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Ins dunkle Herz Afrikas

Ins dunkle Herz Afrikas

Titel: Ins dunkle Herz Afrikas
Autoren: Stephanie Gercke
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es schön!« Sie wich seinem Blick aus.
    »Ja, ich weiß, es ist schön, wir sind hier sicher, niemand bespitzelt uns.« Es klang trotzig. »Wenn wir etwas gegen die Regierung haben, können wir uns auf den Rathausplatz stellen und es herausschreien, es geht uns gut, nichts und niemand trachtet uns nach dem Leben, wir leben in Frieden und Freiheit...!«
    - ihre Stimme war immer leiser geworden, und die nächsten Worte waren nur noch ein Flüstern - »... und trotzdem kann ich Afrika 27
    nicht vergessen!« Schweigend beobachtete sie die tanzenden Lichter auf dem schwarzen Wasser. »Fast acht Jahre ist es her, dass wir Umhlanga Rocks verlassen haben«, wisperte sie und sah es vor sich, Umhlanga, wo ihr Garten lag, sah das Meer, den Himmel, »ich muss es vergessen ...«
    Plötzlich ging ein Ruck durch sie hindurch, und als sie sich zu lan umdrehte, leuchtete ihr Gesicht, als hätte sich eben das Paradies vor ihr aufgetan.
    »Warum muss ich es vergessen? Die Kinder sind einundzwanzig, auch nach südafrikanischem Gesetz volljährig. Verstehst du, es kann uns keiner mehr mit Jan erpressen! Die Kerle in Pretoria können ihn nicht mehr einziehen und in ihren Krieg zwingen!« Ihre Stimme kletterte, Aufregung rötete ihre Wangen.
    »Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. - Liebling, wir sind frei! Jetzt hält uns doch eigentlich nichts mehr davon ab, wenigstens Urlaub in Umhlanga zu machen«, sprudelte sie, warf ihm die Arme um den Hals, bedeckte ihn mit Küssen.
    lans Gesicht verlor jeden Ausdruck, wurde zu der Fassade, hinter der er sich seit ihrer Flucht aus Südafrika so häufig zurückzog, unerreichbar für sie.
    Reglos stand er in ihrer Umarmung, die Arme schlaff, die Haut klamm und kalt.
    »lan! Ist etwas?« Sie trat zurück, wartete auf eine Antwort. Sie kam nicht.
    Er schien sie weder zu hören noch wahrzunehmen. Blicklos starrte er vor sich hin, sah offenbar etwas, was ihr verborgen blieb. Aufgeschreckt packte sie ihn an den Schultern, rüttelte ihn. Als käme er nach einer Narkose zu sich, sah er sie für Sekunden verwirrt an, dann glitt sein Blick zur Seite. Er lehnte seine Unterarme auf das eiserne Geländer, starrte ins Wasser. Seine Finger verschlangen sich ineinander, kneteten und drückten sich, bis die Knöchel weiß waren. Als er endlich redete, verursachte sein kalter Ton ihr eine Gänsehaut.
    »Warum suchst du dir hier nicht irgendeine Tätigkeit? Zeit genug hast du wirklich, und dann würdest du nicht dauernd von Afrika träumen.« Tief getroffen, berührte sie dennoch seine Schulter, aber nur mit den 28
    Fingerspitzen. »lan, Liebes, was ist?« Wie konnte er das sagen, was war in ihn gefahren? Er blieb unerreichbar. »Wolltest du nicht ursprünglich Medizin studieren?«
    Sie zuckte zusammen. »Mit neununvierzig - mach dich nicht lächerlich!«
    »Eröffne doch eine Boutique.«
    Zielsicher traf er einen bloßliegenden Nerv. »Du weißt genau, dass ich das Geld dazu nicht habe ...«
    »In Südafrika hast du sogar eine Strickfabrik aufgebaut, ganz allein und ohne Geld, nur mit deinem Talent.« Er benutzte seine Stimme wie eine Keule.
    Ein Geschwür in ihr brach auf, Eiter quoll hervor, das Zersetzungsprodukt vieler Jahre. »Und wenn der Herr von Burgar vom Star Investment Holding nicht mit fast unserem gesamten Geld abgehauen wäre«, platzte sie heraus, »und sich damit jetzt ein sorgloses Leben irgendwo unter der karibischen Sonne machen würde, wäre das alles kein Problem. Dann hätte ich das Startkapital, das hier nötig ist, und würde dir nicht auf die Nerven gehen.« Sie biss sich auf die Lippen, schluckte den Rest ihrer Worte hinunter.
    Und wenn du dich nicht von dem geschniegelten Kerl und seinen vielen hochtrabenden Worten hättest täuschen lassen, hätte sie am liebsten herausgeschrien, von den schönen großen Büros mit den reizenden, hochglanzlackierten Damen und den dynamischen jungen Herrchen, der Penthauswohnung, dem Ferrari und dem vielen Champagner, wenn du auf mich gehört hättest, weil ich den wirklichen Menschen hinter seiner Maske erkannt hatte, dann hätte er nicht auch noch den letzten Penny aus uns herauswringen können -aus mir, denn es ist mein Erbe von Onkel Diderich, das der Kerl jetzt verprasst!
    Aber sie brachte es nicht fertig.
    Sie standen sich gegenüber, keine zwei Schritte voneinander entfernt, aber zwischen ihnen war der Abgrund so tief, dass sie sich kaum erkennen konnten, und keiner von beiden streckte die Hand nach 29
    dem anderen aus, um ihm
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