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Insel des Todes

Insel des Todes

Titel: Insel des Todes
Autoren: Carter Brown
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mir entfernt und verschwand dann plötzlich. Unter der
Oberfläche des von Blut durchsetzten Wassers schossen graue Schatten hin und
her, die schnappten und kämpften und sich gegenseitig riesige Stücke aus den
Leibern rissen. Einer starb und wurde unverzüglich von den anderen
verschlungen.
    Die seltsamen Laute, die aus
Parkers Mund strömten, waren mir plötzlich begreiflich — es waren die Laute
grauenhaften Entsetzens, verbunden mit Reue. Felix war schuld daran, daß sich
das Wasser zu unseren Füßen in einen Wirbel tödlicher Gefahr verwandelt hatte.
    »Danny ?« dröhnte plötzlich eine besorgte Stimme. »Ist Ihnen auch nichts passiert ?«
    Gleich darauf tauchte Clarries riesige Gestalt hinter einer Baumgruppe auf, die
Büchse in der Hand.
    »Ich habe mich auf dem Weg hierher
nicht ganz zurechtgefunden«, erklärte er, »sonst wäre ich schon eher zur Stelle
gewesen .« Er nahm den Anblick in sich auf und
entspannte sich ein wenig. »Ich wußte nicht, ob ich den Burschen getroffen
hatte oder nicht«, fügte er hinzu.
    Dann spähte er über meine
Schulter. Seine Augen weiteten sich. »Was, zum Teufel...«, rief er heiser.
    Ich wirbelte herum und sah, daß
Leila sich Felix genähert hatte. Jetzt standen sie nebeneinander am Rand des
Wassers. Sie beugte sich zu ihm und flüsterte hastig etwas in sein Ohr. Clarrie
stürzte im gleichen Augenblick auf die beiden zu wie ich, doch Leila wandte den
Kopf und erblickte uns. Ich erhaschte noch einen Blick in die kobaltblauen
Augen. Wie zwei Flammen brannten sie in ihrem Gesicht, als hätten sich die Funken,
die immer in ihren Tiefen geglommen hatten, plötzlich entzündet.
    »Mein Vater, Damon Gilbert,
hätte es so gewollt«, sagte sie mit spröder Schulmädchenstimme.
    Dann umklammerte sie Felix
Parkers Körper mit beiden Armen und trat über den Rand in die Luft.
    Sie schrie einmal auf, als sie
in enger Umschlingung mit Parker ins Wasser tauchte. Ich hörte das Klatschen
der Wellen, doch ich hätte mich nicht rühren können, selbst wenn ich gewollt
hätte. Clarrie machte einen Riesenschritt. Dann stand er am Rand und starrte
einen Moment hinunter. Als er den Kopf drehte, war sein Gesicht aschfahl, in
seinen Augen spiegelte sich das Entsetzen über das, was er gesehen hatte.
     
    Betty und Ambrose standen
reglos.
    »Clarrie«, sagte ich
schließlich, »wie ist es Ihnen gelungen, ausgerechnet im richtigen Moment zu
erscheinen ?«
    »Ich bin um die Insel
herumgefahren und hier vor Anker gegangen .« Er
lächelte schwach. »Ich dachte mir, daß es sich nicht vermeiden lassen wird,
Danny Boyd aus der Klemme zu helfen .«
    Clarrie näherte sich der Stelle,
wo Champlin noch immer schlaff und bewegungslos auf dem Boden lag. Er kniete
neben ihm nieder. Kurz danach richtete er sich wieder auf.
    »Sie haben ihm buchstäblich den
Schädel eingeschlagen«, stellte er fest. »Sieht so aus, als hätten nur die
Rechtschaffenen überlebt .«
    »Und die Feiglinge, Clarrie«,
fügte ich hinzu.
    Er lachte höflich, weil er
glaubte, ich wollte mein Licht unter den Scheffel stellen, doch Ambrose Normans
Augen versprachen mir ewige Dankbarkeit und eine ganze Wohnung voll kleiner,
heißblütiger Südamerikanerinnen.
    Clarrie wies auf die Jacht, die
Romney gemietet hatte.
    »Wir können nicht beide mit
zurücknehmen«, erklärte er. »Also nehmen wir gleich die. Mein Boot kann ich
morgen irgendwann abholen .«
    »Mir soll’s recht sein«,
stimmte ich zu.
    Fünf Minuten später machten wir
die Leine los, und Clarrie steuerte die Jacht behutsam hinaus aufs Wasser. Als
sie drehte, warf ich einen letzten Blick zurück. Das blaue Wasser war ruhig und
glatt, kristallklar wie ein Spiegel. Alles sah friedlich und still aus — wie
man sich eben eine Koralleninsel vorstellt.
    »Danny ?« sagte Bettys weiche Stimme neben mir. »Man kann es auch von einer anderen Seite
aus betrachten. Der Hai ist ein nützliches Tier. Er hält das Meer sauber .«
    »Solange er mich nicht für
Abfall hält, soll es mir recht sein, mein Schatz«, versetzte ich.
     
    Die nächsten Tage waren kaum
angenehmer. Überall wimmelte es von blauen Uniformen, und ich mußte endlose
Fragen beantworten. Mit einigem guten Willen gelang es mir, mich in ihre Lage
zu versetzen. Man hatte sich darauf eingestellt, es mit einem Unfalltod zu tun
zu haben, und plötzlich entpuppte sich die Angelegenheit als überdimensionaler
Mordfall, in dessen Rahmen drei Menschen den Haifischen zum Fraß vorgeworfen,
einem der Schädel eingeschlagen und
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