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Insel der Versuchung

Titel: Insel der Versuchung
Autoren: Nicole Jordan
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Operationen und der Behandlung von Männern, mit denen sie nicht verwandt waren.
    Und genauso wenig beteiligten sie sich an gefährlichen Missionen quer durch Europa oder kämpften notfalls mit Waffengewalt für ein hehres Ziel.
    Sie war nicht wie die meisten anderen Frauen. Ihre natürliche Gabe zu heilen unterschied sie von ihren Geschlechtsgenossinnen, aber ihre heimliche Berufung trennte sie noch weiter von ihnen. Sie war eine Wächterin, Mitglied einer Geheimgesellschaft von Beschützern, die geschworen hatten, die alten Ideale zu bewahren, die einst von einem sagenhaften Anführer aufgestellt worden waren.
    Aber ihre ungewöhnliche Laufbahn war kein Thema, über das sie mit einem Außenstehenden sprechen durfte. Und gewiss nicht mit Major Leighton, der Kyrene morgen verlassen und wahrscheinlich nie wieder zurückkommen würde.
    Der Gedanke an seine morgige Abreise erfüllte Caro mit Bedauern. Eines war sicher: Sie würde ihn nie vergessen. Obwohl sie sich verzweifelt wünschte, das zu können.
    Maxwell Leighton weckte in ihr ein Verlangen nach etwas, von dem sie eigentlich überzeugt gewesen war, dass sie es weder wollte noch brauchte. Im reifen Alter von vierundzwanzig hatte sie endgültig auf das verzichtet, was die meisten Frauen für wichtig hielten: Heirat, Kinder und Ehemann ... sogar Liebhaber.
    Liebhaber. Caro spürte, wie ihr die Brust eng wurde.
    In ihren wildesten Träumen hätte sie sich vielleicht gefragt, wie es wohl wäre, mit diesem Mann die körperliche Liebe zu erfahren, aber es war höchst unwahrscheinlich, dass er sie zu seiner Geliebten erwählen würde. Nachdem er an ihrer Seite um das Leben des Lieutenants gerungen hatte, sah er in ihr gewiss nur eine Kameradin, aber kein Objekt des Verlangens.
    „Sie werden sich weiter um Yates kümmern?“ erkundigte er sich besorgt.
    „Selbstverständlich“, antwortete sie mit einem leisen Seufzen. „Ich denke, Sie müssen sich keine Sorgen machen, Major. Er ist jetzt außer Lebensgefahr. Bald wird er wieder gesund sein.“
    „Aber diese Verletzung wird ihn für immer beeinträchtigen.“ Leighton schloss kurz die Augen, und ein kaum wahrnehmbarer Schauer durchlief ihn.
    Sie konnte seine Verzweiflung verstehen. Er gab sich die Schuld für das Opfer, das sein Lieutenant erbracht hatte. Und eindeutig litt er selbst unter der entsetzlichen Anspannung des Krieges.
    Der Major hatte keine Verletzung wie sein Untergebener im Kampf davongetragen, aber nach acht Jahren als Kavallerieoffizier hatte er unsichtbare Wunden, die nicht weniger wehtaten. Sein seelischer Schmerz war offensichtlich. Während der endlosen Stunden, die sie zusammen durchlebt hatten, hatte sie die Qual in seinen Augen gesehen, die auf die inneren Dämonen hindeutete, mit denen er kämpfte. Ein kriegsmüder Soldat, der Tod und Zerstörung unendlich leid war.
    Wie gern hätte sie ihn getröstet, aber sie wusste nicht wie. Er hatte keine körperliche Wunde, die sich mit Tränken oder Tinkturen heilen ließ.
    „Der Lieutenant behauptet, Sie wären ein Held“, erklärte sie schließlich.
    Leightons Antwort bestand aus einem spöttischen Schnauben. „Wenn Sie nur wüssten.“ Er schaute auf seine Hände, als wären sie immer noch blutbefleckt. „Sie sind eine Heilerin, ich hingegen vernichte Leben. Und dabei berücksichtige ich noch nicht einmal die unzähligen Männer, die unter meinem Befehl gestorben sind. Oder die ... Freunde, die ich verloren habe.“
    „Aber vergessen Sie nicht die zahllosen anderen, die Sie gerettet haben.“
    „Das ist ja das Höllische daran; ich konnte sie nicht retten“, erwiderte er bitter.
    Ihr Herz schmerzte für ihn. Es war nicht nötig, dass er ihr seine Gefühle erklärte. Er empfand Schuld, überlebt zu haben, ohne seinen Kameraden helfen zu können.
    Als Heilerin hatte sie ähnliche Kämpfe ausfechten müssen, wenn sie versuchte, sich dem grimmigen Tod zu widersetzen, was ihr oft nicht gelang.
    „Sie sind nicht für den Irrsinn des Krieges verantwortlich, Major“, entgegnete Caro leise. „Sie können nur weiterhin Ihr Bestes geben.“ Sanft legte sie ihm eine Hand auf den Arm. „Ich bewundere Ihren Mut, mit dem Sie sich täglich aufs Neue der Gefahr stellen. Aber ich - und meine Landsleute - sind unermesslich dankbar, dass Sie und so viele andere nicht aufgeben.“ Einen langen Augenblick schwieg er und schaute sie an. Sein Blick glitt suchend über ihre Züge, und seine Augen waren so dunkel und unergründlich wie die Nacht.
    „Ein rettender
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