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Inshallah - Worte im Sand - Roman

Inshallah - Worte im Sand - Roman

Titel: Inshallah - Worte im Sand - Roman
Autoren: Aufbau
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die dein Baba gebaut hat.« Er breitete die Arme aus.
    Ich zögerte kurz, aber dann spürte ich, wie Malehkah mir einen Schubs gab. Ich legte meinen Kopf gegen Babas Brust und merkte, wie ich mich in seiner Umarmung entspannte. Ich konnte ihm nicht mehr böse sein.
    Als wir uns schließlich voneinander lösten, sah ich zu ihm auf. »Baba-jan?«
    Baba stemmte die Hände in die Hüften. »Was denn noch?«
    »Ich glaube, ich möchte tatsächlich einen Tschadri.« Ich zuckte mit den Achseln. »Damit die Jungen mich auf dem Heimweg von der Schule in Ruhe lassen.«
    Er nickte. »Du wirst langsam erwachsen, Zulaikha.« Mein Vater lächelte und wischte sich über die Stirn, dann verließ er die Küche.Ein paar Minuten nach dem Morgengebet hörte ich Schritte hinter mir auf dem Dach.
    Malehkah blickte mich an. Ihre Nase war geschwollen und sie hatte dunkle Abschürfungen unter den Augen.
    »Brauchst du etwas?«, fragte ich.
    »Dies hat deiner Mutter gehört. Sie wollte mir eigentlich das Lesen beibringen, aber …« Sie zuckte mit den Schultern und hielt mir ein Buch mit abgewetztem braunen Ledereinband hin. »Die Taliban haben es damals nicht entdeckt, weil ich es mit auf das Dach genommen hatte. Deine Mutter hätte sicher gewollt, dass du es bekommst.«
    »Tashakor.« Meine Stimme war nur ein Flüstern und meine Hände zitterten, als ich dieses letzte Vermächtnis meiner Mutter entgegennahm.
    Malehkah stand reglos da und sah mich an. Mir lagen Hunderte von Fragen auf der Zunge, aber alle schienen unpassend zu sein.
    Auf dem Dach war es lange still.
    Schließlich fragte ich: »Warum hast du …«
    »Ich war immer sehr streng mit dir … weil ich das Gefühl hatte …« Malehkah schluckte. »Als ich verheiratet wurde, war ich nicht viel älter als Zeynab. Ich musste mich erst um die Kinder meines Mannes und dann um meine eigenen kümmern. Und wenn ich dich ansah, damals, als deine Lippe noch …« Sie fasste sich an den Mund. »Ich habe in dir meine eigene Hoffnungslosigkeit erkannt.« Unten weinte die kleine Safia. »Es muss …« Malehkahs Stimme schwankte. Sie zeigte erst auf unser Grundstück, dann auf sich selbst. »Es muss etwas Besseres geben.« Damit machte sie kehrt und ging. Dochkurz vor der Treppe drehte sie sich noch einmal zu mir um. Sie hatte Tränen in den Augen. Das Weinen des Babys wurde zu einem Jaulen. »Etwas Besseres, Zulaikha.«
    Nachdem sie gegangen war, hüllte ich mich fester in meinen Tschador, denn der Wind war kalt. Über den Bergen im Osten ballten sich dunkle Wolken. Der Winter brach an. Bald würde es regnen.
    Ich senkte meinen Blick auf das Buch, das Malehkah mir gegeben hatte, das Buch meiner Mutter. Ich konnte die verblasste Silberprägung auf dem abgewetzten Leder lesen. Yusuf und Zulaikha . Als ich wieder zum Himmel aufsah, brachen die weißgoldenen Strahlen der aufgehenden Sonne durch die Wolken. Hoffentlich war dies eine Botschaft Allahs. Ein Zeichen dafür, dass alles besser wurde. Dass das Leben irgendwie glücklich sein konnte – etwas Wahres, Bleibendes und Sinnvolles bereithielt.
    Eine sanfte Brise wehte meine Haare zurück. Ich schloss die Augen. Die Sonne wärmte mein Gesicht und ich flüsterte lächelnd: »Inshallah.«

Informationen zum Buch
    Die weißgoldenen Strahlen der Sonne brachen durch die Wolken. Hoffentlich war dies eine Botschaft Allahs. Ein Zeichen dafür, dass alles besser wurde. Dass das Leben etwas Wahres, Bleibendes und Sinnvolles bereithielt.
    Zulaikha hofft. Auf Frieden, jetzt, wo die Taliban fort sind. Darauf, nicht mehr das Eselgesicht mit der Hasenscharte zu sein. Einen Mann zu finden. Lesen und Schreiben zu lernen. Dann kommen die Amerikaner. Sie versprechen, Zulaikhas Mund zu richten. Zugleich trifft sie Meena, die anbietet, sie zu unterrichten. Darf Zulaikha hoffen, dass ihre Träume wahr werden?
    »Tief bewegende Einblicke in eine Mädchenseele im heutigen Afghanistan.« Booklist
    »Voll wunderbarer Menschlichkeit und einem Versprechen von Möglichkeiten.« SCHOOL LIBRARY JOURNAL

Informationen zum Autor
    T RENT R EEDY , geb. in Iowa, schrieb, bis die Armee ihn nach Afghanistan einzog. Seine Erfahrungen im Krisengebiet inspirierten ihn zu »Inshallah«. Heute lebt der Autor mit seiner Familie im Bundesstaat Washington.
    www.trentreedy.com
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