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Inseln im Strom

Inseln im Strom

Titel: Inseln im Strom
Autoren: Ernest Hemingway
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Messingzylinders, der sich hoch durch die Luft drehte und fast genau ins Ziel stürzte. Da war der Blitz und das Röhren und der aufsteigende Rauch, und dann sah Thomas Hudson einen Mann aus dem Rauch herauskommen und auf sie zugehen, und er hatte die Hände über den Kopf gehoben.
    «Feuer einstellen!» rief er so schnell er konnte in beide Sprachrohre, aber Ara hatte schon gefeuert. Er sah den Mann zwischen den Mangroven auf die Knie fallen, und dann schlug sein Kopf auf.
    Er wiederholte es und sagte: «Feuer einstellen.» Dann sagte er zu Gil, todmüde: «Wirf noch einen, auf dieselbe Stelle, wenn’s geht. Und schmeiß ein paar Handgranaten hinterher.»
    Er hatte einen Gefangenen gemacht und hatte ihn verloren.
    Nach einer Weile sagte er: «Willie und Ara, wollt ihr mal nachsehen?»
    «Klar», sagte Willie. «Aber gebt uns etwas Feuerschutz, während wir hineingehen. Ich will es von hinten angehen.»
    «Sag Henry, wie er es machen soll. Wann sollen wir aufhören?»
    «Sobald wir um die Ecke sind.»
    «Macht’s gut, Tarzan», sagte Thomas Hudson. Zum erstenmal hatte er Zeit, daran zu denken, daß er wahrscheinlich sterben würde.

21
    Er hörte eine Handgranate hinter der kleinen Anhöhe detonieren. Danach hörte er nichts mehr, auch kein Schießen. Er lag schwer über dem Ruder und sah, wie sich der dünne Rauch der Explosion im Wind verlor.
    «Sobald ich das Dingi sehe, fahren wir weiter», sagte er zu Gil.
    Er fühlte, daß Antonio den Arm um ihn legte, und hörte ihn sagen: «Du legst dich jetzt hin. Ich übernehme das Ruder.»
    «Gut», sagte er und warf einen letzten Blick auf den schmalen Priel zwischen den grünen Ufern. Das Wasser war braun, aber klar, und die Tide lief stark.
    Gil und Antonio halfen ihm, sich auf die Planken des Peildecks zu legen, dann ging Antonio ans Ruder. Er ließ die Motoren noch etwas rückwärts laufen, um das Schiff gegen die Strömung zu halten, und Thomas Hudson fühlte das tiefe Vibrieren der großen Motoren.
    «Mach die Kompresse etwas lockerer», sagte er zu Gil.
    «Wir holen dir die Luftmatratze», sagte Gil.
    «Ich lieg lieber auf dem Deck», sagte Thomas Hudson. «Es ist besser, wenn ich mich nicht viel bewege.»
    «Gib ihm ein Kissen unter den Kopf», sagte Antonio. Er sah den Priel hinunter.
    Nach einer Weile sagte er: «Sie winken uns heran, Tom», und Thomas Hudson merkte, wie die Motoren vorausdrehten und das Schiff Fahrt aufnahm.
    «Schmeiß den Anker weg, sobald wir durch sind.»
    «Ja, Tom. Sag jetzt nichts.»
    Henry kam auf die Brücke und übernahm das Ruder, während sie ankerten. Jetzt, wo sie den Priel hinter sich hatten, merkte Thomas Hudson, wie das Schiff in den Wind schwojte.
    «Wir haben genug Wasser, Tom», sagte Henry.
    «Ich weiß. Bis Caibarien hinauf sind beide Fahrrinnen klar und gut markiert.»
    «Sprich bitte nicht, Tom. Lieg ganz still.»
    «Gil soll mir die Decke holen.»
    «Ich hol sie dir. Hoffentlich hast du nicht zu viele Schmerzen, Tommy.»
    «Doch», sagte Thomas Hudson, «aber es ist auszuhalten. Wenn wir beide geschossen haben, hat’s ihnen auch weh getan.»
    «Willie ist da», sagte Henry.
    «Du alter Schweinehund», sagte Willie. «Halt den Mund. Es waren vier drin, mit dem Lotsen zusammen. Sie waren der Haupttrupp. Und dann war noch der eine da, den Ara aus Versehen erwischt hat. Er weiß gar nicht, was er machen soll. Er heult. Du wolltest so gerne einen Gefangenen haben. Ich hab ihm gesagt, daß er unten bleiben soll. Er hat einfach abgedrückt. Es hätte jedem passieren können.»
    «Warum hast du noch eine Handgranate geworfen?»
    «Du sollst nicht reden, Tom. Ich habe sie auf eine Stelle geworfen, wo ich nicht hingucken wollte.»
    «Jetzt müßt ihr zurück und das Wrack entschärfen.»
    «Wir gehen gleich los und sehen uns auch die andere Stelle an. Verdammt noch mal, ich wünschte, wir hätten ein Schnellboot, Tommy, diese gottverdammten Feuerlöscher sind besser als ein .81 er Granatwerfer.»
    «Sie haben nicht die Reichweite.»
    «Wir brauchen keine Reichweite. Gil wirft sie wie einen Basketball. Er schafft jedesmal den Korb.»
    «Geht jetzt los.»
    «Ist es schlimm, Tommy?»
    «Ziemlich.»
    «Denkst du, daß du’s schaffst?»
    «Ich versuch’s.»
    «Halt dich nur still. Mach überhaupt keine Bewegung.»
    Sie waren nicht lange weg, aber Thomas Hudson kam es sehr lange vor. Er lag auf dem Rücken im Schatten eines Sonnensegels, das Antonio für ihn angeschlagen hatte. Gil und George hatten das Schanzkleid in Luv
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