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Inseln im Strom

Inseln im Strom

Titel: Inseln im Strom
Autoren: Ernest Hemingway
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la Concorde hinunter, und die Blütenkerzen waren weiß und wächsern. Er stieg von seinem Rennrad, schob es den Kiesweg entlang, ging langsam unter den Roßkastanien weiter und fühlte sie über sich, während er das Rad schob und den Kies durch die dünnen Schuhsohlen hindurch spürte. Er hatte sich das Paar gebrauchter Rennschuhe von einem Kellner im Sélect gekauft, den er kannte und der Olympiasieger gewesen war, und hatte sie mit einem Porträt des Wirts bezahlt, das er nach dessen Wünschen angefertigt hatte.
    «Machen Sie’s ein bißchen in der Art von Manet, wenn’s geht, Monsieur Hudson.»
    Es war kein Manet, den Manet signiert haben würde, aber es war eher ein Manet als ein Hudson, und es sah dem Wirt vollkommen ähnlich. Thomas Hudson kaufte sich die Fahrradschuhe davon, und eine lange Zeit brauchten sie auch ihre Drinks im Sélect nicht zu bezahlen. Als er dann eines Abends tat, als wollte er bezahlen, wurde sein Geld angenommen, und Thomas Hudson wußte, daß die Rechnung für das Porträt beglichen war.
    In der Closerie des Lilas gab es einen Kellner, der sie mochte und ihnen immer doppelt große Drinks brachte, so daß man nur etwas Wasser dazutun mußte, um den ganzen Abend damit auszukommen. Also gingen sie hin. Sie brachten Tom zu Bett, saßen dann in dem alten Café und waren vollkommen glücklich miteinander. Dann machten sie einen Spaziergang durch die Straßen der Montagne Sainte-Genevieve, wo die alten Häuser noch nicht abgerissen waren, und sie versuchten es so einzurichten, daß sie jeden Abend auf einem anderen Weg nach Hause kamen. Dann gingen sie schlafen. Tom atmete auf seinem Feldbett, und der große Kater schlief bei ihm.
    Thomas Hudson wußte noch, wie sehr sich die Leute darüber aufgeregt hatten, daß sie den Kater bei dem kleinen Jungen schlafen und ihn allein ließen, wenn sie ausgingen. Aber Tom schlief immer fest, und wenn er wach wurde, war der große Kater da, der sein bester Freund war. Der Kater ließ niemanden an Toms Bett, und Tom und er liebten einander sehr.
    Jetzt war Tom… hör auf, sagte er zu sich. Schließlich passiert das jedem, das solltest du gelernt haben. Trotzdem ist es die einzige Sache, die wirklich endgültig ist.
    Woher weißt du das eigentlich? fragte er sich. Weggehen kann endgültig sein. Durch eine Tür gehen kann endgültig sein. Betrug ist in jeder Form endgültig. Ehrlosigkeit kann endgültig sein. Man kann seinen Dienst endgültig quittieren. Aber jetzt redest du bloß. Der Tod ist wirklich endgültig. Ich wünschte, Willie und Ara kämen zurück. Sie takeln die Hulk wie eine Folterkammer auf. Ich habe nie gerne getötet. Nie. Aber Willie tut es gern. Er ist ein sonderbarer Kerl, auch sehr gut. Er begnügt sich nur nie damit, daß man eine Sache nicht besser machen kann.
    Jetzt kam das Dingi. Dann hörte er den Motor und sah, wie es größer und deutlicher wurde, und dann lag es längsseit.
    Willie kam auf die Brücke. Er sah schlimmer aus als je, und sein Glasauge zeigte zuviel Weißes. Er baute sich auf, salutierte schneidig und sagte: «Bitte Herrn Kapitän sprechen zu dürfen, Sir.»
    «Bist du betrunken?»
    «Nein, Tommy. Bloß aus dem Häuschen.»
    «Du hast getrunken.»
    «Klar, Tom. Wir haben ein bißchen Rum mitgenommen, für die Arbeit an dem Kadaver, und als die Flasche leer war, hat Ara hineingeschifft, und sie dann auch noch vermint. Jetzt ist sie eine doppelte Falle.»
    «Habt ihr’s richtig gemacht?»
    «Tommy, ich sag dir: kein Zwerg, größer als meine Hand, kann da an Bord, ohne glatt ins Zwergenland expediert zu werden. Nicht einmal ein Kakerlak kommt durch. Ara hat schon Angst gehabt, daß die Fliegen auf dem Kadaver alles in die Luft jagen könnten. Wir haben die alte Hulk wunderbar und erstklassig aufgetakelt.»
    «Was macht Ara?»
    «Er nimmt alles auseinander und reinigt es. Er ist auch ganz begeistert.»
    «Wieviel Rum habt ihr Schufte denn getrunken?»
    «Nicht einmal eine halbe Flasche. Es war nicht Aras Idee, es war meine.»
    «Okay. Haut jetzt ab und reinigt zusammen die Waffen und seht die .50er nach.»
    «Man kann sie nicht richtig ausprobieren, wenn man nicht damit schießen darf.»
    «Das weiß ich. Probiert alles aus, ohne zu schießen. Werft alle Munition weg, die ihr in den Hosen gehabt habt.»
    «Das ist schlau.»
    «Sag Henry, daß er mir noch ein Glas hiervon heraufbringt und sich auch einen. Antonio weiß, wie es gemacht wird.»
    «Ich bin froh, daß du wieder was trinkst, Tom.»
    «Um Himmels willen,
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