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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman
Autoren: Colleen McCullough
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ob Richard ihm folgte.
    »Ich sehe keinen Grund dafür, meine Frau und mein Kind auf die Liste der Regierung zu setzen«, beharrte Richard in Crowders kleinem Büro. »Ich bin das Familienoberhaupt.«
    »Genau darum geht es, Richard. Das sind Sie eben nicht. Kitty ist ein Sträfling und ledig. Deshalb steht sie noch auf der Liste, und deshalb muss auch ihr Baby dort eingetragen werden. Ich brauche Sie nur als Zeugen.«
    Richard sah ihn finster an. »Kitty ist meine Frau und Kate meine Tochter.«
    »Catherine Clark, ledig… jawohl, hier steht sie«, murmelte Crowder, als er Kitty in dem großen Verzeichnis gefunden hatte. Er nahm eine Schreibfeder, tauchte sie in ein Tintenfass und fügte einen Eintrag hinzu, den er laut vorlas: »Catherine Clark, Kind.« Er sah erleichtert auf. »So, das wäre erledigt, und Sie haben gesehen, dass ich sie eingetragen habe. Ich danke Ihnen, Richard.« Er legte die Feder weg.
    »Das Kind heißt Catherine Morgan . Ich erkenne sie als meine Tochter an.«
    »Sie heißt Clark.«
    »Morgan.«
    Tommy Crowder war kein besonders sensibler Mensch. Sein ganzes Streben war darauf gerichtet, sich Leuten unentbehrlich zu machen, die seine Karriere befördern konnten. Doch als er jetzt Richards
blitzende Augen auf sich gerichtet sah, erbleichte er. »Ich kann nichts dafür, Richard«, stammelte er. »Ich tue doch nur, was man mir sagt. Kommandant King will Ordnung in den Akten. Das Kind muss hier eingetragen sein, und Sie müssen bezeugen, dass dies geschehen ist. Das Mädchen heißt Clark.«
    »Das ist ungerecht!«, sagte Richard später zu Stephen und ballte dabei die Fäuste. »Dieser dressierte Affe hat meine Tochter unter dem Namen Catherine Clark in seine blöde Liste eingetragen und ich musste auch noch als Zeuge dabei sein.«
    Stephen lief es unwillkürlich kalt den Rücken hinunter, als er Richards Muskeln spielen sah. »Richard, um Himmels willen, reiß dich zusammen! Crowder kann nichts dafür, auch der König nicht. Ich bin ganz deiner Meinung, es ist ungerecht, aber du kannst daran nichts ändern. Kitty ist nicht deine Frau und kann es auch gar nicht sein. Es dauert noch ein paar Jahre, bis sie ihre Strafe verbüßt hat, und bis dahin können die Behörden nach Belieben mit ihr verfahren. Und Kates offizieller Familienname ist Clark.«
    »Aber eines kann ich tun«, sagte Richard heftig. »Ich kann Lizzie Lock umbringen.«
    »Dazu bist du nicht fähig, also rede auch nicht davon.«
    »Solange Lizzie lebt, ist meine Tochter ein Bastard, wie die anderen Kinder, die ich mit Kitty haben werde.«
    »Das muss nicht immer so sein. Schau mal. Tom Sculley, mit dem Lizzie jetzt lebt, hat schnell begriffen, dass er vom Ackerbau nichts versteht, deshalb hat er vom Getreideanbau auf die Geflügelzucht umgestellt. Früher oder später wird er alles verkaufen und die Insel verlassen. Aus dem Klatsch der freien Siedler und ehemaligen Seesoldaten weiß ich, dass er China und Bengalen bereisen will, bevor er zu alt dafür ist. Da nimmt er Lizzie natürlich mit.«
    Richard sah ihn niedergeschlagen an. »Ich gebe mir Mühe, deinen Gedanken zu folgen. Du meinst, wenn Lizzie in den Orient fährt, muss ich nur noch ein Weilchen warten, und dann kann ich so tun, als sei ich ledig?«
    »Genau. Notfalls bezahle ich einen Londoner Fälscher dafür, dass er ein entsprechendes Dokument ausstellt. Zum Beispiel einen
rührenden Brief aus der Feder eines Kaufmanns aus Wampoa an die Behörden in Gloucester. In diesem Brief steht dann, Mrs Richard Morgan, geborene Elizabeth Lock, sei in Macao gestorben. Ob man in Gloucester von irgendwelchen Verwandten wisse? Das bezeugt ihren Tod, und dann kannst du Kitty heiraten.«
    »Manchmal bist du ganz schön durchtrieben, Stephen.« Richard brachte so etwas wie ein Lachen zu Stande. »Bedeuten deine tröstenden Worte mit der Anspielung auf London, dass du uns demnächst verlassen wirst?«
    »Bis jetzt weiß ich noch nichts. Aber eines Tages wird es so weit sein.«
    »Ich werde dich schrecklich vermissen.«
    »Ich dich auch.« Stephen legte den Arm um Richards Schulter und schob den Freund ganz sanft in Richtung nach Hause. Wie schön, dachte er, sein Zorn ist verraucht. Zumindest an der Oberfläche. Reverend Johnson soll in der Hölle schmoren!
    »Er leidet darunter viel mehr als ich«, sagte Kitty, als Stephen ihr berichtete, was vorgefallen war. Richard war zu dem kleinen Badeteich gegangen, den er in der Nähe des Hauses angelegt hatte, und wusch die Sägespäne und den Mief
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