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Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche

Titel: Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche
Autoren: Peter Robinson
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Damit war die Luft wieder geklärt, und der Rest der Mahlzeit verlief in friedlicher Stimmung.
      Kurz darauf marschierte Sally bereits die Straße hoch und bog hinter den letzten Cottages nach rechts ab. Eilig kletterte sie den Hügel hoch, legte mitunter ein paar Tanzschritte ein, zupfte hier und da eine Handvoll Gräser ab und warf sie hoch in die Luft.
      Neben dem Acker standen ein paar Wagen und blockierten die Straße. Was aus der Entfernung wie eine größere Menschenmenge ausgesehen hatte, erwies sich bei näherem Hinsehen als ein knappes Dutzend neugieriger Touristen, bewaffnet mit Kameras, Rucksäcken und Wanderstiefeln. Schließlich war man hier auf offenem Land, wie Sally wußte, fast schon im freien Moor, ungeachtet der Steinwälle, die sich kreuz und quer durch das Gelände zogen und ihm einen Anstrich von Ordnung und System gaben. Diese Mauern waren allesamt sehr alt, und nur die Farmer aus der Umgebung mochten wissen, wer sie errichtet hatte.
      Auf dem Feld selbst herrschte ein reges und für einen derart abgelegenen Ort höchst ungewöhnliches Treiben. Uniformierte Polizisten krochen auf allen vieren durch das wild wuchernde Gras, das Areal an der Trockenmauer war von Pfosten umgeben und mit Seilen eingezäunt. Innerhalb der Absperrung stand ein Mann mit einem Fotoapparat, ein anderer mit einer schwarzen Tasche und ein dritter - eher klein und drahtig -, der die Oberaufsicht über das Ganze zu haben schien. Sein braunes Jackett hatte er locker über die Schultern geworfen, und darunter konnten Sallys scharfe Augen eine Andeutung von Schweißflecken in den Achselhöhlen erkennen.
      Sie fragte ihren Nachbarn, einen Spaziergänger mittleren Alters, ob er wisse, was hier passiert sei. Ein Mord wahrscheinlich, meinte der Mann. Genau, das mußte es sein, keine Frage. Man kannte das ja, aus dem Fernsehen.
     
    * IV
     
    Banks schaute hinüber zur Straße. Er nahm eine Bewegung wahr, ein kurzes Flackern, aber es war nur die Sonne, die einen Moment lang in den blonden Haaren eines jungen Mädchens aufblitzte. Unterdessen hatte sich Dr. Glendenning, der hochgewachsene, weißhaarige Gerichtspathologe, offenbar lange genug an dem Toten zu schaffen gemacht, dessen Gliedmaßen verrenkt und ihm das Thermometer in sämtliche Körperöffnungen geschoben. Die unvermeidliche Zigarette im Mundwinkel, stand er da, murmelte etwas von der lauen Nacht, die man jüngst gehabt habe, und kritzelte irgendwelche Berechnungen in sein rotes Notizbuch.
      Es war ein Glücksfall, überlegte Banks mit einem Blick zu den neugierigen Gaffern, daß die Beamten der Spurensicherung zuerst den Straßenrand abgesucht hatten. Man hatte zwar nicht viel gefunden - keine Reifenspuren auf dem Asphalt, keine klaren Fußabdrücke auf der Grasnarbe -, aber doch deutliche Anzeichen dafür, daß ein schwerer Gegenstand über die Straße auf das freie Feld gezogen worden war.
      Glendennings Untersuchungen bestätigten, daß das Opfer irgendwo anders getötet und später wie ein Haufen Müll auf dieses abgelegene Plätzchen gekippt worden war. Das machte die Sache problematisch. Solange der Tatort unbekannt war, wußte man auch nicht, wo man mit der Suche nach dem Mörder ansetzen sollte.
      Während der Arzt weiter vor sich hin murmelte und seine Zahlenkolonnen aufeinander abstimmte, sog Banks genüßlich die frische Luft ein und fand erneut, daß dieser Tag viel zu schön und dieser Platz viel zu idyllisch war für ein so unerfreuliches Geschäft wie Mord. Auch Peter Darby, der junge Polizeifotograf, schien ähnlich zu empfinden. Während er die Leiche aus allen Blickwinkeln ablichtete, verkündete er, daß er an einem solchen Tag normalerweise unterwegs sei, um die Wasserfälle von Rawley Force zu fotografieren - mit einer sehr weiten Blende natürlich - oder sich irgendwelche Blumen mit dem Teleobjektiv vor die Linse zu holen und zu beten, daß sich eine Biene oder ein Schmetterling lange genug auf den Blütenblättern niederläßt, damit er zum Schuß kommt. Banks wußte, daß der junge Mann nicht zum erstenmal eine Leiche vor der Linse hatte und von daher an den unschönen Anblick gewöhnt war. Dennoch, es lagen Welten zwischen diesem Bild und dem von Schmetterlingen und Wasserfällen.
      Glendenning blickte von seinem Notizbuch auf und blinzelte im Sonnenlicht, während sich ein langer Streifen Asche von seiner Zigarette löste und auf den Boden rieselte. Banks überlegte, ob der Doktor wohl auch beim Sezieren die Zigarette
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