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Inselzirkus

Titel: Inselzirkus
Autoren: Gisa Pauly
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Mörder ist?«
    Erik war voller Lob, das sie unter anderen Umständen so ausgiebig genossen hätte, dass ihr darüber vermutlich die Zwiebelringe angebrannt wären, die im Marsala gedünstet werden mussten, sobald sie gebräunt waren. »Dein Tipp hat den Ausschlag gegeben. Als wir wussten, dass Markreiters Alibi nicht wasserdicht ist, war alles klar. Nun warten wir nur noch auf Vetterichs Untersuchungsergebnisse, damit wir es Markreiter beweisen können.«
    Mamma Carlotta warf einen Blick auf die Uhr, während sie ein Lorbeerblatt aus dem Gewürzschrank holte. »Der Arme muss so spät noch arbeiten?«
    Erik erinnerte sich daran, dass er Sören einen guten Schluck Rotwein versprochen hatte, und stand auf, um in den Keller zu gehen. »Auf das Ergebnis kann ich nicht bis morgen früh warten. Am Ende ist der Anwalt noch schneller als Vetterich und holt Markreiter raus, ehe ich den Beweis habe.«
    Mamma Carlotta wandte sich an Sören, als Erik im Keller verschwunden war. »Was soll das für ein Beweis sein?«, fragte sie.
    Ehe Sören antworten konnte, begann Eriks Handy zu läuten. Eriks Stimme drang aus dem Keller hoch: »Gehen Sie ran, Sören!«
    Vetterich hatte wirklich zügig gearbeitet. Wahrscheinlich wollte er auch endlich Feierabend haben. Mamma Carlotta vergaß, den Bratensatz mit dem restlichen Marsala zu löschen, als sie sah, wie Sörens Gesicht sich veränderte. Sein Kinn sackte herab, der Mund öffnete sich leicht, er blickte Mamma Carlotta ratlos an. »Das ist ganz sicher?«, fragte er ins Telefon.
    Gerade beendete er das Gespräch, als Erik mit dem Rotwein in die Küche kam. »Was sagt Vetterich? Sind Markreiters Fingerabdrücke eindeutig zu identifizieren?«
    Sören nickte. »Ja, er hat die Pistole in der Hand gehabt. Aber das ist ja auch kein Wunder. Sie gehört ihm. Die ballistische Untersuchung hat zweifelsfrei ergeben, dass Markreiters Waffe die Tatwaffe ist.«
    Erik merkte, dass etwas nicht stimmte. Sehr langsam stellte er die Rotweinflasche auf den Tisch, ehe er fragte: »Was soll das heißen?«
    Â»Der Fingerabdruck am Abzug stammt nicht von Bruce Markreiter. Er hat nicht geschossen.«

    Es war eine schreckliche Nacht. Mamma Carlotta war im Traum von Hühnern verfolgt worden, die ihren Namen gegackert hatten, sie hatte Tanjas Stimme gehört, die sie anflehte, sie loszubinden, und Busso Heinemann hatte sie immer wieder um Antipasti gebeten, aber jedes Mal, wenn Mamma Carlotta den Kühlschrank öffnete, war er leer gewesen. Sie war froh, als es endlich dämmerte.
    Nun schleppte sie sich die Treppe hinunter und fragte sich, wie sie es schaffen sollte, zum Bäcker zu gehen und Panini zu kaufen. Vielleicht sollte sie besser gleich ins Reisebüro aufbrechen und fragen, ob ihr Rückflug nach Rom umzubuchen war? Erik würde keine einzige marinierte Paprikaschote mehr von einer Frau annehmen wollen, die dem Club der Bösen Hühner angehört hatte.
    Als sie nach dem Einkaufsbeutel greifen wollte, der neben ihrer Jacke an der Garderobe hing, stellte sie fest, dass Eriks Jacke nicht da war. Sie selbst hatte sie dort aufgehängt, nachdem er sie mal wieder in der Küche über die Stuhllehne geworfen hatte. War der Wachmann noch in der Nacht auf Tanja Möck aufmerksam geworden und hatte Erik in den Inselzirkus gerufen?
    Wie schrecklich für ihn, nach dem langen, anstrengenden Tag nicht einmal genug Zeit zum Ausruhen zu haben! Andererseits … wie froh wäre sie, wenn die arme Tanja möglichst bald aus ihrer misslichen Lage befreit worden war.
    Sie stockte, aber dann nickte sie sich selbst zu. Ja, immer noch dachte sie an die arme Tanja, die nette Tanja, die hilfsbereite, stets freundliche Tanja. Wie war nur aus ihr diese Frau geworden, die sie in der vergangenen Nacht kennengelernt hatte?
    Mamma Carlotta war gerade in die Küche gegangen, um nach dem Portemonnaie zu suchen, da hörte sie, wie die Haustür sich öffnete. »Enrico?«
    Aufgeregt lief sie in die Diele. Tatsächlich! Da standen Erik und Sören, müde und mit grauen Gesichtern. Mit ihnen war der Duft von frischen Brötchen ins Haus gekommen.
    Erik reichte ihr eine große Tüte. »Wir dachten, wir ersparen dir den Weg.«
    Sie starrte ihn wortlos an. Warum diese Freundlichkeit? Sie hatte nichts dergleichen verdient. Sie war ein Böses Huhn! Es wäre nur recht und billig, wenn man
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