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Insel der schwarzen Perlen

Insel der schwarzen Perlen

Titel: Insel der schwarzen Perlen
Autoren: Noemi Jordan
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erklären?«
    Bevor Elisa in Verlegenheit kam, stürmte Gerd an die Tür. Er war zu einem schlaksigen Siebzehnjährigen herangewachsen, stand seiner Verwandtschaft seit vielen Jahren das erste Mal gegenüber und nahm Paul Vogel ins Visier.
    Â»Sie sind der Bruder meines Großvaters, Paul Vogel! Ihnen gehört auf Kauai die Zuckerrohrplantage, von der meine Mutter nichts abbekommen hat, weil sie statt Gouverneur Janson meinen Pa zum Mann nahm … und das ist Ihre Familie?«
    Gerd schüttelte jedem deutschen Verwandten einzeln die Hand, wobei er nicht vergaß, ausgiebig zu lächeln.
    Ihr Sohn war ein attraktiver Junge und wusste es, zudem war er intelligent und äußerst selbstbewusst für sein Alter. Seine belustigten Blicke waren unverschämt.
    Zuletzt kam Amala an die Tür. Als sie sah, wen sie vor sich hatte, stemmte sie beide Hände in die Hüften und ihre Augen sprühten Gift.
    Â»Wenn die hier schlafen, ziehe ich aus!«
    Eine Sirene unterbrach die peinliche Situation.
    Â»Es brennt! Wieder Rauch im Hafen … ob die Geier erneut in Flammen steht? Wo ist Emma?«
    Gerd war in Sorge, denn seine Schwester verbrachte viel Zeit mit einem deutschen Offizier, der ihr den Kopf verdreht hatte. Er machte sich auf den Weg zum Hafen, während Elisas Onkel immer noch mit seiner Familie auf der Schwelle stand. Doch auch Amala wich keinen Millimeter, und Hokulele begann zu kichern.
    Â»Ihr seid nur verwandt mit meiner Ma, weil ihr ganz weiß seid. Aber mein Pa mag keine haole …«
    Elisa beherbergte ihre Verwandten nicht. Sie machte ihnen auch nicht in der kleinen Pension ihre Aufwartung, in der Paul Vogel mit seiner Familie für die drei Tage einen Unterschlupf fand. Sie und Kelii hatten Wichtigeres zu tun. Elisa wollte so schnell wie möglich zurück nach Kauai, um dort in ihrem Dorf am Wasserfall das Kriegsende abzuwarten. Man wartete auf Kelii nun schon viele Jahre lang. Doch sie mussten noch warten, da Lili’uokalani sehr krank war.
    Â»Ohne Abschied und ihren Segen kann ich Honolulu nicht verlassen. Und dann will ich noch ein Abschiedsessen für Eli und die Jungs geben …«
    Elisa bezeichnete sie immer noch als Jungs, obwohl alle inzwischen gestandene junge Männer waren. Drei von ihnen hatten bereits feste Freundinnen, und alle arbeiteten in verschiedenen Funktionen für die Firma Dole. Dafür hatte Eli nach und nach gesorgt, sehr zum Ärger von Nalani und Makaio, die all ihre Ländereien verloren hatten. Nur noch das Haus in den Bergen und ein kleiner Garten gehörten ihnen. Elisa hatte sich mit Elis Hilfe sowie der Fürsprache von Lili’uokalani für die beiden eingesetzt. Als Königstreue und Rebellen waren sie in Ungnade gefallen.
    Kelii nickte zustimmend.
    Â»Es wäre gut, wenn Nalani und Makaio aus den Bergen kommen könnten, um sich mit ihren Jungs zu versöhnen.«
    Kelii setzte sich bei seiner Cousine und ihrem Mann für die jungen Männer ein, da er sie verstehen konnte. Sie wollten sich wirtschaftlich etwas aufbauen, jetzt, in Kriegszeiten, war der Bedarf an Ananas weltweit gestiegen. Der Profit stieg von Jahr zu Jahr, und daher war die Bezahlung in der Fabrik gut. Von den jungen Leuten würden deshalb auch nur Gerd und Emma mit zurück nach Kauai kommen und natürlich Amala und Hokulele. Eli und die Jungs würden das Haus am Washington Place übernehmen.
    Als Elisa auf die Nachricht von Lili’uokalani wartete und beschäftigt mit allerlei Vorbereitungen für den bevorstehenden Umzug war, ging die Türglocke. Amala war beim Einkaufen und Elisa öffnete selber. Vor ihr stand eine schmale junge Frau in der Ordenstracht der Franziskanerinnen: Victoria wollte sich von Elisa verabschieden, da sie Hawaii verlassen würde.
    Â»In wenigen Tagen werde ich in ein Kriegsgebiet versetzt, darum habe ich gebeten. Die vielen Verletzten brauchen mich, und es hilft, dass ich gut deutsch spreche. Ich wollte mich von Ihnen verabschieden und mich für alles bedanken, vor allem auch für meine Sprachfertigkeit. Sie haben mir als Lehrerin viel gegeben, Fräulein Vogel, und ich werde Sie nie vergessen.«
    Damit legte sie Elisa das kleine Täschchen hin, das sie einst am Hafen von ihr bekommen hatte.
    Â»Mein Orden erlaubt nichts Persönliches, aber ich hatte Ihr Geschenk bis jetzt immer unter meiner Matratze oder meinem Strohsack versteckt …«
    Ãœber Victorias durchsichtig
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