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Inshallah - Worte im Sand - Roman

Inshallah - Worte im Sand - Roman

Titel: Inshallah - Worte im Sand - Roman
Autoren: Aufbau
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Baba-jan …«
    »Du nennst mich jan , als würdest du mich lieben, obwohl du mir gerade unter die Nase gerieben hast, dass ich ein dummer, rückständiger Afghane bin?« Er trat seine Schale mit Reis quer durch den Raum. »Diese Flausen hat dir die Hosen tragende amerikanische Hure in den Kopf gesetzt!«
    Ich biss wieder auf meine Unterlippe. »Ich möchte doch nur etwas lernen. Ich möchte nur eine Chance. Ich möchte, dass du stolz auf mich bist, Baba …«
    »Ich werde stolz auf dich sein sobald du gut verheiratet bist. Du gehst nicht zur Schule. Schon gar nichtin Herat! Das ist mein letztes Wort und ich dulde keinen …«
    »Lass sie zur Schule gehen.« Malehkah hatte das weinende Baby in die Küche gebracht hatte. Nun stand sie kerzengerade ein paar Schritte hinter meinem Vater.
    Sein Gesicht verzerrte sich so sehr, dass sich seine Nase in Falten legte. Er blickte seine Frau nicht an. »Was sagst du da, Malehkah?«
    »Wenn sie zur Schule gehen will und wenn die Schule umsonst ist, lass sie gehen. Du hast schon eine Tochter verloren. Möchtest du auch noch …«
    Baba schwang den Arm nach hinten, dann schlug er Malehkah mit seiner großen Faust ins Gesicht. Sie wurde zur Tür zurückgeschleudert und stürzte. Ihr Kopf knallte auf den Zement.
    Mein Vater tat einen Schritt auf mich zu, aber da trat Najib zwischen uns. »Es reicht, Baba«, sagte er ruhig.
    Mein Vater starrte ihn mit offenem Mund an. Er hob seine Hand, deren nagelneue Goldringe rot vom Blut seiner Frau waren. Dann brach er in Tränen aus.
    »Ich …«, flüsterte er. »Ich habe Zeynab geliebt. Ich liebe …« Er drehte sich zu Malehkah. Hätte das Blut, das aus ihrer Nase lief, vor dem Mund keine Blasen geworfen, dann hätte ich sie für tot gehalten. Mein Vater sah wieder mich an. Er verschmierte Blut auf seinem Gesicht, als er sich die Tränen abwischte. Dann rannte er aus der Haustür.
    Draußen fiel die Tür zur Straße ins Schloss.
    Najib drehte sich zu mir um. Sein Atem ging so heftig, dass seine Schultern bebten, und er zitterte.
    »Geh zu Baba.« Ich zeigte auf die Tür. »Ich helfe Malehkah und den Kindern.«
    Mein Bruder nickte und verschwand. Ich goss etwas Wasser auf das alte Tuch, das ich immer beim Essen benutzt hatte. Dann setzte ich mich neben Malehkah, wischte ihre Stirn ab und tupfte ihr das Blut aus dem Gesicht. »Ganz ruhig, Mada-jan. Alles ist gut. Hab keine Angst.« Ich legte ihren Kopf in meinen Schoß und strich über ihr Haar.
    Khalid spähte durch die Haustür. »Ist Baba immer noch wütend?«
    Ich sah auf und streckte ihm eine Hand hin. »Nein, Bacha. Alles ist gut. Ihr könnt wieder reinkommen.« Ich säuberte behutsam Malehkahs Gesicht, und als sich die zwei Jungen neben mich setzten, nahm ich sie in die Arme.
    Habib zeigte auf seine Mutter. »Mada?«
    Tränen strömten über Khalids Wangen. Er sah ganz anders aus als damals, als er mich wütend beschimpft hatte. Jetzt war er hilflos und verängstigt. Ich drückte ihn an mich. Er wurde größer und veränderte sich, aber er würde immer mein kleiner Bruder bleiben.
    Schließlich schlug Malehkah die Augen auf. Sie berührte ihre Nase und stöhnte vor Schmerzen. Dann sah sie zu mir auf und merkte, dass ihr Kopf in meinem Schoß lag.
    »Hilf mir in die Küche«, murmelte sie. »Kannst du mir Safia geben? Sie ist bestimmt hungrig.«
    »Bale, Mada«, sagte ich.
    Nachdem ich Mada auf einen Platz in der Küche geholfen hatte, ließ ich meine Brüder herein, die sich dicht an ihre Mutter kuschelten. Dann nahm ich meine winzige Schwester, die sich in den Schlaf geweint hatte, sanft in die Arme. Sie öffnete die Augen in ihrem rosigen Gesichtund gähnte. »Alles ist gut, Safia. Keine Sorge.« Ich legte sie in Malehkahs ausgestreckte Arme.
    Ich sah zu, wie Malehkah den kleinen Mund an ihre Brust legte. Das Baby trank und trank. Malehkah schloss die Augen. Ihre Nase war schief, geschwollen und hatte sich schwarz-blau verfärbt.
    »Ich muss das Essen wegräumen«, flüsterte sie. »Sonst kommt das Ungeziefer.«
    »Ich mache das, Mada. Ruh dich aus. Bitte.«
    »Tashakor, Zulaikha«, sagte sie.
    Ich wandte mich an Khalid. »Hilfst du Mada und mir, Khalid-jan? Holst du einen Eimer Wasser vom Brunnen, damit wir abwaschen können?«
    Khalid rieb seine Augen und vergrub das Gesicht an der Schulter seiner Mutter.
    »Khalid«, sagte Malehkah.
    »Schon gut, Mada. Ich kümmere mich darum. Ruht euch einfach aus.«
    Ich ging auf den dunklen Hof, stellte den Eimer neben den Brunnen und zog im
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