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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman
Autoren: Colleen McCullough
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gebraucht werde, beaufsichtige ich eine Gruppe von Waldarbeitern, die am Mount George rodet. Aus dem elenden Steinbruch bin ich zum Glück raus.«
    »Das muss gefeiert werden.« Richard stand auf, griff hinter eine Reihe von Büchern und zog eine Flasche heraus. »Das ist mein eigener Rum, Morgans Spezialverschnitt. Major Ross hat mir zum Abschied einige Flaschen geschenkt, ich habe sie allerdings noch
nicht probiert. Jetzt werden wir beide gleich schmecken, wie einheimischer Rum schmeckt, der eine Zeit lang im Fass gelagert und mit gutem Bristoler Schnaps veredelt wurde.«
    »Auf dein Wohl, Richard.« Stephen hob seinen Becher und nippte daran, auf das Schlimmste gefasst. Dann nahm er überrascht einen richtigen Schluck. »Der ist gar nicht übel, Richard!« Der Becher wurde in Kittys Richtung geneigt. »Auf dein Wohl, Kitty, und auf das des Babys. Ich will sein Pate werden. Hoffentlich wird es ein Mädchen, und hoffentlich nennt ihr sie Kate.«
    »Kate?«, fragte Kitty.
    »Nach der widerspenstigen Kate in Shakespeares Der Widerspenstigen Zähmung . Auf einer Insel wie dieser können sich die Widerspenstigen besser behaupten als die grauen Mäuse.« Stephen grinste. »Jetzt werd nicht gleich so blass, junge Mutter! Irgendein Mann wird sie schon zähmen.«
    »Und wenn es ein Junge wird?«, fragte die künftige Mutter.
    »Mein erster Sohn wird William Henry heißen, und niemand darf den Namen abkürzen«, sagte Richard.
    »William Henry … der Name gefällt mir«, sagte Kitty.
    Stephen senkte den Kopf und unterdrückte ein Seufzen. Also wusste Kitty nichts von Richards Sohn. Würde sie es jemals erfahren? Du musst es ihr sagen, Richard! Bitte erkenne sie als gleichberechtigtes Wesen an!
    »Auch ich habe Neuigkeiten, Herr Leutnant«, sagte Richard. »Mr King hat Tommy Crowder befohlen, ein Kataster der Insel und ein Verzeichnis der Landbesitzer anzulegen. Dort werde ich eingetragen als Richard Morgan, Freier, Inhaber von sechs Hektar, die mir und nicht der Krone gehören. Außerdem erhalte ich kommenden Juni als Geschenk der Krone weitere fünf Hektar in Queensborough. Ich werde auf meinem Land Weizen anbauen und in Queensborough Mais für Schweinefutter.« Er hob seinen Becher. »Ich trinke auf dein Wohl, Leutnant Donovan, auf deine Freundschaft, die du mir in diesen Jahren bewiesen hast. Mögest du ein Schiff mit hundert Kanonen in einer großen Seeschlacht gegen die Franzosen befehligen und dann Flottenadmiral werden. Kitty, dreh dich jetzt bitte um und schau nicht heimlich her.«

    Zwanzig Goldstücke glitten geräuschlos in Stephens Hand. Der zog zunächst die Brauen hoch, dann steckte er das Geld in die Tasche seiner Segeltuchjacke. Als Kitty wieder hersehen durfte, lachten die beiden laut. Kitty wusste nicht, worüber.
     
    Das Jahr 1792 begann mit einer Trockenperiode. Um Weihnachten hatte es dagegen wie üblich geregnet, zum Glück erst, nachdem die Ernte abgeschlossen war. Kittys Bauch wuchs, blieb aber eher klein, und sie konnte arbeiten, ohne sich übermäßig anstrengen zu müssen.
    »Eigentlich solltest du das Kind bekommen!«, sagte sie zu Richard. »Du machst so ein Theater und bist eine richtige Glucke!«
    »Ich finde, du solltest in der Zeit unmittelbar vor der Geburt bei Olivia Lucas im Arthur’s Vale wohnen.« Richard war besorgt. »Das Haus hier ist viel zu abgelegen.«
    »Ich werde nicht bei Olivia Lucas wohnen!«
    »Und wenn das Baby früher kommt als erwartet?«
    »Richard, ich habe mich lange mit Olivia Lucas unterhalten. Glaub mir, ich werde genug Zeit haben, um Joey und dich und Olivia zu benachrichtigen. Es ist mein erstes Kind, und die ersten kommen nicht so schnell.«
    »Bist du sicher?«
    »Ganz sicher.« Sie ging zu einem Stuhl, setzte sich und sah Richard ernst an. »Ich muss dich etwas fragen, Richard, und ich bestehe auf einer Antwort.«
    Fasziniert sah Richard sie an. Eine große Autorität ging von ihr aus. »Frage«, sagte er und setzte sich ihr gegenüber.
    »Ich bringe bald dein Kind zur Welt, Richard, aber ich weiß so gut wie nichts über dein Leben. Das wenige, das ich weiß, habe ich von Lizzie Lock, aber auch sie wusste nicht viel und ich glaube, ich habe ein Recht darauf, mehr zu wissen als sie. Erzähle mir von deiner Tochter, die jetzt in meinem Alter wäre.«
    »Sie hieß Mary, und sie liegt neben ihrer Mutter auf dem Friedhof der St.-James-Kirche in Bristol begraben. Mary starb mit drei Jahren an Pocken. Schon deshalb ist es mir recht, wenn meine Kinder
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