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Insel der schwarzen Perlen

Insel der schwarzen Perlen

Titel: Insel der schwarzen Perlen
Autoren: Noemi Jordan
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Begrüßung etwas sagen und räusperte sich ein paar Mal. Doch es blieb bei dem gutturalen Grunzen. Dann legte sie ihre Stirn an die ihrer Enkelin und ihre Hände auf Majas Bauch, wo sie mit ihrem Urenkel Kontakt aufnahm. So verharrten sie eine Weile, bis die nächste Kontraktion kam.
    Maja spürte, wie gut Sabjis Hände ihr taten. Es war, als wäre der Wasserfall selber gekommen, um mitzuspülen, was Maja bei einer Geburt nicht brauchen konnte, vor allem die Ängste. Sie hatte sogar das Gefühl, dass ihr Herz begann, kräftiger und ruhiger zu schlagen. Das musste sie mitteilen.
    Â»Stefan … Horch mich noch einmal ab.«
    Und tatsächlich, je näher Sabjis Körper dem von Maja war, desto ruhiger wurde ihr Herz. Sie experimentierten eine Weile. Am besten war es, wenn Sabji hinter Maja stand und ihr durch direkten Körperkontakt den Rücken stärkte.
    Bald flossen Tränen bei Maja, obwohl sie nicht traurig war. Sabjis Körper hinter ihr war wie eine Sehnsucht, die sie in ihrem Leben vor sich hergetragen hatte, ohne zu wissen, wonach sie sich gesehnt hatte, in den vielen Stunden der Abenddämmerung, in denen täglich ihr Herz geschmerzt hatte, immer schon.
    Ina hatte sie einmal gefragt, ob vielleicht jemand an sie denken würde, an einem fernen Ort. Es könnte sein, dachte Maja jetzt, denn wenn Sabjis Anwesenheit ihr so guttat, wie würde es ihr dann wohl mit ihrer leiblichen Mutter gehen? Wenn Malia noch am Leben war, dann würde Maja sie kennenlernen wollen.
    An Elisa musste sie denken, während die Wehen häufiger und heftiger kamen. Wie hatte Elisa es mit den Zwillingen geschafft? Hat damals jemand im Dorf ihre Schmerzen genommen?
    Während Maja im Schlafzimmer mithilfe von Sabji und der Hebamme die ersten starken Wehen durchlitt, zog Stefan bereits eine Spritze auf. Er wollte für alles bereit sein, selbst wenn die beiden Hawaiianerinnen ihn belächelten. In ihrer Kultur ertrug eine Frau den Geburtsschmerz ohne Jammern und, wenn es ging, auch ohne helfende Schmerzmittel.
    Im Kinderzimmer nebenan saß der zukünftige Großvater Max mit Urgroßtante Mai. Zunächst versuchte er, sich für das zu rechtfertigen, was er schlecht gemacht hatte, denn in Mais Augen war es eine ganze Menge.
    Maja hörte die beiden reden, dann streiten. Die Gesprächsfetzen, die durch die Wand drangen, hörte auch Keanu und lächelte vor sich hin.
    Â»Mai macht Max gerade ein großes Geschenk … sie nennt es immer ma’ema’e pali, was so viel heißt wie von der Klippe fegen oder Großreinemachen. Und dein Vater braucht es!«
    Keanu sagte seine Worte mit einem Lächeln, doch sie spürte den Ernst dahinter. Mit der nächsten Kontraktion kamen auch ihre Worte.
    Â»Mein Vater war verdammt selbstsüchtig …«
    Â»Sieh sie dir an, die junge Malia, wie verwundbar und zart sie auf dem Foto aussieht, in einer unglücklichen Ehe gefangen, noch dazu mit ihm …«
    Keanu wollte instinktiv seinen Namen nicht aussprechen, so als würde etwas Dunkles und Böses daran haften. Wieder kam eine Kontraktion. Maja wurde schlecht.
    Â»Als ich ein kleines Kind war, da hat er mich mit meiner Mutter abgeholt … Und dann? Habe ich bei ihm gewohnt?«
    Sie wussten es nicht. Nur den Brief, den Malia an Max geschickt hatte, und die Notizen aus dem Krankenhaus gab es. Ein Säugling wurde mit Verbrennungen und Oberschenkelhalsbruch eingeliefert, und die Mutter konnte das Kind nicht großziehen.
    All die Fragen, die Maja quälten, konnten wahrscheinlich entweder Malia oder der Mann mit der Bauchwunde beantworten, aber würden sie es tun? Maja bezweifelte es. Stefan mischte sich ein. »Wieso nicht? In ein paar Tagen ist der Kerl so weit vernehmungsfähig. Dann gehe ich hin und frage ihn, woher die Narbe an deinem Haaransatz kommt …«
    Er klang wütend, genau so wütend wie Maja.
    Â»Die Verbrennung sei passiert, als ich ein Baby war, hat Mama immer gesagt, sie hätte mich mit Milch verbrüht …«
    Â»Meine Chefin, also deine Adoptivmutter, war es nicht, denn du warst gar nicht in Deutschland.«
    Â»Und der Bruch, der mir manchmal Probleme macht, da sei ich ihr vom Wickeltisch gefallen, sagte sie …«
    Â»Weil deine Mutter dich eben liebt, da hat sie es auf sich genommen, damit du auf jemanden sauer sein kannst!«
    Â»Ist ja gut, Stefan, reite nicht darauf rum!«
    Â»Doch, Maja, das
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