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Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche

Titel: Inspector Alan Banks 02 Eine respektable Leiche
Autoren: Peter Robinson
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und die niedrigen Steinwälle zeichneten sich vor den satten Wiesen ab wie Perlenketten auf einem smaragdgrünen Samtkissen.
      Um an den Tatort heranzukommen, mußte Banks erst den Ort Helmthorpe durchqueren - das Zentrum des Markttreibens im ganzen Tal -, an der Brücke dann nach rechts abbiegen in die Hill Road und von dort wieder nach rechts auf einen schmalen Fahrweg, der sich in zahllosen Kurven an den Hängen hoch durch das halbe Tal schlängelte. Es war ein reines Wunder, daß man diese Strecke überhaupt asphaltiert hatte. Vermutlich ein Zugeständnis an die zu erwartenden Touristenscharen, überlegte Banks, nur leider schlecht für die Suche nach Reifenspuren.
      Eher an die Straßen der Großstadt als an ländliches Terrain gewöhnt, schlug er sich beim Überklettern der niedrigen Mauer das Knie auf und stolperte mühsam über die dicken Grasbuckel hügelan. Völlig außer Atem hatte er sich schließlich zu der etwa fünfzig Meter entfernten Stelle am Hang vorgearbeitet, wo ein Beamter in Uniform - vermutlich der besagte Constable Weaver - auf einen finster blikkenden alten Farmer einredete.
      Neben der in nordsüdlicher Richtung verlaufenden seitlichen Begrenzungsmauer lag die Leiche unter einer lockeren Schicht aus Erde und Steinen, die man unterdessen so weit abgetragen hatte, daß sich der Körper ohne weiteres als der eines Mannes identifizieren ließ. Sein Kopf lag auf der Seite, und als sich Banks neben ihm hinkniete, stellte er fest, daß die Nackenhaare des Toten getränkt waren von Blut. Eine plötzliche Übelkeit stieg in ihm hoch, aber er hatte sich schnell wieder unter Kontrolle, während er sich in Gedanken die Szene einprägte. Als er wieder auf den Beinen stand, war er einen Moment lang wie erschlagen von dem krassen Gegensatz zwischen diesem herrlichen, heiteren Tag und der blutigen Leiche zu seinen Füßen.
      «Alles unverändert geblieben?» erkundigte er sich bei Weaver, während er vorsichtig über das Absperrseil zurückkletterte.
      «Weitgehend, Sir», entgegnete der junge Beamte. Er sah bleich aus, und der säuerliche Geruch seines Atems deutete darauf hin, daß er sich vermutlich hatte übergeben müssen. Nur zu begreiflich, dachte Banks. Sicher war es die erste Leiche für Weaver.
      «Mister Tavistock hier», meinte Weaver und deutete auf den schnurrbärtigen Farmer, «sagt, er habe nur ein paar Steine oben am Kopf weggeräumt, um festzustellen, wonach sein Hund scharrte.»
      Banks sah hinüber zu Tavistock, dessen grimmige Miene verriet, daß ihm der Tod keineswegs neu war. Sicher war er Soldat gewesen und anscheinend alt genug, um in beiden Weltkriegen gedient zu haben.
      «War grade hinter dem Schaf her», erklärte Tavistock in einem gemächlichen, breiten Yorkshire-Tonfall, «und da hab ich gesehn, daß die Mauer ramponiert ist. Hab schon gedacht, sie wär zusammengekracht.» Er legte eine Pause ein und kratzte sich die grauen Bartstoppeln. «Darf eigentlich nich passieren bei 'ner BessthwaiteMauer. Hat's noch nie gegeben, die ganzen Jahre nich. Egal, jedenfalls fing der olle Ben an zu buddeln. Erst hab ich mir nicht groß was bei gedacht, aber dann...» Er zuckte mit den Achseln, als sei damit alles Notwendige gesagt.
      «Was haben Sie getan, nachdem Ihnen klar war, was da lag?» wollte Banks wissen.
      Tavistock kratzte sich den schrumpligen Hals und spuckte kräftig auf den Boden. «Nur 'n Blick drauf geworfen, sonst nichts. Dachte, 's wär vielleicht 'n Schaf, das einer abgemurkst hat. Kommt schon mal vor, so was. Dann bin ich nach Hause geflitzt» - er deutete auf einen Bauernhof, der etwa eine halbe Meile entfernt lag - «und hab den jungen Weaver hier angerufen.»
      Banks war leicht skeptisch, was das «Flitzen» betraf, aber doch immerhin froh, daß Tavistock offenbar schnell gehandelt hatte. Er wandte sich ab, um dem Fotografen und den Leuten von der Spurensicherung seine Instruktionen zu erteilen. Dann zog er das Jackett aus, lehnte sich mit dem Rücken gegen die sonnenwarme Mauer und sah den Männern vom Erkennungsdienst bei der Arbeit zu.
     
    * III
     
    Empört knallte Sally Messer und Gabel auf den Tisch und schrie ihren Vater an: «Nur, weil ich mal mit einem Jungen ausgehe, heißt das noch lange nicht, daß ich mich rumtreibe und ein Flittchen bin oder so was!»
      «Sally!» sagte Mrs. Lumb vorwurfsvoll. «Hör auf, deinen Vater anzuschreien! Du weißt genau, daß er das nicht so gemeint hat.»
      «Es hat sich aber so
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