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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman
Autoren: Colleen McCullough
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mit der Schere durch. Sie schrie, oh, was für eine kräftige Stimme sie hat! Ich wusch sie, wischte den Fußboden, weichte das Tuch ein und wusch mich selbst.« Kitty platzte fast vor Stolz. »Ich weiß wirklich nicht, warum alle Welt so ein Theater darum macht.« Sie schob ihr Kattunhemd zur Seite und entblößte eine pralle Brust. Aus der dunkelroten Brustwarze quoll eine weiße Perle. »Ich habe auch schon Milch, aber Olivia riet mir, noch ein wenig zu warten, bevor ich Kate anlege. Habe ich nicht alles richtig gemacht, Richard?«
    Richard beugte sich vor und küsste sie auf den Mund, ganz vorsichtig, um das Bündel auf seinen Armen nicht zu drücken. Er sah Kitty mit leuchtenden Augen an, dann wischte er sich die Tränen aus dem Gesicht und lächelte unsicher. »Du hast alles richtig gemacht, Kitty. Als ob du so etwas schon zwanzigmal erlebt hättest.«
    »Ich habe keine Waage und kann Kate deshalb nicht wiegen, aber sie ist, glaube ich, ziemlich schwer und auch recht groß. Sie sieht wie eine Morgan aus, nicht wie eine Clark.«
    Richard betrachtete Kate, hätte Kittys Aussage aber nicht bestätigen können. »Sie ist sehr schön, das ist alles, was ich sehe.« Danach sah er Kitty genauer an. Sie wirkte müde, strahlte aber so viel Freude aus, dass er sich nicht vorstellen konnte, sie könnte in Gefahr sein. »Dir fehlt wirklich nichts?«
    »Ganz bestimmt nicht. Ich bin nur müde. Es ging alles so schnell. Olivia riet mir, mich hinzuhocken. Das sei die natürlichste Art, ein Kind zu bekommen.« Kitty nahm Kate wieder und sah sie noch einmal genau an. »Sie ist dir wie aus dem Gesicht geschnitten, Richard. Wie kannst du das nicht sehen?«

    »Sollen wir sie also Catherine nennen wie ihre Mutter?«
    »Ja. Dann sind wir zwei Catherines: eine Kitty und eine Kate. Das nächste Mädchen heißt dann Mary.«
    Wieder strömten ihm die Tränen über das Gesicht und er weinte, bis Kitty das Baby ablegte und ihn in die Arme schloss.
    »Ich liebe dich, Kitty. Ich liebe dich mehr als das Leben.«
    Wieder öffnete sie den Mund, um etwas zu sagen, doch da brüllte Kate aus vollem Hals los, und sie sagte stattdessen: »Hör dir das an! Ich glaube, Stephen hat Recht. Wir haben jetzt eine widerspenstige Kate im Haus. Ich stille sie jetzt.«
    Kitty schlüpfte mit den Armen aus dem Hemd, wickelte das kleine Wesen aus und hielt es nackt an ihren eigenen Körper. Richard sah fasziniert zu. Das kleinen Mündchen schloss sich um die Brustwarze, und Kitty seufzte lustvoll. »Ja, Kate, jetzt gehörst du ganz und gar mir.«
     
    Kitty hatte keinen Augenblick daran gezweifelt, dass Richard ein wunderbarer Vater sein würde. Trotzdem war sie überrascht, wie vollkommen er in seiner Vaterschaft aufging. So viele ihrer Freundinnen und Bekannten klagten, ihre Männer wollten sich nicht zu sehr um Kinder oder häusliche Pflichten kümmern, um nicht unmännlich zu wirken. Ein müdes Kind zu tragen ging noch, ein Baby zu küssen und mit ihm zu schmusen ebenfalls, aber man durfte nicht übertreiben. Richard dagegen war völlig gleichgültig, was seine Freunde von ihm hielten. Wenn einer von ihnen zu Besuch kam, wechselte er dennoch Kates schmutzige Windeln. Es machte ihm auch nichts aus, dabei gesehen zu werden, wie er Windeln wusch oder zum Trocknen an die Leine hängte. Seine Freunde schienen ihn deshalb auch nicht für einen Weichling zu halten, was sicher dadurch begünstigt wurde, dass er nicht wie einer aussah.
    Richard arbeitete viel und so schnell wie möglich, immer im Bestreben, so früh wie möglich nach Hause zu kommen, um Zeit mit Kitty und Kate zu verbringen. Als Kitty vorsichtig andeutete, er könnte ja weniger sägen und dafür mehr auf dem Feld arbeiten, reagierte er entsetzt. Nein, niemals! Die Arbeit als Aufseher über die Säger war gut bezahlt, und jeder Schuldschein, der zu seinen
Gunsten in die Bücher der Verwaltung eingetragen wurde, sicherte die Zukunft seiner Kinder. Er würde beides schaffen, das Sägen und die Feldarbeit. Dazu war er noch nicht zu alt.
     
    Kate war sechs Monate alt, als Tommy Crowder eines Tages zu Richards Sägegrube kam und Richard fragte, wann er die kleine Kate auf die Versorgungsliste der Regierung setzen lassen wolle.
    »Ich kann selbst für meine Frau und mein Kind sorgen«, sagte Richard stolz.
    »Kommandant King besteht aber darauf, sie auf die Liste zu setzen«, erwiderte Crowder. »Kommen Sie in mein Büro mit und lassen Sie es uns gleich erledigen.« Crowder ging los, ohne darauf zu achten,
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