...
     
    Und in dieser Form ging es weiter. Auch das war kein stichhaltiger Beweis, aber es war alles, was sie hatten. Banks hatte keine andere Wahl, als davon auszugehen.
     
    * IV
     
    Owen schaute aus dem Zugfenster in die Dunkelheit. Der Regen lief über die schmutzige Scheibe, er konnte nur die Spiegelungen der Lichter hinter ihm im Abteil sehen. Er hätte gern noch etwas getrunken, aber er saß in einem Regionalzug, nicht in einem Intercity, und es gab kein Bordrestaurant.
      Als der Zug im letzten Abschnitt seiner Reise durch einen geschlossenen Dorfbahnhof ratterte, musste Owen wieder daran denken, wie er nach dem Mord an Michelle die ganze Nacht im Regen durch die Straßen Londons gelaufen war, während ein Teil in ihm hoffte, die Polizei möge ihn aufgreifen und der Sache ein Ende machen, und ein anderer sich davor fürchtete, wieder ins Gefängnis zu gehen, dieses Mal für immer.
      Er hatte die gesamte Stadt durchwandert, auf jeden Fall kam es ihm so vor. Er war im Westend gewesen, wo sich die grellen Neonlichter in den Pfützen spiegelten, die Nachtklubs geöffnet waren und hin und wieder Betrunkene oder Prostituierte laut aufschrien oder lachten; er war an abgerissenen Häusern vorbei durch matschiges Brachland gegangen, wo er sich über die mit Unkraut überwucherten Steinhaufen vorsichtig seinen Weg bahnen musste; er hatte Hochhäuser passiert, die von ausgebrannten Autos und Spielplätzen mit kaputten Schaukeln umgeben waren; er war breite, mit Bäumen gesäumte Alleen entlanggewandert, vorbei an großen, abseits der Straße liegenden Häusern. Er war durch Gegenden gegangen, in deren Nähe er sich nicht gewagt hätte, wenn es ihn interessiert hätte, was mit ihm passierte. Und wenn er überfallen oder zusammengeschlagen worden wäre, dann aus Mangel an Achtsamkeit.
      Aber es war nichts geschehen. Er hatte eine Menge gefährlich aussehender Menschen gesehen, manche versteckten sich verstohlen in Ladeneingängen oder lungerten, in Gruppen Crack rauchend, in der Dunkelheit von Treppenaufgängen der Mietskasernen herum, aber niemand kam auf ihn zu. Als er die Finchley Road oder die Whitechapel High Street entlangging, waren Streifenwagen an ihm vorbeigefahren, aber keiner hatte angehalten, um ihn zu fragen, wer er war. Wenn er es nicht besser gewusst hätte, dann hätte er
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